Mount Dragon - Labor des Todes
Himmel stieg. Die Kojoten hockten auf einer kleinen Anhöhe und warteten darauf, daß die Störenfriede sich wieder entfernten.
»Sie müssen aus der Richtung gekommen sein, in die der Wind weht«, sagte Carson.
Er ritt im Kreis um die tote Antilope herum, bis er die Spuren der Kojoten gefunden hatte. Diesen folgten er und de Vaca dann für mehrere Kilometer, wobei es nicht einfach war, die schwachen Pfotenabdrücke im weichen Wüstensand zu finden. Schließlich liefen die Spuren auf das Lavafeld hinauf und waren nicht mehr zu sehen.
Carson hielt Roscoe an und wartete, bis de Vaca aufgeholt hatte. Schweigend blieben die beiden auf ihren Pferden sitzen. Es war vollkommen unmöglich, auf der Lava die Spuren von Kojoten zu verfolgen.
»Ich bin dafür«, krächzte Carson schließlich, »daß wir uns das restliche Wasser mit den Pferden teilen, sonst halten wir nicht länger durch.«
Diesmal nickte de Vaca. Sie ließen sich aus den Sätteln gleiten und brachen im heißen Sand zusammen. Nur mit Mühe gelang es Carson, die halbvolle Feldflasche aus der Packtasche zu holen. »Trinken Sie langsam«, sagte er, »und seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie hinterher nur noch mehr Durst haben.« De Vaca nahm mit zitternden Händen einen Schluck aus der Feldflasche. Das Salz ließ Carson in seiner Tasche, denn bei dem wenigen Wasser war es wirkungslos. Sanft nahm er de Vaca die Feldflasche aus den Händen und hob sie an seine Lippen. Das Gefühl des Wassers in seiner Kehle war so gut, daß es fast weh tat, aber wirklich unerträglich wurde es erst, als er die Flasche wieder absetzen mußte.
Er gab den Rest des Wassers den Pferden und band danach die leere Feldflasche ans Sattelhorn. Dann legte er sich neben de Vaca in den Schatten der beiden Tiere, die niedergeschlagen in der Nachmittagssonne standen. »Worauf warten wir denn?« fragte de Vaca. »Auf den Sonnenuntergang«, sagte er. Der Schluck Wasser kam ihm bereits wie ein wunderbarer, aber längst vergangener und deshalb fürchterlicher Traum vor. Aber wenigstens bereitete ihm das Sprechen jetzt nicht mehr solche Schmerzen wie zuvor. »Bei Sonnenuntergang suchen die Kojoten normalerweise ihre Wasserstellen auf und fangen vielleicht auch zu heulen an. Hoffen wir, daß die Quelle nicht weiter als zwei Kilometer entfernt ist, dann hören wir sie.«
»Und was ist mit Nye?«
»Der sucht immer noch nach uns, soviel ist sicher«, antwortete Carson. »Aber ich glaube, daß wir ihn fürs erste abgeschüttelt haben.«
De Vaca sagte eine ganze Weile nichts. »Ich frage mich, ob Don Alonso und seine Frau auch so gelitten haben wie wir«, ließ sie sich schließlich vernehmen.
»Vermutlich. Aber sie haben wenigstens irgendwo Wasser gefunden.«
Danach schwiegen beide, und auch die Wüste ringsum war totenstill.
»Erinnern Sie sich vielleicht noch an irgend etwas in bezug auf die Quelle, das Sie mir bisher noch nicht gesagt haben?« fragte Carson nach einiger Zeit.
»Nein«, sagte de Vaca und runzelte die Stirn. »Ich weiß nur, daß Don Alonso in der Abenddämmerung aufgebrochen sein und seine Viehherde so lange getrieben haben soll, bis Tiere und Menschen am Zusammenbrechen waren. Dann hat ihnen ein Apache die Quelle gezeigt.«
»Das war dann vermutlich so etwa auf halber Strecke.«
»Sie hatten mehrere Fässer Wasser auf ihren Wagen und sind damit möglicherweise noch ein Stück weiter gekommen.«
»Und zwar in nördlicher Richtung«, sagte Carson. »Stimmt.«
»Gibt es irgendeine Beschreibung von der Stelle?«
»Das habe ich Ihnen doch schon erzählt. Die Quelle soll sich in einer Höhle am Fuß des Fra-Cristobal-Gebirges befinden. Mehr weiß ich auch nicht.«
Carson stellte rasch ein paar Berechnungen an. Sie befanden sich jetzt etwa achtzig Kilometer vom Mount Dragon entfernt, und die Berge lagen fünfzehn Kilometer westlich von ihnen, was genau der Reichweite eines Kojoten entsprach. Mühsam rappelte er sich hoch. »Der Wind weht genau auf das Fra-Cristobal-Gebirge zu«, sagte er. »Also kommen die Kojoten höchstwahrscheinlich von dort. Vielleicht - ich sage absichtlich vielleicht - liegt die Quelle von Don Alonso im Westen am Fuß der Berge.«
»Aber das war doch vor sehr langer Zeit«, gab de Vaca zu bedenken. »Wie können Sie wissen, daß die Quelle nicht inzwischen versiegt ist, falls wir sie überhaupt finden?«
»Das weiß ich natürlich nicht.«
De Vaca richtete sich zu einer sitzenden Position auf. »Ich weiß nicht, ob ich noch mal fünfzehn Kilometer
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