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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Beispiel lernte er noch im Jahr seiner Ankunft in der Vergangenheit im Pub eine Frau kennen. Sie war ausgesprochen attraktiv und zeigte ein starkes Interesse an ihm. Ja, man könnte sagen, es hatte zwischen den beiden auf Anhieb gefunkt. Sie war Ende 20 und auf der Durchreise, wollte nach ihrer Scheidung ihr Glück an der Westküste versuchen. Anfangs nannte sie nur ihren Vornamen, doch als die Frau im Laufe des Abends mehr von sich erzählte, merkte Mason, dass er dabei war intensiv mit seiner eigenen Großmutter zu flirten. Er verschwand schließlich durch das Toilettenfenster und fuhr für drei Wochen zum Fischen an den Lake Chatuge. Als er wiederkam, war die Frau verschwunden. Er sah sie nie wieder.
    Fortan lebte er zurückgezogen, hatte nur wenige soziale Kontakte, wenngleich er auf eine distanzierte Art mit den Leuten im Swain County gut auskam. Sie akzeptierten ihn als ruhigen, zurückhaltenden, aber stets hilfsbereiten und zuvorkommenden Zeitgenossen. Die engeren Bekannten und Freunde seines Großvaters waren ohnehin alle beim Labor beschäftigt gewesen und bei dessen Explosion ums Leben gekommen. Halbtags arbeitete Alan Mason bei der Gemeindebibliothek. Hier bot sich eine gute Gelegenheit, die technische Entwicklung zu verfolgen, zumindest die offizielle, und die geschichtlichen Fakten zu prüfen. Wie er feststellte, waren die historischen Ereignisse vor 1947 durch seine Ankunft nicht verändert worden. Das war auch nicht zu erwarten. Aber auch das gegenwärtige Geschehen folgte scheinbar dem, was in der Zukunft zur Vergangenheit werden sollte. 1948 wurde der Staat Israel gegründet, von 1950 bis 1953 herrschte der Koreakrieg, 1954 erhielt Elia Kazans „Die Faust im Nacken“ den Oscar für den besten Film, Anfang der 1960er Jahre kam es zur Kubakrise, Bob Beamon sprang 1968 in Mexiko seine 8,90 Meter und 1969 folgte die erste Mondlandung. Menschen wurden geboren und starben, Präsidenten wurden gewählt und erschossen, Teams feierten Meisterschaften oder lösten sich auf. Alles wusste Mason im Voraus. Er hätte ein reicher Mann werden können, aber er vermied es, Dinge zu tun, die seines Wissens in der Vergangenheit nicht stattgefunden hatten. Scheinbar war es lediglich die Geschichte des Mount Maroon, die neu geschrieben wurde. Masons hartnäckige Versuche einen Wiederaufbau des Forschungslabors zu erreichen, blieben rund um Bryson City unbemerkt und bei den entscheidenden Stellen in Washington DC ungehört. Die Regierung schien jedwedes Interesse an dem Projekt verloren zu haben. Der Mount Maroon wurde stattdessen zum Naturschutzgebiet erklärt und schon 1948 war in der Nähe von Bryson City ein großes Cherokee-Museum entstanden. Man wollte damit ein Zeichen setzen gegen die Deportierung der heimischen Indianerstämme in ein Reservoir nach Oklahoma im Jahre 1839. Dieses unter der Bezeichnung
Trail of Tears
in die amerikanische Geschichte eingegangene Ereignis stellte einen Tiefpunkt in der Beziehung zwischen den Indianern und der Regierung dar. Mason konnte sich nicht so recht vorstellen, dass nach der Einweihung des Cherokee-Museums auf dem alten Indianerland ein Kernforschungszentrum gigantischen Ausmaßes entstehen sollte, zumal der Mount Maroon keine 20 Kilometer Luftlinie vom Museumsareal entfernt lag. Das wäre ein neuerlicher Affront gewesen. Und tatsächlich baute man 1967, also 20 Jahre nach der Zerstörung des Mount Maroon, das Fermi National Accelerator Laboratory bei Chicago.
    - „Soll ich auch nach dem Öl sehen, Albert?“
    - „Nein, nein, habe ich gestern schon erledigt. Alles in Ordnung. Was macht es?“
    Der alte Wesley schob seinen Strohhut nach hinten und hob mit der rechten Hand seine Brille an, unter der hindurch er mit dem Gesicht nahe an der Anzeige die Zahlen ablas.
    - „14 Dollar und 50 Cent.“
    Die Spritpreise waren wirklich extrem niedrig. Der Liter kostete gerade mal 35 Cent. Mason gab Wesley einen Fünfziger. Der alte Tankwart besah den Schein ebenso skeptisch wie Ulysses Simpson Grant ihm von der Banknote aus entgegenblickte. Vor genau 100 Jahren war der Sohn eines Sattlers Präsident der Vereinigten Staaten. Aber daran schien Wesley nicht zu denken.
    - „Oh, da muss ich mal eben rein, um den zu wechseln.“
    Die beiden Männer gingen in einen unübersichtlichen Raum, der mit allerlei Dingen zugestellt war. Hinter dem alten Tresen kramte Wesley in einer Schublade. Neben ihm standen ein Kaugummiautomat und ein Metallgestell mit Comicheften, hinter der Tür eine

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