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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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hatte er die Nacht ohne Wasser zubringen müssen. Gegen Morgen hatte sich sein Pferd dann in einem Seil verfangen und eine Sehne gezerrt, so daß Carson fast fünfzig Kilometer zu Fuß gehen mußte. Und zwar in einer Hitze, die der hier in der Jornada fast gleichgekommen war. Er erinnerte sich noch daran, daß er, als er endlich am Witch Weil angelangt war, soviel Wasser getrunken hatte, daß ihm schlecht geworden war, und trotzdem hatte er noch unter grauenvollem Durst gelitten. Zu Hause hatte ihm dann sein Großonkel Charley aus Wasser, der Asche von Pferdehaaren und verschiedenen verbrannten Kräutern einen übel schmeckenden Trank gebraut, in den er Salz und Soda aus der natürlichen Salzpfanne gleich neben dem Wohnhaus mischte. Erst nachdem er dieses Gebräu getrunken hatte, hatte ihn das schier unerträgliche Durstgefühl verlassen. Mittlerweile wußte Carson, daß Charley mit diesem Trank seinen Elektrolythaushalt wieder in Ordnung gebracht hatte, der durch die starke Austrocknung seines Körpers aus dem Gleichgewicht geraten war.
    Auch in der Jornada-Wüste gab es eine Menge Salzpfannen, und Carson nahm sich vor, bei der nächsten kurz haltzumachen und etwas Bittersalz mitzunehmen, das sie dann ihrem Trinkwasser zusetzen konnten - falls sie überhaupt welches finden sollten.
    Ein surrendes Geräusch direkt vor ihm riß ihn abrupt aus seinen Gedanken. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob er jetzt vor lauter Durst schon unter Halluzinationen leide, aber dann hob Roscoe, der bis dahin lethargisch hinter ihm hergetrottet war, den Kopf und scharrte aufgeregt mit den Vorderfüßen. »Ruhig«, sagte Carson. »Ganz ruhig, alter Junge.« Dann fügte er für de Vaca mit lauter Stimme hinzu: »Vorsicht, eine Klapperschlange!«
    Als de Vaca stehenblieb, nahm das Surren an Intensität zu. »Großer Gott«, sagte sie und trat einen Schritt zurück.
    Carson suchte sorgfältig den Boden ab. Die Schlange mußte irgendwo im Schatten lauern, denn in der Sonne war es jetzt sogar für eine Klapperschlange viel zu heiß. Bald hatte er sie entdeckt. Es war eine Diamantklapperschlange, die etwas mehr als fünf Meter entfernt zusammengerollt im Schatten einer Yuccapalme lag und den Vorderkörper aufgerichtet hatte, so daß ihr Kopf gut dreißig Zentimeter über dem Boden schwebte. Es war eine Klapperschlange mittlerer Größe, die es schätzungsweise auf einen knappen Meter Länge brachte. Sie behielt ihre Kampfposition bei, hörte aber mit dem Klappern auf.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Carson. »Und die stammt ausnahmsweise einmal nicht von meinem Onkel Charley.« Er gab de Vaca die Zügel seines Pferdes und ging vorsichtig an der Schlange vorbei zu einem Mesquitbusch in der Nähe. Dort brach er zwei gegabelte Äste ab, die er von Dornen und kleinen Zweigen befreite. Dann ging er wieder zurück zu de Vaca. »Gott im Himmel, cabron, sagen Sie jetzt bloß nicht, daß Sie diesen hijo de perra fangen wollen.«
    »Halten Sie sich bereit, ich werde gleich Ihre Hilfe brauchen.«
    »Ich hoffe nur, daß Sie genau wissen, was Sie da tun.«
    »Als Jungen auf der Ranch haben wir dauernd auf diese Weise Schlangen gefangen. Dann haben wir ihnen den Kopf abgeschnitten, die Haut abgezogen, sie ausgenommen und über dem Feuer gebraten. Sie schmecken wie Hühnerfleisch.«
    »Hören Sie auf, mir einen Bären aufzubinden, dieses Ammenmärchen zieht bei mir nicht.«
    Carson lachte. »Aber einmal haben wir es tatsächlich versucht. Die verdammte Schlange bestand nur aus Haut und Knochen. Vielleicht haben wir sie aber auch nur zu lange auf dem Feuer gelassen.«
    Als Carson sich langsam der Schlange näherte, fing sie wieder zu klappern an. Sie rollte ihren Hinterkörper angriffsbereit zusammen und bewegte den Kopf ganz langsam von einer Seite auf die andere. Carson sah, wie sie dabei warnend züngelte. Er wußte, daß die maximale Reichweite des Angriffsstoßes einer Klapperschlange bei achtzig Zentimetern lag, also hielt er sich in entsprechender Entfernung, während er den gegabelten Stock langsam in die Nähe des Tieres brachte. Den Stock würde die Schlange kaum angreifen, denn sie reagierte vornehmlich auf Körperwärme.
    Carson schob die Astgabel über den Körper der Schlange und drückte ihn damit etwa in der Mitte zu Boden. Die Schlange versuchte, sich aus der Klammer herauszuwinden und peitschte wie wild um sich. Carson nahm den zweiten Stock und hielt damit den Körper der Schlange an einer anderen Stelle fest, die näher am Kopf war.

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