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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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ungeheuren Erfolg. Das Volk, das bislang immer bloß geduldiger Zuschauer bei den Hoffestlichkeiten – eine solche war ja im Grunde die italienische Oper immer – gewesen war, erhielt hier seinen Stoff und hörte seine Musik; denn Hiller hatte ein ausgesprochenes Talent für volkstümliche Melodik.Der Erfolg war so, daß Dichter und Komponist überhaupt nicht rasch genug arbeiten konnten. In Norddeutschland zumal gewann dieses Singspiel im Theater das Übergewicht. In der Zeit von 1765 – 1785 sind in Deutschland weit über hundert verschiedene Singspiele geschaffen worden. Neefe, Wolf, Holly, André, Schweitzer, Stegmann, Benda, Reichardt, Schulz, waren neben Hiller die beliebtesten Komponisten. Wie so oft in der Kunstgeschichte wurden die Vorzüge des Singspiels, auf denen nicht nur sein äußerer Erfolg, sondern auch seine Bedeutung für die Entwicklung beruhte, bald zu schwer empfindlichem Nachteil. Es war ja gewiß ein großer Vorteil für unser damals doch literarisch noch ganz in den Anfängen steckendes Volk, daß es durch diese Singspielliteratur eine aus dem Volksleben geschöpfte, und wenn auch künstlerisch niemals bedeutende, so doch ganz gesunde Unterhaltungsliteratur erhielt. Aber bald erwiesen sich diese leicht gezimmerten, mit Hilfe der Musik alle Gefühle schnell weckenden und in künstlerischer Hinsicht doch zumeist recht dilettantischen Singspiele als böse Hemmung für die Entwicklung eines ernsten deutschen Dramas. In musikalischer Hinsicht war es ein unschätzbarer Vorteil gewesen, daß diese Singspiele von Schauspielertruppen aufgeführt wurden, bei denen die Komponisten nicht auf Gesangskunst rechnen durften. Dadurch waren sie nämlich gezwungen, volkstümliche Melodien zu geben, die jeder singen konnte. Das deutsche Lied verdankt dem Singspiel mehr als irgend einer anderen Kunstgattung. Dagegen war aus denselben Gründen die musikalische Entwicklung sehr beengt und für jedes musikalisch geschulte Ohr mag der keinerlei höheren Ansprüchen genügende Vortrag der eingestreuten Kompositionen oft recht qualvoll gewesen sein. So erklärt es sich, daß die meisten Dichter und Musiker wenigstens theoretisch sich zu Gegnern des Singspiels bekannten.
    Die für mich wunderbarste Eigenschaft der herrlichen Natur Goethes , die sich auch bereits in seiner Jugend offenbarte, ist jene liebevolle Güte zu allen Erscheinungen, aus der heraus für ihn alles schon dadurch Daseinsrecht hat, daß es eben da ist. Wo die anderen leicht mit harten ästhetischen Urteilen zur Stelle sind, entdeckt er nochimmer lebensfähige Keime. Und um dieser willen gibt er auch das Ganze nicht preis, sondern, sucht es zu stärken und zu entwickeln. So trat der Dichter, der im »Götz« die gewaltigen Naturinstinkte seines Volkes ausgelöst, mit dem »Werther« die Welt erschüttert hatte, auch dem Singspiel mit offenem Kerzen und freudigen Sinnen entgegen. In jenen ersten Monaten des Jahres 1775, die er später als die glücklichsten seines Lebens bezeichnete, hat er sein erstes Singspiel »Erwin und Elmire« geschaffen. Die vielerlei Hemmungen und Trübungen, die sich seinem Verhältnis zu Lilly entgegenstellten, die aber doch nicht so geartet waren, um tiefe Konflikte des Gemütslebens zu schaffen, mochten ihm nahelegen, auch für ein derartiges Verhältnis jenes »Freidichten« zu suchen, das er in den wilden Wertherstürmen seines Herzens so heilsam gefunden hatte. Diese gemütvolle, stärkste Empfindungen zulassende und doch überlegen spielende, zu einem harmonisch guten Ausgang hinzielende Stimmung ist die Grundlage, aus der eine echte deutsche komische Oper herauswachsen kann. »Erwin und Elmire« wurde 1775 von Johann André rasch in Musik gesetzt, hatte in dieser Gestalt ja auch vielen Erfolg. Dem acht Jahre älteren Freunde und bereits angesehenen Musiker wird Goethe kaum mit eigenen Vorschlägen gekommen sein; aber in dem Frankfurter Geniekreise war noch ein anderer jüngerer Musiker, PH. Chr. Kayser (1755-1823), auf den Goethe wie alle andern die höchsten Hoffnungen setzte, die sich freilich später nicht erfüllen sollten. An Kayser hat Goethe bei seinen späteren Singspielbemühungen immer gedacht.
    Es ist nun – zumal es sich mit Mozarts Schaffen vielfach deckt – von höchstem Interesse, wie Goethe innerhalb des Namens des deutschen Singspiels sich eine bedeutende musikalische Entwicklung vorstellte. Der Brief, den er im Dezember 1779 mit dem auf der Rückreise aus der Schweiz vollendeten Singspiel »Jery

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