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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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schaffe.«
    »Entweder Sie schaffen es, oder Sie sterben.«
    »Sie können einem echt Mut machen, ist Ihnen das klar?« sagte de Vaca. »Dann lassen Sie uns gehen.«

    Nye trabte eine Weile an dem Lavafeld entlang und schlug dann einen Bogen nach Osten, fort von den Bergen. So wollte er sichergehen, daß Carson und de Vaca seine Spur nicht sahen. Obwohl Carson sich als würdiger Gegner erwiesen hatte, tendierte er doch dazu, Fehler zu machen, wenn er sich seiner Sache zu sicher fühlte. Und genau das wollte Nye erreichen: Er wollte Carson in Sicherheit wiegen und ihn glauben machen, daß er ihn, Nye, abgehängt hatte.
    Muerto war immer noch bestens bei Kräften, und auch Nye selbst ging es wieder besser, denn die starken Kopfschmerzen, die er nach dem Huftritt gehabt hatte, waren jetzt sehr viel erträglicher geworden. Die Nachmittagshitze war erdrückend, aber das war gut so, denn sie würde Carson und das Flittchen langsam umbringen.
    Etwa um vier Uhr bog Nye wieder nach Norden ab und ritt zurück zum Lavafeld. Im Süden sah er eine Menge Geier, die schon seit einiger Zeit in der Luft kreisten, und zwar mit Sicherheit über irgendeinem toten Tier. Würden nämlich Carson und de Vaca tot dort unten liegen, dann hätten sie in der kurzen Zeit noch nicht so viele der Aasfresser anziehen können. Auf einmal hielt Nye Muerto an. Der Junge war verschwunden. Nye spürte, wie Panik in ihm aufstieg. »He, Kleiner«, rief er. »Wo bist du?«
    Seine Stimme verlor sich ohne Echo, als wäre sie vom trockenen Wüstensand aufgesogen worden. Hier in der endlosen, toten Landschaft gab es so gut wie nichts, was die Schallwellen zurückwarf.
    Er richtete sich in den Steigbügeln auf, legte die Hände wie einen Trichter an den Mund und rief noch einmal: »Kleiner!« Einen Augenblick später kam die abgerissene Gestalt hinter einem niedrigen Felsen hervor und knöpfte sich den Hosenschlitz zu. »Wieso schreist du so herum? Ich mußte mal kurz verschwinden.« Nye beruhigte sich und trieb Muerto zu einem langsamen Trab an. Es waren noch fünfzig Kilometer bis zu dem Punkt, an dem er den beiden auflauern wollte. Bis Mitternacht mußte er dort sein.

    Die Strahlen der Sonne fühlten sich so scharf und durchdringend an wie ein Platzregen aus Glassplittern. Das Wasser aus der Feldflasche hatte zwar Carsons und de Vacas Kehlen befeuchtet, dafür aber ihren Durst nur noch verstärkt. Und es hatte die Pferde unfolgsam werden lassen. Carson spürte, wie Roscoe immer nervöser wurde und kurz davor war, einfach loszulaufen. Wenn das jedoch geschah, dann würde er so lange rennen, bis er tot umfiel.
    »Halten Sie Ihr Pferd am kurzen Zügel«, sagte er zu de Vaca. Das Fra-Cristobal-Gebirge war jetzt viel näher und wechselte im sich verändernden Licht ihre Farbe von Orange zu Grau und Rot. Carson spürte, wie sich beim Reiten wieder die schreckliche Trockenheit in seinem Mund und seinem Hals breitmachte. Seine Augen brannten so sehr, daß es bald zu schmerzhaft war, sie länger als ein paar Sekunden hintereinander Offenzulassen. Also ritt er mit geschlossenen Augen und spürte, wie das Pferd unter ihm vor Schwäche zu schwanken begann. Eine Höhle am Fuß der Berge. Warmes Wasser. Das bedeutete, daß die Quelle in einem Gebiet mit vulkanischer Aktivität liegen mußte und damit in der Nähe des Lavafelds. Die Höhle war vermutlich eine Art Gang, der in die Lava führte. Carson öffnete kurz die Augen. Es waren noch dreizehn Kilometer, vielleicht auch weniger, bis zu den stummen, leblosen Bergen. Selbst das Denken war jetzt so anstrengend für ihn, daß er vor Erschöpfung die Zügel fallen ließ und sich verwirrt mit beiden Händen am Sattelhorn festhielt. Wenn er jetzt vom Pferd fiel, dann würde er nie wieder in den Sattel kommen, das wußte er genau. Er klammerte sich noch fester und beugte sich so weit nach vorne, bis er die rauhen Haare des Pferdes an seiner Wange spürte. Wenn Roscoe loslaufen wollte, dann sollte er es in Gottes Namen tun. Carson wollte sich nur an seinem Hals ausruhen und sich dem roten Licht hingeben, das hinter seinen geschlossenen Augenlidern brannte.
    Als die Sonne unterging, erreichten sie den Fuß des Gebirges. Quälend langsam kam der Schatten der hohen Gipfel auf sie zu und spendete ihnen endlich die so lange ersehnte Kühle. Zum erstenmal seit vielen Stunden sank die Temperatur auf unter vierzig Grad.
    Carson zwang sich, die Augen zu öffnen. Roscoe stolperte jetzt nur noch dahin. Er hatte längst den Drang zum

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