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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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näher an«, sagte er.
    »Mit der Röntgenstrukturanalyse?« fragte de Vaca. »Sie haben's erfaßt.«
    Carson gab den Behälter mit den Molekülen in einen gelben Sicherheitsbehälter, den er sorgfältig verschloß. Dann zog er seinen Luftschlauch ab, nahm den Behälter und folgte de Vaca den Korridor entlang ins Zentrum des Fiebertanks. Dort betraten die beiden ein leeres Labor, in dem nur eine einzige rote Lampe an der Decke brannte. Der ohnehin schon kleine Raum wurde zu einem Großteil von einer zwei Meter hohen und dicken Stahlsäule eingenommen, neben der eine Computer-Werkstation stand. An der Säule selbst gab es keine Knöpfe, Schalter oder Skalen; das Gerät zur Röntgenstrukturanalyse wurde vollständig über den Computer gesteuert.
    »Machen Sie die Maschine klar«, sagte Carson, »ich bereite inzwischen die Probe vor.«
    De Vaca setzte sich an den Computer und begann zu tippen. Bald ertönte ein Klicken und ein leises, tiefes Summen, das sich langsam in der Tonhöhe steigerte. Als es so hoch war, daß man es kaum mehr hören konnte, wurde die Luft zischend aus dem Inneren der Säule gepumpt. De Vaca tippte weitere Befehle ein, um den Diffraktionsstrahl auf die richtige Wellenlänge zu eichen. Wenig später zeigte ein Piepton an, daß alles bereit war. »Fahren Sie die Objektbühne heraus«, sagte Carson. De Vaca tippte etwas ein, und eine Art Schublade aus Titanlegierung glitt aus dem Unterteil der Säule. Sie enthielt eine kleine, abnehmbare Schale. Mit einer Mikropipette träufelte Carson einen einzigen Tropfen der mitgebrachten Lösung in die Schale. Auf einen Tastendruck von de Vaca fuhr die Objektbühne wieder in die Säule hinein. »Und jetzt kühlen Sie die Probe bitte herunter.« Mit einem lauten, klopfenden Geräusch fror die Maschine den Tropfen auf eine Temperatur nahe dem absoluten Nullpunkt ein.
    »Vakuum erzeugen.«
    Ungeduldig wartete Carson, bis die Maschine die Luft aus der Probenkammer gepumpt hatte. Durch das Vakuum wurden dem Tropfen alle Wassermoleküle entzogen. Dann wurde ein schwaches, elektromagnetisches Feld erzeugt, das es den Proteinmolekülen erlaubte, sich nach ihrer am wenigsten energiereichen Konfiguration auszurichten. Was danach von der Probe noch übrigblieb, war ein mikroskopisch feiner Film von reinen Proteinmolekülen, die in mathematisch genauen Abständen auf einer Titanplatte verteilt waren und konstant auf einer Temperatur von zwei Grad über dem absoluten Nullpunkt gehalten wurden.
    »Alles bereit«, sagte de Vaca. »Dann los!«
    Was dann geschah, kam Carson noch immer wie die reinste Hexerei vor. Die große Maschine erzeugte Röntgenstrahlen und jagte sie mit Lichtgeschwindigkeit durch das Vakuum im Inneren der Säule. Wenn die energiereichen Strahlen auf die Proteinmoleküle trafen, wurden sie von deren Kristallstruktur abgelenkt und von einer Reihe von CCD-Chips digital gemessen. Das daraus errechnete Ergebnis wurde dann als Bild auf dem Computerbildschirm ausgegeben.
    Carson sah zu, wie ein unscharfes Bild auf dem Schirm erschien. Es sah aus wie ein Muster aus hellen und dunklen Streifen.» Bitte scharf stellen«, sagte er. Über den Computer stellte de Vaca einige Diffraktionsfilter in der Säule ein, die die Röntgenstrahlen auf die Probe in ihrem unteren Teil bündelten. Langsam wurde das Bild auf dem Computerschirm klarer: kompliziert angeordnete dunkle und helle Kreise, die Carson an die Bilder erinnerten, die Regentropfen auf die Oberfläche eines Teiches zeichnen. »Gut«, sagte er leise. »Stellen Sie noch schärfer, aber vorsichtig, bitte.«
    Um eine Röntgenstrukturanalyse richtig durchzuführen, brauchte man ein gewisses Gespür, und de Vaca hatte dieses Gespür.
    »Schärfer geht's nicht«, sagte sie. »Ich würde vorschlagen, wir machen jetzt die Aufnahmen.«
    »Ich möchte sechzehn Winkel haben«, sagte Carson. De Vaca tippte die Befehle ein, und die CCD-Chips fingen die Röntgenstrahlen nacheinander aus sechzehn verschiedenen Winkeln auf.
    »Aufnahmeserie beendet«, sagte de Vaca. »Darm schicken wir das Zeug mal rüber in den Zentralrechner.« Auf Tastendruck begann der Computer die bei der Strukturanalyse gewonnenen Daten ins firmeneigene Netz zu laden, wo sie mit 110 000 Bit pro Sekunde über eine Spezialleitung quer durch die Vereinigten Staaten an GeneDynes Supercomputer in Boston geschickt wurden. Dort hatten Rechenarbeiten, die aus Mount Dragon kamen, höchste Priorität, und deshalb begann der Supercomputer sofort damit, die

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