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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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gegen etwas entscheiden können. So gesehen gab es in Luthers Beziehungsleben keine Probleme, allenfalls zeitliche.
    Peter hatte eine erhöhte Position eingenommen, von der aus er den gesamten Parkplatz gut überblicken konnte. Er stand auf einem terrassenartigen Absatz einer grauen Betontreppe. Woran er nicht dachte war, dass eben jener Standort auch ihn für alle anderen weithin sichtbar machte. So bemerkte er nicht, das bereits seit einigen Minuten auf ihn gerichtete Fernglas. Endlich hatte vor der Schranke, die diesen speziellen Parkbereich vom übrigen Gelände abschirmte, ein roter BMW mit schwarzem Verdeck gehalten. Ein uniformierter Pförtner trat an das Fenster auf der Fahrerseite, tippte an seine Mütze und sprach längere Zeit mit dem Fahrer. Offenbar scherzten die beiden miteinander, denn der beleibte Mann lachte einige Male laut auf. Dann ließ er per Fernbedienung die Schranke hochfahren und ging zurück zu seiner Loge. Der Wagen fuhr an, und als Peter ihn von der Seite sah, erkannte er den blonden Lockenkopf seines Freundes. Peter hastete die Treppe zum Parkdeck hinunter, querte mehrere Reihen geparkter Autos und lief dorthin, wo der Wagen rasant eingeparkt hatte. Als Luther ausstieg, lagen noch etwa 80 Meter zwischen ihnen. Doch Luther war nicht das einzige Ziel auf dem Parkplatz. In dem Maße, wie Peter sich Luther näherte, näherten sich Peter fünf schwarz gekleidete Männer. Als sie das Tempo verschärften, nahm Peter sie war. Er schrie so laut er konnte:
    - „Luther“, und noch mal, „Luuuther.“
    Luther sah sich um. Da es sich um eine Männerstimme handelte, vermutete er halb scherzhaft einen unzufriedenen Patienten oder einen gehörnten Ehemann. Dann sah er aber, wie zwei der Schwarzgekleideten, die den Rufer verfolgten, Schusswaffen zogen und sofort schossen. Sie hatten den Mann verfehlt, zielten auch ganz offensichtlich zu tief, aber Luther begriff, dass das kein Spaß war. Blitzschnell stieg er wieder in seinen Wagen, fuhr schnell auf den Verfolgten zu und hielt dicht neben ihm.
    - „Steigen Sie ein! Schnell!“
    Dann gab er Gas. Die Verfolger schossen einige Male, doch der Vorsprung vergrößerte sich rasch. Als sie bei der Schranke ankamen, waren es gut 50 Meter. Aufgrund der großen Menschenmenge hatten sie den Beschuss eingestellt.
    - „Schranke hoch, schnell!“
    Die Schranke öffnete sich und Luther fuhr mit quietschenden Reifen davon. Im Rückspiegel sah er, dass einer der Typen ein Handy ans Ohr führte. Nach einigen Querstraßen hatte sich der Adrenalinspiegel des Kardiologen wieder halbwegs normalisiert.
    - „Puh, das war knapp. Haben Sie im reservierten Bereich geparkt?“
    Peter war nicht zu Scherzen aufgelegt. Auch Luther hatte ihn nicht erkannt, aber zumindest war es nun nicht mehr nötig, ihm den Ernst der Lage zu verdeutlichen.
    - „Am besten wir gehen gleich zur Polizei.“
    - „Nein, keine Polizei.“
    - „Oh, die Herren regeln das wohl besser unter sich, was? Warum habe ich Sie eigentlich gerettet? Hören Sie, was Sie auch verbrochen haben … aber diese Kerle haben in meinem Krankenhaus rumgeballert. Außerdem haben die mir das Verdeck zerschossen. Und das mag ich nicht. Wie heißen Sie überhaupt?“
    - „Könnten wir einen Kaffee trinken gehen?“
    - „Nun, ich muss zur Arbeit. Ich bin Arzt …“
    - „Ich weiß. Ich weiß fast alles über dich, Luther.“
    - „Luther? Ach ja richtig, Sie haben meinen Namen gerufen. Jetzt bin ich aber neugierig.“
    Luther parkte den Wagen und sagte im Krankenhaus Bescheid, dass er etwas später käme. Da keine Operation anstand, war es kein größeres Problem. Sie gingen in ein kleines Café in der Peachtree Street. In einer Seitenstraße hielt ein schwarzer Kleinbus.
    Die beiden Männer wirkten nicht wie Fremde, sie waren von einer eigentümlichen Aura der Vertrautheit umgeben. Ein eingespieltes Team, das jede Unwägbarkeit meisterte. Sie bildeten eine Einheit, die nicht erst am Gleichklang ihrer Lässigkeit entstand und nicht am Zusammenspiel von Mimik und Gestik aufhörte. Die Eintracht der beiden Männer war metaphysisch, scheinbar erwachsen aus einer langen Erfahrung des Selbst im anderen, einer Erfahrung von Sympathie und Vertrauen, von Hoffnung und Zuversicht, wie sie die meisten Menschen nur selten im Leben machen und manche nie. Sie setzten sich an einen Ecktisch. Obwohl der Laden gut besucht war, hatte die schlanke Frau hinter der Theke ihr Eintreffen sofort bemerkt. Ihr Blick folgte ihnen unablässig zu ihrem

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