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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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Hosentasche wiederentdeckt. Ich habe ihn glatt gestrichen und aufgehoben … bis heute. Und ich habe niemandem davon erzählt … auch bis heute. Aber der Unfall?“
    - „Ich wurde gerettet, Luther, und bin bei Tante Polly aufgewachsen.“
    - „Polly?“
    Peter fiel ein, dass sie Mary erst später so nannten.
    - „Mary Elderidge.“
    - „Bei Mary? Also das stimmt ganz sicher nicht, das weiß ich genau. Vielleicht hat man dir das alles suggeriert.“
    - „Suggestion?“
    - „Ja, ich kenne da eine Psychologin – recht gut.“ Luther grinste. „Es gibt Fälle, in denen Menschen sich an Dinge zu erinnern glauben, die nie stattgefunden haben. Erinnerst du dich an die Geschichte von Edward Daly. Sogar die New York Times hatte es damals auf der Titelseite. Er behauptete während des Koreakriegs an einem Massaker beteiligt gewesen zu sein und beschrieb sehr detailliert seine zweifelhaften Heldentaten. Es steht aber fest, dass er gar nicht dabei war.“
    - „Da liegt der Fall ja wohl etwas anders. Da glorifiziert einer den Krieg und dichtet sich selbst eine Rolle darin zu.“
    - „Ja, Moment, es geht mir nicht um Daly. Seine Erzählungen lösten bei tatsächlich beteiligten Veteranen Erinnerungen an ihn aus. Sie sagten, sie wüssten, dass er dabei war. Seine Suggestion veränderte ihre eigenen Erinnerungen. Ich finde das äußerst beunruhigend.“
    - „Ich muss mich erinnern. An das erinnern, was wirklich geschehen ist. Aber als Allererstes muss ich wissen, ob zusammen mit meinen Eltern ein Kind begraben wurde. Ich muss wissen, ob ich Peter Saunders bin oder nicht.“
    - „Ich kenne das Grab in Raleigh sehr gut. Ich war in der ersten Zeit fast täglich da.“
    - „Luther, du bist Arzt. Kann man nach 34 Jahren noch herausfinden, ob da zwei oder drei Menschen begraben wurden und wenn ja, ob sie miteinander verwandt waren?“
    - „Da wird nichts mehr sein, weil da eigentlich nie etwas war. Die Leichen sind, soweit ich weiß, im Auto verbrannt … Weiß der Geier, was da in den Särgen war?“
    - „Eben nicht, meine Eltern wurden durch den Unfall selbst getötet. Sie waren schon tot, als das Feuer ausbrach. Und die Feuerwehr kam auch sehr schnell. Sicher hatte das Feuer Auswirkungen, aber nicht so schwerwiegende. Man hat die sterblichen Überreste meiner Eltern ordentlich begraben.“
    - „Also wenn dem so wäre, hätte man eine realistische Chance. Die moderne Forensik bedient sich bei der DNA-Profilanalyse der Short Tandem Repeats, der Wiederholung kurzer Basenpaarmuster. Wenn man die entsprechenden Materialien hat, kann man sehr genau sagen, wer mit wem verwandt war. In unserem Fall können wir aber trotz allem nur von Knochen ausgehen. Von den Särgen sollte eigentlich nichts mehr übrig sein. Da aber Knochen zu etwa zwei Dritteln aus anorganischem Material bestehen, verrotten sie nicht. Wir könnten also …“
    Peter verzog das Gesicht.
    - „Ich meine, rein hypothetisch …“
    Peter starrte ins Leere, sein Blick blieb jedoch an dem kleinen radioähnlichen Gegenstand haften, den der stämmige Mann neben sich auf die Bar gestellt hatte. Während Luther unablässig weitersprach, durchfuhr Peter eine Ahnung, die seine Knie weich werden ließ. Er packte Luther blitzschnell am Unterarm und bedeutete ihm, still zu sein, indem er den Zeigefinger an die Lippen führte. Luther runzelte verständnislos die Stirn, sein Redeschwall hingegen verstummte abrupt. Der Mann an der Theke, der ihnen seinen breiten Rücken zuwandte, begann unruhig auf seinem Hocker hin- und herzurutschen, dann führte er eine Hand zu seinem Kopfhörer und schließlich drehte er den Kasten auf dem Tresen, als versuche er ihn neu auszurichten. Für Peter war der Fall damit klar, aber wie konnte er es Luther verdeutlichen, der offensichtlich nicht verstand. Nicht nur, dass sie mit ihren weiteren Ausführungen vorsichtig sein mussten, im Prinzip ergab sich hier auch eine Chance, die Verfolger in die Irre zu führen. Der Mann an der Bar legte jedoch bereits etwas Geld auf die Theke und ging. Schließlich rief auch Peter die Kellnerin und bat Luther, die Rechnung zu übernehmen.

22. KRISENSTAB III
     
    Raymond Myers schaltete den MP3-Player aus, aber das soeben Gehörte hallte bedeutungsschwer in ihren Köpfen nach. Wohl war keinem der Versammelten. Auch wenn sich ihnen die wahre Bedeutung des Gesprächs nicht wirklich erschlossen hatte, nagte ein beunruhigender Verdacht an ihren Gemütern. Robert Shane wusste, dass es an ihm war, das Schweigen zu

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