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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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scheute, rote Backsteingebäude im Zuckerbäckerstil neben romanische Bauten zu setzen und diese wiederum neben klassizistische. Bei letzteren platzierte man sogar dorische und ionische Elemente selbstbewusst nebeneinander. Man gab sich liberal. Kunstvolle, schmiedeeiserne Tore trennten die Freiflächen und Parks zwischen den Fakultäten. Gerne wäre Peter noch einmal in das Studentenleben eingetaucht. Es war ein ansprechender Ort.
    Das Institut für Physik lag am östlichen Ende des Komplexes. Es war vom eigentlichen Campus durch zwei größere Straßen getrennt und lag auch in stilistischer Hinsicht außerhalb der Wertung. Es war ein hässlicher Kasten im funktionalen Stil der sechziger Jahre. Peter trat durch den Haupteingang, Waschbeton und Backstein wechselten einander ab, graue Türen, Schaukästen mit Hinweisen. Der Name Dick tauchte nirgendwo auf. Am Ende eines langen Gangs sah er einen Mann auf einem Stuhl sitzend in einem Ordner blättern. Peter ging zu ihm, wobei seine Schritte auf dem glatten Boden unverhältnismäßig laut widerhallten. Der Mann war jung. Man hätte ihn eher auf unter 20 geschätzt. Als Peter ihn ansprach, drehte er den Kopf. In seinem Mund steckte ein Stift.
    - „Entschuldigen Sie, ich suche Mr. Dick.“
    - „Sie meinen Arthur Dick?“
    Erst jetzt fiel Peter auf, dass er nicht nach Professor Dick gefragt hatte.
    - „Sein Büro ist im vierten Stock, ziemlich am Ende des Korridors, Zimmer 412, glaube ich.“
    Kaum fünf Minuten später stand Peter an der bezeichneten Stelle, der Jüngling hatte recht: 412. Peter klopfte, einmal, zweimal und schließlich ein drittes Mal, ohne dass jemand ihn einzutreten bat. Stattdessen öffnete sich die Tür von Zimmer 411. Eine attraktive Frau mittleren Alters trat hervor.
    - „Kann ich Ihnen helfen?“
    Nachdem Peter sein Anliegen vorgetragen hatte, erfuhr er von Arthur Dicks Sekretärin, dass dieser eine Vorlesung abhielt. Da sie nicht wisse, ob er danach noch einmal hierher komme, beschrieb sie Peter den Weg zum Hörsaal. Er könne ihn nach der Veranstaltung ruhig ansprechen.
    Es war schon halb sechs als Peter den Hörsaal erreichte. Er lag in einem Nebengebäude, das einen krassen Gegensatz zum Verwaltungstrakt bildete, hohe Pforten, Stuckdecken, Zierrat. Durch die massive Tür aus poliertem, dunklem Holz trat Peter ein und wünschte sich schon im nächsten Moment es nicht getan zu haben. Zu seiner großen Überraschung war die Tür an der Wand hinter dem Podium platziert, so dass er die zahlreich erschienene Studentenschaft frontal vor sich hatte, während Mr. Dick mit dem Rücken zu ihm stand. Es war, als habe sich ein verspäteter Theaterbesucher verirrt und hinterrücks die Bühne betreten. Sein erster Impuls war, sich wieder zurückzuziehen, aber Mr. Dick hatte sich schon zu ihm umgedreht.
    - „Verweile doch, du bist so schön …“
    Es folgte das obligatorische Gelächter der Studenten, wobei Peter nicht sicher war, ob alle das abgewandelte „Faust“-Zitat erkannten. Peter beschloss, nichts zu sagen, sich zu setzen und das Ende der Vorlesung abzuwarten, zumal Professor Dick seinen Faden schnell wieder aufgenommen hatte und ihn tief in die Materie einwob.
    - „Kommen wir nun also zum Höhepunkt meiner heutigen Veranstaltung.“
    Professor Dick ging zu einer Apparatur, die rechts neben dem Rednerpult aufgebaut war.
    - „Sie sehen hier einen Laserpointer, also eine monochromatische Lichtquelle. Am anderen Ende haben wir einen Beobachtungsschirm und dazwischen eine Metallplatte, in die zwei parallele schmale Schlitze eingelassen sind. Wenn ich nun das Licht anschalte, was glauben Sie, werden wir auf dem Schirm beobachten können? Was erwarten Sie?“
    Mr. Dick blickte ins Auditorium.
    - „Nun, keine Idee, kommen Sie, seien Sie kühn. Nur Mr. Cram? Aber den kann ich nicht drannehmen. Der verdirbt mir die Pointe.“
    Gelächter.
    - „Nehmen wir an, ich würde keinen Laser verwenden, sondern mit einem Gewehr eine große Anzahl von Schüssen auf die Metallplatte abfeuern, was würde dann mit dem Schirm passieren?“
    Zahlreiche Hände flogen auf.
    - „Ah, ich sehe die Newton-Fans sind in der Überzahl. Ich nehme an, Sie stimmen mit mir darin überein, dass der Schirm an den Stellen, wo die Gewehrkugeln die Aussparungen passieren, durchlöchert würde. Und Sie gehen auch davon aus, dass sich das Licht anders verhält, da ich mir ansonsten wohl kaum die Mühe gemacht hätte, die schwere Platte aus dem Keller zu holen.“
    Wieder ein kurzes

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