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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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glänzten und der intensive Geruch von unzähligen Kohlefeuern in der Luft hing. Nur mit Mühe gelang es Nye, wieder in die Gegenwart zurückzukehren und in die Richtung zu blicken, in die der Junge gedeutet hatte. Dort züngelte in drei Metern Entfernung eine immer noch in Kampfposition aufgerichtete Klapperschlange. »Warum hast du mich denn nicht davor gewarnt?« Der Junge lachte. »Weil ich sie nicht gesehen habe, Alter. Und nicht gehört.«
    Der Junge hatte recht. Die Schlange gab keinen Ton von sich. Ihr Schwanz, der hinten aus ihren Windungen herausragte, vibrierte zwar heftig, erzeugte aber nicht das leiseste Geräusch. Es kam zwar vor, daß eine Schlange sich alle ihre Rasseln abbrach, aber so etwas war extrem selten. Nye spürte, wie ihn ein ungutes Gefühl der Angst durchfuhr. Er mußte in Zukunft wirklich vorsichtiger sein.
    Nye stand auf, kämpfte mit der Übelkeit. Dann ging er zu seinem Pferd und holte das Gewehr aus seinem Halfter. »Augenblick, Chef«, sagte der Junge, der immer noch grinste. »Das würde ich an deiner Stelle lieber bleibenlassen.« Nye steckte das Gewehr zurück. Der Junge hatte recht. Vielleicht hörte Carson ja den Schuß und wußte dann, wo Nye sich befand und daß er noch am Leben war.
    Einem Impuls folgend, begann Nye das Gelände rings um die Schlange abzusuchen. Schließlich fand er einen noch grünen, von einem Mesquitstrauch abgebrochenen Ast mit einer kurzen Gabel am Ende. Nicht weit davon lag ein zweiter solcher Stock. Der Junge stand auf, streckte sich und fuhr sich durch die widerspenstigen Haare. »Sieht so aus, als wärst du mitten in eine Falle getappt. In eine ziemlich fiese dazu. Fast wärst du dabei hopsgegangen.«
    Nye fluchte leise vor sich hin. Ein weiteres Mal hatte er Carson grob unterschätzt. Vermutlich hatte die Schlange nur deshalb zu früh zugebissen und Nye verfehlt, weil sie von Carsons Aktion noch zu aufgeregt gewesen war. Ansonsten...Nye schwirrte der Kopf bei dem Gedanken.
    Er sah wieder hinüber zu dem Jungen. Als er ihn das letztemal gesehen hatte, war Nye jünger gewesen als der schmutzige kleine Kerl, der jetzt vor ihm stand. »Was ist damals in Littlehampton wirklich passiert?« fragte er ihn. »Mama hat es mir nie erzählt.« Der Junge streckte die Unterlippe zu einem übertriebenen Schmollmund hervor. »Eine Riesenwelle hat mich gepackt und ins Meer gezogen, weißt du das denn nicht mehr?«
    »Und wie bist du dann wieder aus dem Wasser gekommen?« fragte Nye.
    »Bin ich gar nicht«, antwortete der Junge und schürzte die Lippen noch mehr. »Und warum bist du dann hier?«
    Der Junge nahm einen Stein und warf ihn in hohem Bogen in die Wüste. »Dasselbe könnte ich dich auch fragen.« Nye nickte. Irgendwie, dachte er, müßte ihm das alles hier höchst merkwürdig vorkommen, aber je länger er darüber nach' dachte, desto normaler fand er die Anwesenheit des Jungen. Er hatte das Gefühl, daß er bald überhaupt nicht mehr darüber nachdenken würde.
    Nye nahm Muerto am Zügel und führte ihn in einem weiten Bogen um die Klapperschlange herum. Dreißig Meter weiter nördlich fing er wieder mit der Spurensuche an. »Hier draußen ist es heißer als in einer gottverdammten Bratpfanne«, sagte der Junge.
    Nye ignorierte ihn, denn er hatte eben einen umgedrehten Stein gefunden. Carson mußte kurz hinter der Schlange die Marschrichtung geändert haben. Nyes Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher.
    »He, ich habe eine tolle Idee«, sagte der Junge. »Warum fangen wir ihn nicht oben an der Schlucht ab?« Durch den dunklen Nebel in seinem Kopf versuchte Nye sich daran zu erinnern, wie die Wüste auf der Karte aussah. Den nördlichen Teil davon kannte er zwar nicht so gut wie den südlichen, aber der Gedanke, Carson irgendwo abzufangen, hatte durchaus etwas Verlockendes.
    Noch war Nye eindeutig im Vorteil. Er hatte noch über dreißig Liter Wasser, und sein Pferd war nach wie vor in guter körperlicher Verfassung. Es war an der Zeit, daß er nicht mehr nur auf Carsons Finten reagierte, sondern selbst das Heft in die Hand nahm.
    Nye suchte sich einen flachen Lavafelsen, rollte seine Karten aus und beschwerte sie an den Ecken mit Steinen. Vielleicht hatte Carson ja noch einen anderen Grund dafür, daß er nach Norden strebte, außer dem, sich Nyes Verfolgung zu entziehen. In seiner Personalakte hatte Nye gelesen, daß Carson auf mehreren Ranches in New Mexico gearbeitet habe, möglicherweise kannte er sich also in der Wüste aus.
    Auf den Karten waren

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