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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Instruments ihm bestimmt ein halbes Dutzend wütender E-Mails einbringen würden, wenn er es im sonntäglich ruhigen Wohnbereich erklingen ließ.
    Carson goß den Kaffee mitsamt Satz in eine Thermosflasche, schlang das Banjo über die Schulter und ging in die Kantine, um sich ein paar Sandwiches zu holen. Das Personal dort, das sonst eine fast unerträgliche Fröhlichkeit versprühte, kam ihm auffällig mürrisch und einsilbig vor. Das kann doch nicht daran liegen, daß ihnen der Vorfall mit Vanderwagon noch immer in den Knochen steckt, dachte Carson. Vielleicht war es einfach noch zu früh am Morgen. In letzter Zeit waren die Leute hier aus den nichtigsten Gründen schlecht gelaunt.
    Nachdem Carson das Wachhaus am Tor passiert hatte, ging er die Straße entlang, die in nordöstlicher Richtung zum Mount Dragon führte. An dessen Fuß angekommen, verließ er die Straße und benützte zum Aufstieg einen schmalen, steilen Pfad, auf dem Lavasteine unter seinen Füßen knirschten und ihm das Banjo auf seinem Rücken immer schwerer vorkam. Nach einer halben Stunde mühevollen Kletterns war er auf dem Gipfel des Berges angelangt.
    Der Mount Dragon war ein klassischer Vulkankegel, der in der Mitte noch das alte Kraterloch hatte, an dessen Rand ein paar Mesquitsträucher wuchsen. Auf der anderen Seite des Kraters konnte Carson eine Ansammlung von Antennen und Parabolspiegeln sehen, neben denen ein von einem Maschendrahtzaun umgebener, weißer Schuppen stand.
    Schwer atmend sah Carson sich um und genoß den Ausblick, für den er sich so angestrengt hatte. Der Wüstenboden war jetzt, kurz nach Sonnenaufgang, in ein schimmerndes, fast unwirkliches Licht getaucht. Er sah aus, als wäre er gar keine Fläche, sondern nur ein Spiel aus Licht und Farben. Als die Sonne etwas höher stieg und ihre Strahlen schräg über die Landschaft schickte, warf jeder einzelne Mesquito- der Kreosotstrauch einen endlos langen Schatten, der sich fast bis zum Horizont zu erstrecken schien. Carson konnte sehen, wie die Hell-Dunkel-Grenze von Ost nach West über die Wüste wanderte, Erhebungen anstrahlte und Senken in tiefen Schatten tauchte, bis sie schließlich hinter der Erdkrümmung verschwand.
    In einigen Meilen Entfernung erkannte Carson die Ruinen des alten Pueblos der Anasazi-Indianer, von denen er mittlerweile wußte, daß sie Kin Klizhini hießen. Sie warfen ihre Schatten wie tiefe, schwarze Einschnitte über die sandige Ebene. Noch weiter entfernt konnte er auf dem hellen Wüstenboden die dunkle Masse des Malpazs-Lavafeldes sehen.
    Carson suchte sich ein gemütliches Plätzchen hinter einem großen Tuffsteinblock, legte sich neben sein Banjo auf den Boden und schloß die Augen. Er genoß die Stille und die Einsamkeit.
    »Mist!« hörte er ein paar Minuten später eine ihm vertraute Stimme sagen.
    Als er die Augen öffnete, sah Carson de Vaca, die vor ihm stand und die Hände in die Hüften gestemmt hatte. »Was machen Sie denn hier?« verlangte sie zu wissen. Carson griff nach dem Banjokasten und wußte, daß der Tag für ihn gelaufen war. »Was werde ich hier wohl tun?« fragte er. »Aber das hier ist mein Platz«, sagte de Vaca. »Ich komme jeden Sonntag hierher.«
    Ohne ein weiteres Wort stand Carson auf und wandte sich zum Gehen. Heute war ein Tag, an dem er Streit mit seiner Assistentin um jeden Preis vermeiden wollte. Wenn sie ihn hier nicht haben wollte, würde er eben mit Roscoe ein paar Kilometer weit hinaus in die Wüste reiten und dort auf seinem Banjo spielen.
    Dann aber sah Carson de Vacas Gesichtsausdruck und blieb stehen. »Sind Sie okay?« fragte er. »Warum sollte ich nicht okay sein?«
    Carson sah sie genau an. Sein Instinkt riet ihm, kein Gespräch mit ihr anzufangen und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
    »Sie machen auf mich einen etwas mitgenommenen Eindruck«, sagte Carson dennoch.
    »Wieso sollte ich Ihnen vertrauen?« fragte de Vaca auf einmal.
    »Inwiefern?«
    »Sie sind doch auch einer von denen«, sagte sie. »Ein Mann von GeneDyne.« Hinter ihrem vorwurfsvollen Ton konnte Carson einen deutlichen Anklang von Furcht in ihrer Stimme erkennen.
    »Was ist denn passiert?« fragte er.
    De Vaca blieb eine ganze Weile stumm. »Teece ist verschwunden«, sagte sie schließlich.
    Carson entspannte sich zusehends. »Natürlich ist er das. Ich habe vorgestern abend noch mit ihm gesprochen. Er hat sich einen Geländewagen ausgeliehen und ist nach Radium Springs gefahren. Er wollte erst morgen wiederkommen.« De

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