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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Dann nahm er den ersten Stock wieder fort und setzte ihn vor den zweiten. Das wiederholte er so oft, bis er die Schlange unmittelbar hinter dem Kopf zu Boden gepreßt hatte. Das Tier sperrte jetzt wütend den rosa Rachen auf und zeigte seine nadelspitzen Fangzähne, an deren Enden jeweils ein glitzernder Tropfen Gift hing. Der Schwanz schlug wie wild hin und her.
    Während er die Schlange mit dem Stock fest auf den Boden drückte, packte er sie mit der anderen Hand vorsichtig von hinten am Hals, wobei er peinlich darauf achtete, daß sein Daumen unter dem Unterkiefer zu liegen kam und Zeige- und Mittelfinger sich fest um den ersten Halswirbel schlössen. Dann ließ er den Stock los, hob die Schlange hoch und zeigte sie de Vaca.
    Diese stand in sicherer Entfernung mit gekreuzten Armen da. »Toll«, sagte sie ohne allzuviel Begeisterung. Carson schwang die Schlange in ihre Richtung und lachte, als de Vaca vor Schreck einen Satz zurück machte. Dann trat er mit dem sich windenden Reptil zur Seite, während die Schlange ohne Erfolg versuchte, ihren Kopf so zu verdrehen, daß sie Carson in den Finger beißen konnte. »Führen Sie die Pferde an mir vorbei, und achten Sie darauf, daß sie dabei möglichst viele Spuren hinterlassen. Drehen Sie, wenn's sein muß, ein paar Steine mit der Hand um.« De Vaca tat, was er ihr gesagt hatte. Die Pferde scharrten mit den Hufen und beäugten ängstlich die Schlange. Als sie hinter ihm vorbei waren, packte Carson mit seiner freien Hand den Schwanz der Schlange.
    »Greifen Sie in meine linke Hosentasche«, sagte er. »Dort finden Sie eine Speerspitze aus Feuerstein. Nehmen Sie sie heraus, und kratzen Sie damit der Schlange hinten am Schwanz die Klappern weg. Aber sehen Sie zu, daß Sie auch alle erwischen.«
    »Dachte ich mir's doch, daß Sie irgendwann einen Trick anwenden würden, damit ich Ihnen in die Hose greife«, sagte de Vaca grinsend. »Aber langsam begreife ich, was Sie vorhaben.« Sie langte in Carsons Hosentasche und holte die Speerspitze heraus. Dann kratzte sie mit dem scharfen Stein ein paarmal über den Schwanz der Schlange, den Carson auf einem Stück Lava ausgebreitet hatte, und entfernte dadurch die Hornringe, mit denen das Tier sein rasselndes Geräusch erzeugte. Die Schlange wand sich dabei wie verrückt und versuchte verzweifelt, sich zu befreien.
    »Und jetzt treten Sie zurück«, sagte Carson. »Das Freilassen ist der gefährlichste Teil.«
    Er beugte sich vor und setzte die Schlange wieder zurück in den Schatten, wobei er mit einer Hand immer noch ihren Kopf hielt. Dann nahm er mit der anderen einen der gegabelten Äste und drückte damit das Tier gleich hinter dem Kopf auf die Erde. Gleichzeitig ließ er die Schlange los und machte einen Satz nach hinten. Die Schlange entrollte sich sofort und biß nach Carson, ohne ihn jedoch zu erwischen. Sie fiel bäuchlings auf die Lava, zog sich gleich wieder wie eine Stahlfeder zusammen und hob drohend den Kopf. Der Schwanz vibrierte wütend, erzeugte aber nicht mehr das leiseste Geräusch. De Vaca steckte die Hornringe ein. »Okay, cabron, ich muß zugeben, daß ich verdammt beeindruckt bin, und Nye wird das sicher auch sein. Aber wieso glauben Sie, daß das Vieh uns den Gefallen tut und hierbleibt, bis er vorbeikommt? Das kann ja schließlich noch Stunden dauern.«
    »Klapperschlangen können sich als exotherme Lebewesen in dieser Hitze kaum bewegen«, sagte Carson. »Und deshalb wird auch diese bis Sonnenuntergang hübsch hierbleiben.«
    »Ich hoffe, sie beißt Nye in seine cojones«, sagte de Vaca mit einem leisen Kichern.
    »Selbst wenn sie ihn nicht beißt, wird sie ihn ziemlich lange aufhalten, darauf gehe ich jede Wette ein.« De Vaca kicherte wieder und gab Carson die Speerspitze zurück. »Ist übrigens ein hübsches Ding«, sagte sie in neckendem Ton. »Man möchte gar nicht meinen, daß ein weißer Amerikaner angelsächsischer Abstammung so etwas mit sich herumträgt. Die haben Sie doch nicht etwa selbst gemacht, oder?« Carson gab keine Antwort.
    Die Sonne stand jetzt direkt über ihnen. Langsam stapften sie weiter, und die Pferde folgten ihnen mit gesenkten Köpfen und halb geschlossenen Augen. Um sie herum waberte die Hitze. Als sie an einem blühenden Cholla-Kaktus vorbeigingen, kam es Carson so vor, als würden die dunkelroten Blüten in dem grellen Licht so durchsichtig wie farbiges Glas.
    Er warf einen Blick hinüber zu de Vaca. Wie er ging sie vor ihrem Pferd her, mit tief in die Stirn gezogenem Hut,

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