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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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schaffen können. Passen Sie auf, wieso fangen Sie nicht einfach noch einmal ganz von vorne an? Versuchen Sie es mit einem anderen Virus, mit einem, an das Sie bisher nicht einmal im Traum dachten. Oder nehmen Sie eine Makrophage oder ein Retrovirus. Irgend etwas, das Sie die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel sehen läßt, okay?
    Okay, Brent, ich werde es versuchen.
    Danach vergingen einige Tage ohne jegliche Eintragungen. Dann, am 29. Juni - also gerade mal zwei Wochen vor Carsons Ankunft in Mount Dragon -, folgte ein wahrer Schwall von Worten, voll von apokalyptischen Bildern und seltsamen Abschweifungen in alle möglichen Richtungen. Mehrmals erwähnte Burt einen »Schlüsselfaktor«, ohne jemals zu erklären, worum es sich dabei handelte. Carson schüttelte den Kopf. Sein Vorgänger hatte ganz offensichtlich Hirngespinste entwickelt und sich die Problemlösungen zusammenphantasiert, die er durch rationale, wissenschaftliche Arbeit nicht hatte erreichen können. Carson lehnte sich zurück und spürte, wie ihm unter dem Anzug der Schweiß über die Schulterblätter und an den Armen entlang nach unten rann. Zum erstenmal, seit er hier war, verspürte er Angst vor der ungeheuren Aufgabe, die er zu bewältigen hatte. Wie konnte er Erfolg haben, wo ein Mann wie Burt gescheitert war? Und nicht nur das, Burt hatte über diesem Scheitern obendrein noch den Verstand verloren. Carson blickte auf und bemerkte, daß de Vaca ihn ansah.
    »Haben Sie das auch gelesen?« fragte er.
    Sie nickte.
    »Wie soll ich...ich meine, wie erwartet man denn von mir, daß ich diese Arbeit fortsetzen soll?«
    »Das ist Ihr Problem, nicht meines«, antwortete sie ungerührt.
    »Ich habe schließlich keinen Abschluß in Harvard oder am MIT gemacht.«
    Den Rest des Tages verbrachte Carson damit, Burts anfängliche Experimente genau zu studieren, wobei er sich nicht von seinen späteren Verrücktheiten ablenken ließ. Nach einiger Zeit fühlte er sich wieder etwas zuversichtlicher. Er hatte am MIT mit einer neuen rekombinanten DNA-Technik gearbeitet, die Burt offensichtlich nicht bekannt gewesen war. Er legte das Problem schriftlich nieder und teilte es in verschiedene Unterprobleme auf, die er wiederum in eine Reihe von einfachen Fragestellungen zerlegte.
    Gegen Abend begann Carson mit einem groben Entwurf der Experimente, die er selbst durchzuführen gedachte. Dabei wurde ihm bewußt, daß es noch eine ganze Reihe von Möglichkeiten gab, die Burt nicht versucht hatte. Er stand auf, streckte sich und sah, wie de Vaca ihr PowerBook ans Netzwerk anstöpselte. »Vergessen Sie nicht, Ihre Daten an den Server zu schicken«, sagte sie. »Ich bin mir sicher, daß der Große Bruder sich heute nacht Ihre Arbeit ansehen will.«
    »Danke«, sagte Carson, der trotzdem nicht so recht dran glauben wollte, daß Scopes seine Zeit damit vergeuden würde, sich ausgerechnet seine Notizen anzusehen. Burt war ganz offensichtlich sein Freund gewesen, er hingegen war nichts weiter als ein kleiner Wissenschaftler der Stufe drei aus der Firmenniederlassung in Edison. Trotzdem schickte er seine Daten ins Netz, verstaute den Computer wieder in seiner Nische und folgte de Vaca auf dem langen, umständlichen Weg aus dein Fiebertank. Als sie wieder im Umkleideraum waren, nahm Carson den Helm ab und öffnete die Reißverschlüsse seines Schutzanzuges. Dabei fiel sein Blick auf seine Assistentin, die ihren Anzug schon in den Spind gehängt hatte und jetzt ihre Haare ausschüttelte. Zu seinem Erstaunen erblickte er nicht die stämmige Senorita, die er eigentlich erwartet hatte, sondern eine schlanke, ausgesprochen gutaussehende junge Frau mit langen, braunen Haaren, dunkler Haut und einem klassisch schönen Gesicht. Sie drehte sich um, sah, daß er sie anschaute, und funkelte ihn aus zwei tief braunen Augen an.
    »Wenn Sie mich noch eine Sekunde länger so anstarren, cabrón«, sagte sie, »dann passiert mit Ihnen dasselbe wie mit den armen Schimpansen da drinnen.«
    Sie warf den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter und ging raschen Schrittes zur Tür, während die Kollegen im Umkleideraum in schallendes Gelächter ausbrachen.

    Der Raum war groß und achteckig und wurde in fünfzehn Metern Höhe von einer indirekt beleuchteten Gewölbedecke überspannt. An sieben der acht Wände hingen großflächige, superflache Computerbildschirme, die im Augenblick alle dunkel waren. In der achten Wand war eine kleine, aber extrem dicke Tür eingelassen, die garantierte, daß

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