Mount Dragon - Labor des Todes
recht?«
Levine setzte sich auf das Sofa. »Einen weisen Mann erkennt man daran, daß er seine eigenen Prinzipien in Frage stellt«, zitierte er. »Falsch. Es muß heißen: einen zivilisierten Mann, Charles. Erinnerst du dich noch an das letzte Mal, als wir dieses Spiel gespielt haben?«
Levine verzog schmerzhaft das Gesicht. »Wenn ich damals gewonnen hätte, wären wir wohl jetzt nicht hier.«
»Vermutlich nicht. Weißt du, ich habe mich oft gefragt, inwieweit die fanatische Kampagne, die du in all den Jahren gegen die Gentechnologie geführt hast, in Wirklichkeit darauf zurückzuführen war, daß du dich selbst verachtet hast. Du hast das Spiel genauso gern gespielt wie ich, und am Schluß hast du alles dafür riskiert. Und du hast verloren.« Scopes setzte sich gerade hin und legte die Finger auf die Tastatur. »Ich werde jetzt gleich den Vertrag ausdrucken lassen, den du mir dann unterschreiben mußt.«
»Aber ich habe dir doch noch gar nicht meine Bedingung genannt«, sagte Levine.
Scopes' Kopf wirbelte herum. »Bedingung? Ich glaube nicht, daß du in der Lage bist, mir Bedingungen zu stellen. Entweder du unterschreibst, oder du stirbst.«
»Du würdest mich doch nicht kaltblütig ermorden, oder?«
»Ermorden?« wiederholte Scopes langsam. »Kaltblütig? Ich schätze, diese Art von sensationslüsterner Sprache gehört wohl mittlerweile zu deinem Repertoire. Aber wenn ich so darüber nachdenke, muß ich deine Frage doch mit ja beantworten. Ich fürchte, ich würde dich tatsächlich kaltblütig ermorden. Aber du kannst das jederzeit verhindern, indem du den Vertrag unterschreibst.«
Die beiden schwiegen, bis Levine schließlich sagte: »Meine Bedingung ist, daß wir noch einmal das Spiel miteinander spielen.«
Scopes sah ihn ungläubig an, dann begann er zu kichern. »So, so, Charles. Du willst also eine Revanche, habe ich recht? Und um was soll es diesmal gehen?«
»Wenn ich gewinne, mußt du das Virus zerstören und mich am Leben lassen. Wenn ich verliere, dann unterzeichne ich die Patentverlängerung, und du darfst mich töten. Wenn du gewinnst, bekommst du noch einmal achtzehn Jahre lang die Lizenzgebühren für X-RUST und kannst zudem noch dein Virus ans Pentagon verkaufen. Wenn du verlierst, verlierst du beides: das Patent und das Virus.«
»Da wäre es fast einfacher, dich zu töten.«
»Aber sehr viel weniger profitabel. Wenn du mich tötest, wird das Patent nicht verlängert. Und die Lizenzgebühren, die dir dabei entgehen, dürften gut und gerne einen Betrag von zehn Milliarden Dollar ausmachen.«
Scopes dachte einen Augenblick lang nach und ließ die Tastatur von seinem Schoß gleiten. »Dann laß mich dir ein Gegenangebot machen. Wenn du verlierst, dann brauche ich dich nicht zu töten, sondern darf dich als meinen Stellvertreter und Forschungsleiter bei GeneDyne einstellen. Das wäre dann so, als würdest du mein Angebot von vor vielen Jahren doch noch annehmen. Du würdest natürlich ein deiner Bedeutung angemessenes Gehalt und einen nicht unerheblichen Anteil an den Firmenaktien erhalten. Allerdings müßtest du vorbehaltlos mit mir zusammenarbeiten und deine blindwütigen Angriffe auf GeneDyne und den wissenschaftlichen Fortschritt generell einstellen.«
»Du schlägst mir also vor, statt dem Tod einen Pakt mit dem Teufel zu wählen. Aber warum solltest du das alles für mich tun? Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann.« Scopes grinste. »Wieso glaubst du, daß ich damit etwas für dich tun würde? Ich hätte doch einen Vorteil davon. Dich zu töten wäre eine unappetitliche und zudem ziemlich lästige Angelegenheit. Außerdem bin ich kein Mörder, und vielleicht bekäme ich danach ja tatsächlich so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Ob du es mir glaubst oder nicht, Charles, es hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht, deine Karriere zu zerstören. Es war nichts weiter als ein Akt der Notwehr.« Scopes hob entschuldigend die Hand. »Aber du wirst wohl verstehen, daß ich nicht einfach zusehen kann, wie du den guten Ruf meiner Firma ruinierst. Du siehst also, daß es in meinem eigenen wohlverstandenen Interesse ist, wenn ich dich zu mir in die Firma hole und dich die üblichen Anstellungsverträge unterschreiben lasse, die dir verbieten, Betriebsgeheimnisse an Dritte weiterzugeben. Wenn du wolltest, könntest du auch den ganzen lieben langen Tag hier im GeneDyne-Tower sitzen und Däumchen drehen. Ich persönlich allerdings glaube, daß es dich viel mehr befriedigen
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