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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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verschiedenen Sätzen nicht mehr seelische Zustände ausspricht, sondern eine seelischeEntwicklung vorführt. Das ist das, was Beethoven unter seinem »Dichten in Tönen« verstand. Nun, diese Entwicklung seelischer Zustände durch Musik ist in viel offensichtlicherer Weise als selbst in der Oper Glucks im Melodrama vorbereitet. Daß da zahlreiche Wechselwirkungen sind, daß gerade die Oper Glucks auch stark auf das Melodrama eingewirkt hat, ist zweifellos. Aber gerade durch die gedrungene Kürze des Melodramas, durch den starken Wechsel seelischer Zustände innerhalb desselben, und vor allen Dingen dadurch, daß dieses ganze Seelenleben in der Brust eines einzelnen Menschen sich vollzog, fast befreit von allem äußeren Geschehen, trat diese Entwicklung seelischen Lebens in einer Weise in den Vordergrund, wie die Oper sie niemals hatte zeigen können. – Man denke sich folgenden Fall: so genau ist er natürlich nie vorgekommen, weil die hier vorgetragene Loslösung der Musik von der Dichtung niemals praktisch vollzogen worden ist; aber innerhalb der Beteiligung der Musik am Melodrama ist diese Entwicklung wohl zu beobachten –: Wir haben eine Dichtung, die so stark im Wechsel an seelischen Affekten ist, daß die Musik ständig zur Mitwirkung aufgerufen werden muß, so daß schließlich, wie das ja tatsächlich auch schon bei Melodramen der ersten Zeit der Fall ist, die Musik fast niemals aussetzt. Es kommt dann dahin, daß die Musik, rein für sich betrachtet, eine große seelische Entwicklung, die eben von dieser Dichtung vorgetragen wird, mit ihren Mitteln uns vorführt. Wenn es, wie Istel mit Recht sagt, bei Vendas »Ariadne« nur dessen bedurfte, daß die Worte gesungen wurden statt gesprochen, um eine echte musikdramatische Szene vorzuführen, so bedurfte es andererseits nur des vollkommenen Weglassens der Worte und einer rein sinfonisch-musikalischen Verbindung der jetzt alle Seelenaffekte ausdeutenden Musikteile, und es entstand eine sinfonische Dichtung . In einem der neuesten Melodramen, Max Schillings »Hexenlied«, haben wir einen Fall. Hier könnte die Dichtung in der Tat wegfallen, und wir hätten in der Musik allein eine sinfonische Dichtung, die nicht erläuterungsbedürftiger wäre als zahlreiche andere, die ohne Text in der Welt stehen.
    Ich sagte oben, daß der hier geschilderte Fall niemals wirklich vorgekommen ist, daß aber die Art der Entwicklung der Musik im Melodrama ähnliches vorbereitet. Das wird eine kurze Darlegung der geschichtlichen Entwicklung des Melodramas beweisen. Zuvor noch ein Wort über den Umfang der Aufgaben, die sich das Melodrama gestellt hat.
    Es ist zu Beginn dieser Ausführungen gesagt worden, daß die Zwiespältigkeit zwischen dem gesprochenen Wort und der Musik niemals völlig zu überwinden ist. Ich will also keineswegs den Versuch machen, im Gegensatz zur allgemeinen Ansicht dem Melodrama als Kunstgattung eine besondere Ehrenstellung zu gewinnen. Sicher ruht seine größte Bedeutung in den Werten, die es für die Entwicklung von Drama und Sinfonie, überhaupt für die Entwicklung der Musik als Ausdruck seelischen Lebens gehabt hat. Aber wir stehen vor der Tatsache, daß ein so instinktiv sicher treffendes Genie wie Mozart sein höchstes Gefallen an der Gattung ausgesprochen hat; daß ein Goethe nach anfänglicher Verspottung im »Triumph der Empfindsamkeit« lange über die Hochblüte der Gattung hinaus (noch 1815) ihr besondere Werte und eine schöne Kunstwirkung zuerkannte; sehen Beethoven in »Fidelio« und »Egmont« zu diesem Mittel greifen; verdanken eine der großartigsten Szenen Marschners in »Hans Heiling« diesem Kunstmittel; haben vorher das Beispiel, daß der doch auch ästhetisch stark veranlagte K. M. von Weber eine Reform der Gattung versuchte; sehen seither eine große Zahl hervorragender Musiker sich in ihr betätigen. Diese Tatsachen wiegen doch mindestens ebenso schwer, wie die Arteile aller Ästhetiker, und beweisen, daß, trotzdem jener Zwiespalt nicht verkannt werden kann, auch die Gattung als solche Werte haben muß.
    Es bleibt die Frage nach der Stellung des Melodramas innerhalb der zahlreichen künstlerischen Betätigungsarten.
    Ich möchte wieder auf die Illustration zurückgreifen. Aus der Klassikerillustration , bei der einfach Bilder in den Text oder als Einschaltblätter zwischen Textseiten gelegt wurden, hat sich die moderne Buchillustration entwickelt, bei der der Zeichner zum Raumkünstler wird, insofern er nicht mehr Bilder für

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