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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Akt bringt die Ausführung dieses Planes. Mit einem Liede gibt Pedrillo das verabredete Zeichen; Belmonte entkommt glücklich mit Konstanze. Als Pedrillo mit Blondchen ihnen folgen will, kommt der wiedererwachteOsmin dazu, der durch die Leibwachen beide Paare einholen läßt. Furchtbar ist des Bassa Zorn, und das tragische Schicksal der Liebespaare scheint um so eher besiegelt zu sein, als der Bassa in Belmonte den Sohn des grimmigsten Feindes seiner Jugend erkennt. Aber durch die treue Liebe des jungen Paares wird er zur Milde gestimmt. Glücklich können sie von dannen ziehen. I Bei Bretzner liegt alles Dramatische im gesprochenen Dialog; die Singstücke sind nur eingelegt und wie bei allen Singspielen nur auf kleine Formen berechnet. Mozart, dem es natürlich nicht genügen konnte, einige Musikstückchen als Einlagen zu komponieren, der vielmehr ein echt musikdramatisches Werk schaffen wollte, übernahm es, Stephanie d. J. die Änderungen anzugeben, die ihm für die Komposition dienlich schienen. Stephanie hatte danach eigentlich nur die Worte zu finden für die Situationen, die Mozart sich geschaffen hatte. Ihm kam es vor allem darauf an, gerade aus diesen Situationen Material für Musik zu gewinnen und überall dort einzusetzen, wo die aus den Situationen und Charakteren erwachsenden Empfindungen Musik zuließen. Auf das einzelne Wort kam es unter diesen Umständen weniger an, sofern nur die sonstigen Bedingungen, zu denen nach damaliger Auffassung erst recht auch die zur Verfügung stehenden Sänger gehörten, einen natürlichen dramatischen Ausdruck zuließen. Das war, wie wir schon früher ausführten, im allgemeinen hier der Fall. Wie Mozart am Texte mitarbeitete, ergibt sich aus seinem Briefe an den Vater vom 26. September 1781: »Die Oper hatte mit einem Monolog angefangen, und da bat ich Herrn Stephanie, eine kleine Ariette daraus zu machen, – und daß anstatt nach dem Liedchen des Osmin die zwei zusammen schwatzen, ein Duett daraus würde. – Da wir die Rolle des Osmin Herrn Fischer zugedacht haben, welcher gewiß eine vortreffliche Baßstimme hat, obwohl der Erzbischof zu mir gesagt, er singe zu tief für einen Bassisten, und ich ihm aber beteuerte, er würde nächstens höher singen, so muß man so einen benutzen, besonders da er das hiesige Publikum ganz für sich hat. – Dieser Osmin hat aber im Originalbüchel das einzige Liedchen zu singen und sonst nichts, außer in dem Terzett undFinale. Dieser hat also im ersten Akt eine Arie bekommen und wird auch im zweiten Akt noch eine haben. Die Arie habe ich dem Herrn Stephanie ganz angegeben – und die Hauptsache der Musik davon war schon ganz fertig, ehe Stephanie ein Wort davon wußte.«
    Die Arie, die Osmin im ersten Akt bekommen hat, »Solche hergelaufne Laffen«, ist die erste große komische Arie der deutschen Opernliteratur. Im zweiten Akt wurde in gleicher Weise aus einem Dialog zwischen BIondchen und Osmin ein komisches Duett, dagegen fiel ein Duett zwischen Blondchen und Konstanze weg. Dafür bekam Konstanze eine große Solo-Arie und auch Blondchen einen zweiten, durchaus der Situation angemessenen Gesang, während die Arie der Konstanze vom dramatischen Standpunkte aus eigentlich überflüssig ist. In dieser Art ging es weiter. Am meisten lag Wolfgang an der Umänderung des Schlusses des zweiten Aktes. In der Bretznerschen Vorlage steht die Entführung als großes Ensemble zu Beginn des dritten Aktes. Mozart erkannte sofort, daß dadurch der Höhepunkt der Oper an eine falsche Stelle geschoben würde, weil nach dieser großen musikalischen Entfaltung für den Rest keine Teilnahme mehr übrigbliebe. So wollte er dieses Quintett zu einem Finale machen und es an den Schluß des zweiten Aktes setzen, was durch Streichungen im Vorangehenden leicht zu bewerkstelligen war. Allerdings mußte dann, wie er selber sofort sagte, eine neue Verwicklung gefunden werden, wenn der dritte Akt überhaupt noch wesentlichen Inhalt haben sollte. Da es offenbar nicht gelang, diese neue Intrige zu finden, mußte dieser Plan fallen gelassen werden. Mozart verschaffte sich einen musikalisch bedeutenden Schluß für den zweiten Akt, indem er das Wiedersehen der Liebenden zum Quartett ausgestaltete und die Stimmung durch eine vorübergehende Eifersuchtswallung bereicherte. Und nun zeigt sich die hervorragende künstlerische Ökonomie Mozarts, die wir nicht genug bewundern können, vermöge derer jenes wunderbar harmonische Maßhalten in seinen Werken zustande kommt,

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