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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Wüste getrieben. Nicht einmal diese überraschende Erkenntnis konnte Carson seinen brennenden Durst vergessen lassen, der von Minute zu Minute stärker zu werden schien. Ermattet steckte er das Stück Pergament wieder in die Satteltasche, wobei sein Blick auf die Hufeisen fiel. Jetzt hatte er weder die Zeit noch die Energie, sie wieder zu befestigen. Er und de Vaca mußten ihr Glück auf dem Sand versuchen.
    Er machte die Satteltasche zu und wandte sich an de Vaca. »Susana, wir müssen wieder los.«
    De Vaca stand wortlos auf und setzte sich in Richtung Norden in Bewegung. Carson folgte ihr, und bald hatten vom Durst ausgelöste Visionen von lodernden Feuern alle Gedanken an Nyes Schatzkarte vertrieben.
    Auf einmal standen sie am Rand des Lavafeldes und blickten auf die sandige Wüste, die sich vor ihren Augen bis zum Horizont zu erstrecken schien. Carson entdeckte eine Salzpfanne, die sich direkt neben der Lava gebildet hatte, und steckte sich ein paar Brocken des alkalischen Minerals ein. Es war nie verkehrt, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
    »Jetzt können wir wieder reiten«, sagte er zu de Vaca und sah zu, wie sie mechanisch einen Fuß in den Steigbügel stellte. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihr, in den Sattel zu klettern. Carson konnte ihr schweigendes Leiden nicht mehr länger mit ansehen. Er ging an die Satteltasche und holte die Feldflasche heraus.
    »Hier, Susana. Nehmen Sie einen Schluck mit mir.« Sie blieb einen Augenblick schweigend auf ihrem Pferd sitzen, dann sagte sie, ohne aufzublicken: »Seien Sie kein Idiot, Carson. Wir haben noch hundert Kilometer vor uns. Heben Sie das Wasser für die Pferde auf.«
    »Nur einen Schluck, Susana. Einen kleinen Schluck.« Ein leiser Schluchzlaut löste sich aus ihrer Kehle. »Nicht für mich. Aber wenn Sie trinken wollen, dann tun Sie es bitte.« Ohne einen Schluck zu trinken, schraubte er die Feldflasche wieder zu und verstaute sie in der Satteltasche. Als er sich gerade auf sein Pferd schwingen wollte, spürte er, daß sein Kinn ganz feucht war. Offenbar waren ihm die Lippen aufgeplatzt; als er hinlangte, waren seine Finger voller Blut. Das war damals im Coal Canyon nicht passiert. Diese Situation hier war bei weitem schlimmer. Mit einem dumpfen Gefühl von Endgültigkeit wurde sich Carson bewußt, daß sie die knapp hundert Kilometer so unter gar keinen Umständen schaffen konnten. Ihre einzige Chance war die, daß dort, wo die Geier kreisten, auch Kojoten waren.
    Er setzte einen Fuß in den Steigbügel und mußte, bevor er sich mühsam aufs Pferd zog, gegen ein starkes Schwindelgefühl ankämpfen. Erschöpft von dieser Kraftanstrengung blieb er reglos sitzen.
    Die kreisenden Geier waren jetzt nur noch ein paar hundert Meter entfernt. Während er und de Vaca auf sie zuritten, hielt Carson sich am Sattelhorn fest und richtete sich auf. Vor ihnen konnte er etwas Dunkles im Sand liegen sehen, an dem Kojoten herumzerrten. Roscoe strebte sofort auf diese bewegten Punkte in der öden Wüste zu. Carson blinzelte, um mit seinen trockenen Augen besser zu sehen.
    Als die Kojoten sie kommen sahen, ließen sie von dem Aas ab und rannten fort, drehten sich aber nach hundert Metern wie der um und schauten zurück. Auf die hat wohl noch nie jemand geschossen, dachte Carson.
    Langsam näherten sie sich dem toten Tier. Carson hatte Mühe, seine brennenden Augen scharfzustellen, die sich anfühlten, als wären sie voller Sand.
    Es war eine tote Pronghorn-Antilope, wie Carson nur noch an den charakteristischen kurzen Hörnern feststellen konnte, die aus dem vertrockneten Stück Aas ragten. Carson sah hinüber zu de Vaca, die von hinten herangeritten kam. »Kojoten«, sagte er. Seine Stimme klang wie ein Reibeisen. »Was?«
    »Kojoten. Das bedeutet Wasser. Sie bewegen sich nie weit vom Wasser fort.«
    »Wie weit?«
    »Höchstens fünfzehn Kilometer, nicht mehr.« Carson beugte sich über das Sattelhorn und kämpfte mit einem heftigen Hustenreiz.
    »Wie kommen wir hin?« krächzte de Vaca. »Spuren verfolgen«, gab Carson heiser zurück. Um sie waberte die Hitze, und am Himmel hing eine einzelne Wolke, die aussah, als bestünde sie aus ätzendem Dampf. Das Fra-Cristobal-Gebirge, auf das sie sich den ganzen Tag zubewegt hatten, kam ihnen so hell vor wie ein von der Sonne ausgebleichter Knochen. Der Horizont hinter ihnen war verschwunden, und auch der Rest der Landschaft schien sich in der Hitze in reines Licht aufgelöst zu haben, das hinauf zum brennend weißen

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