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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Maßlosigkeit des Ausdrucks der Wildheit soll die Komik auslösen. – Ebenso bedeutend durch die wilde Lustigkeit des Triumphs und die Befriedigung witternde, lüsterneGrausamkeit ist die zweite große Arie nach der Gefangennahme der Flüchtlinge. Als komische Gegenstücke zu diesen Auftritten sehen wir Osmin in seiner feigen Verliebtheit vor der »Katze« Blondchen und in der täppischen Trunkenheit im Zechduett mit Pedrillo. Ins fröhliche Ende kann er sich nicht schicken; halb erstickend an seinen Verwünschungen trollt er sich in ohnmächtiger Wut; mit ihm rauscht die Janitscharenmusik davon, die nicht nur örtliche Färbung ins Ganze brachte, sondern auch zur Erhöhung des Ausdrucks der Wildheit, des Fanatismus diente. –
    »Ich getraue mir den Glauben auszusprechen,« urteilte K. M. v. Weber, »daß in der Entführung Mozarts Kunsterfahrung ihre Reife erlangt hatte und dann nur die Welterfahrung weiter schuf. Opern wie Figaro und Don Juan war die Welt berechtigt, mehrere von ihm zu erwarten. Eine Entführung konnte er mit dem besten Willen nicht wieder schreiben. In ihr glaube ich das zu erblicken, was jedem Menschen seine frohen Jünglingsjahre sind, deren Blütezeit er nie so wieder erringen kann, und wo beim Vertilgen der Mängel auch unwiederbringliche Reize fliehen.« Die »Entführung aus dem Serail« ist in der Tat ein Gelegenheitswerk im Goetheschen Sinne des Wortes. In Belmontes Gesängen konnte Mozart seine eigene Liebe, sein persönliches Sehnen aussprechen. Und im Osmin hat er den verschiedenen Peinigern seines jungen Lebens ein Denkmal gesetzt, mit jener göttlichen Künstlerschaft, die nicht verflucht, nicht zu vernichten sucht, sondern in der überlegenen Heiterkeit des beglückten Genius aus dem Widerwärtigen noch eine Quelle zur köstlichsten Erheiterung für sich und die Umwelt gewinnt.
    Die Entführung hatte bei den Wienern einen glänzenden Erfolg. Der Kaiser zwar, der mit ihr sein Ziel, eine deutsche Oper zu gründen, hätte erfüllt sehen können, kam über jenes bereits erwähnte »Kompliment« nicht hinaus: »Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viel Noten, lieber Mozart«, worauf er allerdings die treffende Antwort erhielt: »Gerade so viel Noten, Euer Majestät, als nötig sind.« Das Publikum aber zeigte sich nicht so befangen in der Überlieferung. Bei der zweiten Aufführung war das Theaternoch voller, als das erstemal. In zwei Tagen hatte die Oper 1200 fl. getragen, und am 27. Juli heißt es in einem Briefe nach Hause: »Die Leute, kann ich sagen, sind recht närrisch auf diese Oper. Es tut einem doch wohl, wenn man solchen Beifall erhält.« Allenthalben wollte man seine Oper hören, und so machte er sich daran, sie für Harmoniemusik zu bearbeiten. Da erhielt er von Salzburg den Auftrag, eine neue Serenate für die Familie Haffner zu komponieren. So ungelegen ihm diese Arbeit auch kommen mußte, war er doch offenbar froh, mit dieser Arbeit auch dem Vater eine Gefälligkeit erweisen zu können. »Nun habe ich keine geringe Arbeit, bis Sonntag acht Tage muß meine Oper auf die Harmonie gesetzt sein, sonst kommt mir einer bevor und hat anstatt meiner den Profit davon, und soll nun eine neue Sinfonie auch machen. Wie wird das möglich sein! Sie glauben nicht, wie schwer das ist, so etwas auf die Harmonie zu setzen, daß es den Blasinstrumenten eigen ist und doch dabei nichts von der Wirkung verloren geht. Je nun, ich muß die Nacht dazu nehmen, anders kann es nicht gehen, und Ihnen, mein liebster Vater, sei es aufgeopfert! Sie sollen alle Posttage sicher etwas bekommen, und ich werde, soviel möglich, geschwind arbeiten, und soviel es die Eile zuläßt, gut schreiben...« Er hielt nach Möglichkeit Wort, wenn es auch nicht ganz so schnell ging; aber am 7. August konnte er doch das letzte nach Hause schicken. Als er sich später diese Sinfonie schicken ließ, um sie in seiner Akademie aufzuführen, schrieb er dem Vater (15. Februar 1783): »Die neue Haffnersinfonie hat mich ganz surpreniert, denn ich wußte kein Wort mehr davon, sie muß gewiß guten Effekt machen.« Da hat man, wie Jahn richtig bemerkt, den echten Mozart »in seiner Gutmütigkeit und Dienstbeflissenheit gegen seinen Vater, wie in seiner Produktionskraft und Elastizität«, der sich entschuldigt, daß die Sinfonie neben anderen Arbeiten nicht in vierzehn Tagen fertig war – und das zu einer Zeit, wo ihm nicht nur seine Oper, sondern auch seine Hochzeit Kopf und Herz einnahm – und hinterher verwundert ist,

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