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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Opus 111, angeschlagen. Die in der Partitur als maestoso bezeichneten Klänge hallten vom hohen Kreuzgewölbe des Raumes wider, bis ihnen allegro con brio ed appassionato die nächsten Takte der Sonate folgten. Sie waren so laut, daß sie das aufdringliche Piepsen des Bildtelefons übertönten. Der schlanke Mann beugte sich tief über die Tasten des Pianos und warf beim Spielen den Kopf so leidenschaftlich hin und her, daß die ungekämmten Haare wild umherflogen. Das Piepsen ertönte abermals, aber der Mann bemerkte es noch immer nicht. Dann erschien plötzlich auf einem der großen Wandbildschirme ein schlammbespritztes und regennasses Gesicht. Mit einem Schlag hörte die Musik auf. Der Mann am Klavier stand auf, und schlug laut fluchend den Deckel über den Tasten zu.
    »Brent?« fragte das Gesicht auf dem Bildschirm. »Sind Sie da?« Scopes ging hinüber zu dem alten Sofa, hockte sich im Schneidersitz darauf und legte die Computertastatur auf seinen Schoß. Er tippte auf ein paar Tasten und sah dann hinauf zu dem großen Schirm.
    Das schlammbespritzte Gesicht gehörte zu einem Mann, der im Urwald von Kamerun auf dem Fahrersitz eines Range Rover saß. Hinter der von Regentropfen glitzernden Scheibe des Geländewagens war eine frisch in den Dschungel geschlagene Lichtung zu sehen. Der Boden der Lichtung bestand aus aufgeweichtem Schlamm, den Fahrzeugreifen und Gummistiefel in eine braungraue Mondlandschaft verwandelt hatten. An den Rändern der Lichtung lagen verkohlte Baumstämme herum, und ein paar Meter von dem Range Rover entfernt hatte man mehrere Dutzend roh aus Holz und Maschendraht zusammengezimmerte Käfige in windschiefen Reihen aufeinandergestapelt. Haarige Finger und Zehen staken aus dem Drahtgeflecht, hinter dem kindliche Affenaugen traurig nach draußen blickten. »Alles in Ordnung, Rodney?« fragte Scopes mit müder Stimme und blickte dabei in die Kamera auf dem Couchtisch. »Dieses Dreckswetter geht mir langsam auf die Nerven.«
    »Hier regnet es auch«, sagte Scopes.
    »Wenn Sie wirklich wissen wollen, was Regen heißt, dann sollten Sie mal hierherkommen und...«
    »Ich habe drei Tage auf eine Nachricht von Ihnen gewartet, Falfa«, unterbrach ihn Scopes barsch. »Was zum Teufel ist los bei euch da drüben?«
    Ein entschuldigendes Lächeln kroch über das Gesicht auf dem Bildschirm. »Wir hatten Probleme mit der Benzinversorgung für die Lastwagen, also habe ich ein ganzes Dorf angeheuert, für einen Dollar pro Mann und Tag. Und das für vierzehn Tage. Jetzt sind die alle reiche Leute, und wir haben sechsundfünfzig Schimpansenbabys.« Er grinste und rieb sich mit der Hand die Nase, wobei er noch mehr Schlamm über sein Gesicht schmierte. Vielleicht war es auch etwas anderes als Schlamm. Scopes wandte den Blick ab und fragte sich, ob er den Bildschirm abschalten sollte. »Ich möchte die Tiere in sechs Wochen in New Mexico haben. Und zwar mit einer Sterblichkeitsrate von unter fünfzig Prozent.«
    »Unter fünfzig Prozent! Das wird ziemlich schwierig werden«, entgegnete Falfa. »Normalerweise...«
    »Schnauze, Falfa!«
    »Wie bitte?«
    »Wenn Sie das für schwierig halten, dann warten Sie erst einmal ab, in was für Schwierigkeiten ein gewisser Rodney P. Falfa kommen wird, wenn wieder mehr tote als lebendige Affen in den Staaten eintreffen. Verdammt noch mal, wieso lassen Sie die Käfige so lange im Regen stehen?«
    Falfa sagte nichts, sondern drückte auf die Hupe, woraufhin ein schwarzes Gesicht am Wagenfenster erschien. Als Falfa das Fenster ein paar Zentimeter herunterkurbelte, konnte Scopes hören, wie jämmerlich die Affen draußen im Regen schrien. »Du sagen Männern«, befahl Falfa in Pidgin-Englisch, »sofort Viecher abdecken. Wenn Viecher sterben, Männer kein Geld bekommen.«
    »Keine Geld?« protestierte der Schwarze vor dem Fenster. »Aber Mister haben gesagt...«
    »Du decken Viecher ab, los, los«, rief Falfa und kurbelte das Fenster hoch, so daß er nicht mehr hörte, was der Eingeborene draußen sagte. Dann wandte er sich grinsend an Scopes. »Na, wie finden Sie das?«
    »Erbärmlich«, antwortete Scopes und schaute mit kaltem Blick in die Kamera. »Meinen Sie nicht, daß Sie den Schimpansen auch etwas zu fressen geben sollten?«
    »Stimmt!« Als Falfa wieder hupte, unterbrach Scopes angewidert die Verbindung mit einem Tastendruck. Er nahm die Tastatur und schleuderte sie unter lautem Fluchen in hohem Bogen quer durch den Raum. Mit einem splitternden Geräusch knallte sie gegen

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