Mount Dragon - Labor des Todes
Mr. Fillson.«
»Diese beiden werden überleben«, sagte Carson. »Ganz bestimmt.«
»Da muß ich Sie leider enttäuschen, Carson«, sagte BrandonSmith und schnaubte verächtlich. »Selbst wenn es Ihnen gelungen sein sollte, das Virus zu neutralisieren - was ich persönlich übrigens bezweifle -, werden die Tiere trotzdem getötet und obduziert.« Sie verschränkte die Arme und blickte hinüber zu Fillson, der sie bestätigend anlächelte.
Carson sah zu de Vaca, deren Gesicht vor Ärger ganz rot war. Er hatte diesen Gesichtsausdruck in letzter Zeit nur zu gut kennengelernt. Aber de Vaca sagte nichts.
Der Techniker stach die Nadel der Spritze in die Vene des Schimpansenmännchens und injizierte ihm ebenfalls zehn Kubikzentimeter der Lösung mit dem X-FLU-Virus. Er zog die Nadel heraus und desinfizierte das Einstichloch mit einem Wattebausch.
»Wann werden wir die ersten Ergebnisse bekommen?« fragte Carson.
»Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis sich die ersten Symptome zeigen«, sagte BrandonSmith. »Aber oft tut sich auch schon früher etwas. Die infizierten Schimpansen kommen jetzt auf die Quarantänestation hinter dem Zoo. Alle zwölf Stunden nehmen wir den Tieren Blut ab und können so feststellen, wann sich die ersten Antikörper bilden. Das geschieht meistens innerhalb einer Woche.«
Carson nickte. »Halten Sie mich auf dem laufenden?« fragte er.
»Natürlich«, antwortete BrandonSmith. »Aber wenn ich Sie wäre, dann würde ich nicht auf die Ergebnisse warten, sondern von vornherein annehmen, daß der Versuch ein Fehlschlag war, und mir etwas Neues ausdenken. So verschwenden Sie wenigstens nicht wertvolle Zeit.«
Sie drehte sich um und ging. Carson und de Vaca kuppelten ihre Luftschläuche ab, folgten ihr nach draußen und machten sich auf den Rückweg zu ihrem Arbeitsplatz. »Was für ein Arschloch«, sagte de Vaca, als sie wieder im Labor C waren.
»Wen meinen Sie damit? Fillson oder BrandonSmith?« fragte Carson. Das Zusehen bei den Injektionen und BrandonSmith' sarkastisches Dahergerede hatten ihn in eine gereizte Stimmung versetzt.
»Ich weiß nicht, ob wir das Recht haben, diesen Tieren das anzutun«, sagte de Vaca anstatt einer Antwort. »Das geht schon bei den winzigen Käfigen an. Ich könnte mir vorstellen, daß sie nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprechen.«
»Es ist zwar nicht gerade schön, was hier geschieht«, entgegnete Carson, »aber es dient dazu, Millionen von Menschenleben zu retten. Damit ist es ein notwendiges Übel, mit dem wir uns abfinden müssen.«
»Ich frage mich, ob es Scopes wirklich darum geht, Menschenleben zu retten. Mir kommt es eher so vor, als wäre er nur am Geld interessiert. Mucho dinero.« Sie rieb ihren behandschuhten Daumen und Zeigefinger aneinander.
Carson ignorierte sie. Wenn sie unbedingt über eine abhörbare Sprechanlage solche Sachen sagen und dabei ihren Job riskieren wollte, dann sollte sie es ruhig tun. Wer weiß, vielleicht bekam er dadurch eine Assistentin, die ein wenig freundlicher zu ihm war.
Er holte sich ein Modell des X-FLU -Polypeptids auf den Computerschirm und drehte es nach allen Seiten. Dabei dachte er über eine andere Möglichkeit nach, das Virus zu neutralisieren, was ihm nicht leichtfiel, denn er war nach wie vor der Meinung, das Problem bereits gelöst zu haben. De Vaca holte Becher und Reagenzgläser aus dem Sterilisator und brachte sie zu einem Aufbewahrungsgestell am anderen Ende des Labors.
Carson blickte konzentriert auf die Tertiärstruktur des Polypeptids, das aus Tausenden von Aminosäuren bestand. Wenn es mir gelänge, diese Disulfidbrücken hier zu durchtrennen, dachte er, dann könnten wir die aktive Seitengruppe auffalten und das Virus auf diese Weise unschädlich machen. Aber dann fiel ihm ein, daß Burt diese Möglichkeit sicherlich bedacht hatte. Er löschte das Bild und holte sich die Daten der Röntgenstrukturanalyse des Proteinmantels auf den Schirm. Es gab nichts, was er übersehen hatte, dachte Carson und erlaubte sich kurz, an eine möglicherweise bevorstehende Beförderung und die Bewunderung zu denken, die Scopes ihm wegen seines Erfolgs entgegenbringen würde.
»Es ist ziemlich schlau von Scopes«, fuhr de Vaca fort, »daß er uns alle Aktien von GeneDyne gibt. Das erstickt jegliche Kritik bereits im Keim, weil die Leute schließlich alle reich werden wollen. Und wenn man es in einem internationalen Konzern wie diesem erst einmal zu etwas gebracht hat, dann...« Carson, den sie mit ihren
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