Mount Dragon - Labor des Todes
für starke Rauchentwicklung gesorgt hatten.
Die beiden hatten jetzt einen Vorsprung von einer Stunde und vierzig Minuten, möglicherweise auch etwas weniger, wenn er die Zeit abzog, die sie für den Aufbau dieser hinterhältigen kleinen Szenerie gebraucht hatten.
Nye ging zur Öffnung des eingestürzten Kraters und versuchte herauszufinden, welche Richtung Carson eingeschlagen haben könnte. Dabei mußte er sich zusammennehmen, damit er vor lauter Wut und Panik nicht etwas Wichtiges übersah. Wieso hatte er bloß vorhin keine Spur gefunden, die aus dem Krater wieder hinausführte?
Nye umrundete noch einmal den Vulkankegel, bis er wieder zu den ursprünglichen Spuren kam. Er folgte ihnen mehrmals in den Krater hinein und untersuchte jeden Zentimeter des Weges. Dann umkreiste er den Vulkan noch einmal in einem Abstand von etwa hundert Metern, fand jedoch immer noch keine Spur, die von dem niedrigen Berg wegführte.
Aber sie mußte doch da sein! Die beiden konnten doch nicht in den Krater hineingeritten sein und sich dort mitsamt ihren Pferden in Luft aufgelöst haben. Dieser verdammte Carson hatte ihn schon wieder zum Narren gehalten. Aber wie hatte er das geschafft?
»Sag mir, wie er das gemacht hat«, sagte er und drehte sich rasch zu dem Schatten um, der sich sofort wieder an den Rand von Nyes Gesichtsfeld zurückzog und sich in verächtliches Schweigen hüllte.
Nye ging noch einmal zurück zu dem falschen Lagerplatz und untersuchte das Loch im Schatten ganz genau. Nichts. Dann widmete er sich dem Boden rings um die Büsche, der aus Lavageröll und etwas Flugsand bestand. Als er sah, daß an einem Fleck der Sand merkwürdig aufgewühlt war, ging Nye auf die Knie und betrachtete ihn Quadratzentimeter für Quadratzentimeter aufs genaueste. An manchen Stellen waren ganz deutlich die Spuren von scharrenden Hufen zu sehen. Carson mußte hier etwas mit den Pferden gemacht haben. Was es war, wurde Nye erst klar, als er nach längerer Suche auf einem Sandfleck in ein paar Metern Entfernung einen schwachen, nur halb sichtbaren Hufabdruck fand.
An diesem erkannte Nye ganz deutlich, warum er draußen auf der Lava keine Spuren mehr gefunden hatte. Der Hurensohn hatte den Pferden die Hufeisen abgenommen.
In ein paar Kilometern, dachte Carson, würden sie den Rand des Lavafeldes erreicht haben. Er wußte, wie wichtig es war, die Pferde so bald wie möglich wieder auf sandigen Boden zu bringen, denn selbst wenn sie die Tiere am Zügel führten, war die Gefahr groß, daß sie sich ihre ungeschützten Hufe auf dem scharfkantigen Gestein verletzten oder sich einen spitzen Stein ins weiche Innere des Hufes traten. Wenn das der Fall war, würde das Pferd zu lahmen beginnen, und das wiederum würde den Anfang vom Ende für sie alle bedeuten. Carson wußte, daß auch ungeschützte Hufe auf dem Gestein Spuren hinterließen: winzige Späne von Keratin, den einen oder anderen umgedrehten Stein, einen zertretenen Grashalm oder gar einen Abdruck auf einem Fleckchen glattem Sand. Aber diese Spuren waren ausgesprochen unauffällig, so daß Nye, falls er sie überhaupt entdeckte, sehr viel Zeit brauchen würde, um ihnen zu folgen. Obwohl das Carson und de Vaca einen echten Vorteil gegenüber ihrem Verfolger verschaffte, wagte Carson es nicht, die Pferde ohne Hufeisen für länger als ein paar Kilometer über die Lava gehen zu lassen. Danach mußte er sie entweder hinaus auf den Sand führen oder die Hufeisen wieder befestigen.
Er hatte sich dazu entschlossen, abermals eine nördliche Richtung einzuschlagen, denn das war ihre einzige Chance, lebend aus dieser Wüste herauszukommen. Anstatt direkt nach Norden zu gehen, bewegten sie sich allerdings auf einem Zickzackkurs, der mal nach Nordosten, mal nach Nordwesten führte. Einmal gingen sie sogar ein ganzes Stück zurück, um Nye zu verwirren und in die Irre zu führen. Außerdem hielten sie zueinander großen Abstand, denn Carson fand es besser, zwei schwache Spuren zu hinterlassen als eine ausgetretene und damit besser sichtbare.
Carson kniff prüfend in die Haut am Hals seines Pferdes. »Wozu soll denn das gut sein?« fragte de Vaca. »Damit kann ich feststellen, ob er innerlich austrocknet.«
»Und wie funktioniert das?«
»Ganz einfach. Ich mache ihm eine Falte in den Hals und beobachte, wie schnell sie sich wieder glättet. Wenn ein Pferd unter Wassermangel leidet, ist seine Haut weniger elastisch.«
»Ist das wieder so ein Trick von Ihrem indianischen Vorfahren?«
wollte de
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