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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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verdrehen. Carsons Vater hatte Onkel Charley nicht besonders gemocht und oft despektierliche Kommentare über dessen lange Haare abgegeben. Dabei hatte sie sich der alte Mann nur deshalb nicht schneiden lassen, weil er der festen Überzeugung war, daß dann der dringend benötigte Regen ausbleiben würde. Carson erinnerte sich daran, daß sein Vater einmal zu seiner Mutter gesagt hatte, daß Gott ihrem Sohn »viel zuviel Ute-Blut« habe zu kommen lassen.
    Während Carson seinen Kaffee trank und aus dem offenen Fenster blickte, kratzte er sich geistesabwesend am Rücken. Von seinem Zimmer im ersten Stock des Wohngebäudes konnte er jenseits des Pferdestalls und der Werkstatt den Zaun sehen, hinter dem die endlose Wüste begann.
    Carson verzog das Gesicht, als seine Finger auf eine wunde Stelle am Rücken stießen, wo der Arzt am Abend zuvor eine Lumbalpunktion vorgenommen hatte. Die regelmäßigen medizinischen Untersuchungen waren eine weitere Unannehmlichkeit, die die Arbeit im Labor der Sicherheitsstufe fünf mit sich brachte, und gleichzeitig eine Mahnung, nur ja nicht die Gefahr der Ansteckung, vor der sich sowieso alle am Mount Dragon fürchteten, zu vergessen.
    Der Tag des Bombenpicknicks war Carsons erster freier Tag seit seiner Ankunft hier. Inzwischen hatte er erkennen müssen, daß es mit der Impfung der beiden Schimpansen mit dem von ihm neutralisierten Virus bei weitem noch nicht getan war. Obwohl Carson Scopes erklärt hatte, daß seine Vorgehensweise die einzig mögliche Lösung des Problems darstelle, hatte der Firmenchef darauf bestanden, daß er noch zwei weitere Schimpansenpaare impfte, um das Risiko einer fehlerhaften Diagnose zu minimieren. Sechs Affen waren nun mit dem modifizierten X-FLU-Virus infiziert. Wenn sie das überlebten, würden sie als nächstes darauf getestet werden, ob sie dadurch auch wirklich immun gegen Grippeviren geworden waren. Carson sah zu, wie zwei Arbeiter einen großen, verzinkten Stahltank zu einem Ford-Pick-Up rollten und ihn mit Mühe auf die Ladefläche hoben. Der Wasserwagen, der heute früher als sonst gekommen war, stand im Leerlauf tuckernd vor der Werkstatt und paffte kleine Wolken von Dieselqualm in die klare Morgenluft über der Wüste. Der Himmel war blau, und die Berge in der Ferne schimmerten im Licht des Morgens wie Amethyst. Der Regen, der in diesem Landstrich das Ende des Sommers markierte, würde noch ein paar Wochen auf sich warten lassen. Carson trank seinen Kaffee aus und ging nach unten. Dort sah er Singer, der neben dem Pick-Up stand und den Arbeitern Anweisungen gab. Er trug Sandalen und Bermudashorts, und sein breiter Oberkörper steckte in einem auffällig gemusterten, pastellfarbenen Hemd.
    »Sie sind ja bereits abmarschbereit«, bemerkte Carson. Singer sah ihn durch die Gläser seiner alten Ray-Ban-Sonnenbrille an. »Darauf habe ich mich das ganze Jahr über gefreut«, sagte er. »Wo haben Sie denn Ihre Badehose?«
    »Die trage ich unter meinen Jeans.«
    »Sie sehen eher aus wie ein Cowboy, Guy, und nicht wie jemand, der einen Tag am Strand verbringen will.« Dann wandte er sich an die Arbeiter. »Punkt acht fahren wir los, also beeilen Sie sich. Holen Sie die Hummer, und laden sie die Sachen drauf.«
    Nach und nach kamen die anderen Wissenschaftler, Techniker und Arbeiter, beladen mit Badetaschen, Handtüchern und Klappstühlen, vom Wohnbereich herüber in den Autohof. »Wie hat das eigentlich angefangen?« wollte Carson wissen. »Ich weiß nicht mehr, wessen Einfall es genau war«, antwortete Singer, »aber soviel ich weiß, entstand die Idee, weil die Regierung einmal im Jahr der Öffentlichkeit den Zugang zum Trinity Site gestattet. Irgendwann einmal fragten wir, ob wir auch hindürften, und das wurde uns erlaubt. Jemand hat vorgeschlagen, ein Picknick mit Volleyball und kaltem Bier zu machen, und ein anderer meinte, daß man eigentlich nur noch das Meer mitbringen müßte. So wurde dann die Idee mit dem Viehtank geboren. Das war der absolute Geniestreich.«
    »Haben Sie denn keine Angst vor der Strahlung?« fragte Carson.
    »Da gibt es keine Strahlung mehr«, kicherte Singer. »Aber wir nehmen trotzdem Geigerzähler mit, um die Nervösen unter uns zu beruhigen.« Als er das sich nähernde Geräusch der Dieselmotoren hörte, blickte er auf. »Kommen Sie, Sie können in meinem Hummer mitfahren.«
    Kurze Zeit später rollte ein Dutzend Geländewagen mit geöffnetem Verdeck hintereinander auf der kaum sichtbaren Sandstraße entlang, die

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