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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Lüftungsanlage. Sogar die vom Alarm aufgeschreckten Schimpansen hatten schließlich ihr Geheul und Gekreisch eingestellt und waren in unruhigen Schlaf gefallen. Draußen, vor Carsons hellerleuchtetem Labor, sorgte das schwache rötliche Nachtlicht in den Gängen für unheimliche Schatten. Weil der Fiebertank jede Nacht dekontaminiert wurde, war Carson bisher noch nie so spät hier unten gewesen. In dem ungewohnten rot schimmernden Licht hatte er sich mehrmals verlaufen, bis er schließlich in sein Labor gelangt war. Dennoch war dieser nächtliche Besuch eine wahre Wohltat gegenüber dem, was sich vor ein paar Stunden bei dem routinemäßigen Alarm hier abgespielt hatte. Seit BrandonSmith' Tod übte man nicht mehr die relativ harmlosen Alarme der Stufen zwei oder drei, sondern zog einen sehr viel anstrengenderen Alarm der Stufe eins durch, den noch dazu Nye höchstpersönlich aus der Sicherheitszentrale direkt unter dem Fiebertank dirigierte. Carson meinte immer noch seinen ruppigen Kommandoton aus dem Helmlautsprecher hören zu können. Der einzige Vorteil der häufigen Alarme war der, daß Carson dadurch mehr Übung bekommen hatte, im Schutzanzug durch die engen Gänge zu hasten. Mittlerweile stieß er nirgends mehr an und ging instinktiv allen Gegenständen aus dem Weg, an denen sein Anzug hätte zerreißen können. Außerdem hatte er im Umgang mit dem ständig an- und abzukuppelnden Luftschlauch eine Selbstverständlichkeit wie beim Atmen entwickelt.
    Carson sah zu de Vaca, die ihm einen kritischen Blick zuwarf. »Und wie wollen Sie Ihre Theorie in der Praxis beweisen?« fragte sie über den lokalen Kanal der Sprechanlage. Anstelle einer langen Antwort ging Carson an den Gefrierschrank, tippte an dessen elektronischem Schloß eine Zahlenkombination ein und holte zwei kleine, mit dicken Gummikappen verschlossene Teströhrchen mit Proben des X-FLU-Virus heraus. Das Virus war nichts weiter als ein unscheinbarer, kristalliner Belag am Boden des Behälters. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen können, daß dieses Zeug für die Menschheit gefährlicher sein soll als die Wasserstoffbombe, dachte Carson, auch wenn ich es noch tausendmal in der Hand halte. Vorsichtig stellte er die beiden Röhrchen in die Sicherheitswerkbank. »Zuerst«, sagte er und wartete, daß die Proben Raumtemperatur annahmen, »zerlegen wir das Virus und entfernen das genetische Material.«
    Er ging zu einem Schrank aus Edelstahl an der Wand des Labors und holte zwei versiegelte Fläschchen mit der Aufschrift »DNAse« heraus.
    »Geben Sie mir bitte eine Soloway Nummer vier«, sagte er zu de Vaca.
    Da im Fiebertank Spritzen mit Nadeln außer zur Impfung der Affen nicht verwendet werden durften, mußte man andere Instrumente nehmen, um kleine Mengen von Flüssigkeiten von einem Behälter in einen anderen zu transportieren. Hier tat die nach ihrem Erfinder benannte und nach dem Vakuum-Prinzip funktionierende Soloway-Pipette mit ihren stumpfen Plastikspitzen gute Dienste.
    Carson wartete, bis de Vaca das Instrument in die Sicherheitswerkbank gelegt hatte, und steckte seine Hände durch die beiden Gummimanschetten an der Vorderseite. Er führte eine Spitze der Soloway-Pipette in ein Fläschchen mit einem bestimmten Enzym und die zweite durch die Kappendichtung in eine der Virusproben. Sofort füllte sich der Behälter mit den Viren mit einer milchigen Flüssigkeit. Carson entfernte die Pipette und schüttelte das Teströhrchen mit der X-FLU-Enzymlösung, die daraufhin vollkommen klar wurde. »Wir haben soeben eine Billion Viren umgebracht«, sagte er. »Jetzt werden wir ihnen die Eiweißhülle ausziehen.« Mit der Soloway-Pipette träufelte Carson ein paar Tropfen einer blauen Flüssigkeit in die Lösung, dann entnahm er einen halben Kubikzentimeter davon und gab ihn in den Behälter mit der DNAse. Er wartete eine Weile, damit das Enzym die DNA des Virus erst in Basenpaare und dann in die einzelnen Nukleinsäuren aufspalten konnte.
    »Jetzt müssen wir die Nukleinsäuren loswerden«, sagte er. Er testete die Lösung auf ihren Säuregehalt, dann titrierte er sie mit einer Chemikalie, die einen hohen pH-Wert hatte. Danach goß er vorsichtig die Flüssigkeit ab und gab die in dem Behälter verbliebenen Ausfällungen in eine Zentrifuge. Am Schluß dieser Prozedur erhielt er reine, ungefilterte Moleküle der Eiweißhülle des X-FLU-Virus, die er in einen kleinen Behälter gab. »So, und jetzt sehen wir uns dieses entzückende kleine Molekül einmal

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