Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
Er lehnte sich zurück und nippte nachdenklich an seinem Whisky.
    Das Geräusch sich nähernder Schritte riß ihn aus seinen Gedanken. Sie kamen von einem der Plankenwege hinter der Kantine, und Carson nahm an, daß es Singer war, der sich vom Wohnbereich her näherte. Aber die Gestalt war nicht klein und vierschrötig, sondern über einen Meter achtzig groß und trug einen gutsitzenden Maßanzug. Auf dem Kopf hatte der Mann einen Tropenhelm, und als er ohne einen Gruß an der Terrasse vorbeiging und auf den zentralen Platz der Anlage zustrebte, sah Carson, daß er sein langes, im Licht der Gehwegbeleuchtung eisengrau schimmerndes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.
    Dann hörte Carson hinter sich ein Geräusch und gleich darauf Singers Stimme. »War ein wundervoller Sonnenuntergang, nicht wahr?« fragte der Direktor. »So sehr ich die Tage hier draußen hasse, so sehr liebe ich die Nächte.« Er trat mit einer dampfenden Kaffeetasse in der Hand auf Carson zu. »Wer ist denn das?« fragte Carson und deutete auf die sich entfernende Gestalt.
    »Ach, das ist Nye, der Sicherheitschef«, sagte Singer grimmig. »Das ist also Nye«, entgegnete Carson. »Sieht ein bißchen seltsam aus, wie er so in Anzug und Tropenhelm durch die Nacht läuft, finden Sie nicht?«
    »Seltsam ist noch harmlos ausgedrückt. Auf mich wirkt sein Aufzug ganz einfach lächerlich. Aber ich rate Ihnen, ihm nicht in die Quere zu kommen.« Singer zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Er hat früher einmal im Kernkraftwerk Windermere in England gearbeitet. Sagt Ihnen der Name etwas? Nachdem es dort einen ernsten Störfall gegeben hat, wurde über Sabotage von Seiten des Personals gemunkelt, und Nye, der damals für die Sicherheit des Reaktors verantwortlich war, hat man zum Sündenbock gemacht. Danach wollte niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben, und er mußte sich Arbeit irgendwo im Nahen Osten suchen. Aber Brent hat nun einmal seine eigene Auflassung von Personalpolitik. Er dachte, daß ein Mann, der immer schon ein Pedant war, nach einem solchen Erlebnis besonders pingelig sein würde, und heuerte ihn für die englische Niederlassung von GeneDyne an. Dort erwies sich Nye als ein solcher Sicherheitsfanatiker, daß Brent ihn als ersten und bisher einzigen Sicherheitschef nach Mount Dragon holte. Seither hat Nye das Gelände nicht mehr verlassen. Halt, stimmt nicht. Am Wochenende verschwindet er manchmal auf lange Ausritte in die Wüste, bei denen er ab und zu sogar über Nacht wegbleibt. Scopes weiß davon, aber es scheint ihn nicht weiter zu stören.«
    »Vielleicht gefällt Nye die Landschaft«, sagte Carson. »Mag sein. Mir jedenfalls verursacht der Kerl noch immer eine Gänsehaut. Seine Untergebenen in der Wachmannschaft haben alle eine Heidenangst vor ihm. Nur Mike Marr, sein Assistent, kommt einigermaßen mit ihm aus. Die beiden scheinen sogar so etwas wie Freunde zu sein. Aber ich schätze, daß eine Einrichtung wie die unsere nun mal einen solchen scharfen Hund als Sicherheitschef braucht.«
    Er sah Carson eine Weile an. »Sie haben ja Rosalind BrandonSmith neulich ganz schön was vor den Latz gegeben.« Carson blickte hinüber zu Singer. Der Direktor lächelte ihn mit humorvollen Augen an.
    »Ich habe aus Versehen den falschen Knopf an meiner Sprechanlage erwischt«, entgegnete Carson.
    »Das habe ich mir schon gedacht. Aber trotzdem hat sie sich über Sie beschwert.«
    Carson setzte sich gerade hin. »Wirklich?«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte Singer mit gedämpfter Stimme. »Damit sind Sie bloß Mitglied eines Clubs geworden, zu dein unter anderem auch ich selbst gehöre. Zusammen mit praktisch allen anderen hier. Aber trotzdem verlangen es die Regeln, daß ich mit Ihnen über den Vorfall spreche. Wie ich das mache, ist schließlich meine Sache. Was halten Sie von einem weiteren Drink?« Singer blinzelte Carson an. »Ich sollte vielleicht erwähnen, daß Brent viel Wert darauf legt, daß seine Angestellten gut miteinander auskommen. Vielleicht wäre es im Sinne eines harmonischen Arbeitsklimas am besten, wenn Sie sich bei ihr entschuldigen würden.«
    »Ich?« brauste Carson auf. »Wie käme ich dazu? Ich bin derjenige, der sich beschweren sollte.«
    Singer lachte und hob eine Hand. »Erst müssen Sie sich bewähren, dann können Sie sich soviel beschweren, wie Sie wollen.« Er stand auf und ging ans Geländer der Terrasse. »Ich nehme an, daß Sie sich mittlerweile Burts Labortagebuch angesehen

Weitere Kostenlose Bücher