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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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dieses Künstlers, die ihn nicht dazu gelangen ließen, die Früchte zu ernten, die doch auch für ihn heranreiften. Denn die ihm kontraktlich zugesicherte, mit zweitausend Gulden ausgestattete Kapellmeisterstelle an der Stephanskirche wurde 1793 frei; Mozart wäre dann 38 Jahre alt gewesen.
    Erfreulicher als in ökonomischer Hinsicht sind Mozarts Verhältnisse nach der Seite des
    sozialen Verkehrs.
    Gerade bei seiner Natur war aber das für ihn besonders wichtig. Dem Verhältnis zu seinem ältesten Freunde, zum Vater , den früheren schönen Einklang wiederzugeben, hat sich Mozart allerdings umsonst bemüht. Der alternde Mann hätte vielleicht den eigenmächtigen Austritt aus des Erzbischofs Diensten dem Sohne verziehen; mit der Ehe aber konnte er sich nie befreunden. Wolfgang erwartete zuversichtlich, daß es nur der persönlichen Bekanntschaft mit seiner Konstanze bedurfte, um auch die daheim für sie einzunehmen. So betrieb er die baldige Reise nach Hause und suchte vor allem durch einen lebhaften Briefwechsel Teilnahme für seinen jungen Hausstand zu wecken. Aber der Besuch verschob sich aus vielerlei Gründen, so daß der Vater dahinter sogar Absicht witterte. Selbst Konstanzens ersteEntbindung am 17. Juni 1783 ging noch vorüber, bevor sie sich Ende Juli 1783 auf den Weg machten. Mozart hatte in seinem Herzen das Versprechen getan, in Salzburg eine neu komponierte Messe aufzuführen, wenn er mit seiner Konstanze dorthin komme. Seine Frau hat bei der Aufführung derselben die Sopranpartie gesungen. Auch sonst war er in Salzburg mannigfach tätig, beriet mit dem Textdichter seines »Idomeneo« eine neue Oper, schrieb für den erkrankten Michael Haydn die diesem vom Erzbischof auferlegten Duette für Violine und Bratsche, knüpfte auch sonst allerlei alte Bande wieder fester. Aber der Hauptzweck, um dessentwillen er die Reise unternommen, gelang ihm nicht. Äußerlich wurde ein erträgliches Verhältnis mit Konstanze hergestellt; das innere Mißtrauen aber war zu groß, als daß es sich hätte überwinden lassen. Mozart empfand diese Enttäuschung sicher sehr schmerzlich, und es bezeugt seine Herzensgröße, daß er in sich gegen den Vater nie eine bittere Stimmung aufkommen ließ, auch nicht, als dieser ihm bei seinen Reiseplänen jegliches Entgegenkommen verweigerte. Dabei war diese Zurücksetzung um so schwerer zu verwinden, als der Vater der seit August 1784 verheirateten Tochter seine Liebe so tatkräftig bezeugte, daß Wolfgang das Wohl als ein Auftrumpfen gegen ihn hätte ansehen können. Mußte sie doch ihr Wochenbett in des Vaters Haus abhalten, der auch ihr Kind fast immer um sich hatte, wogegen er Wolfgang die Aufnahme seiner Kinder während der Englandreise so schroff abschlug. Freilich war die Heirat der Tochter mit dem Herrn von Sonnenberg sicher mehr nach dem Herzen des Vaters. Viel Glück hat sie allerdings in ihrer Ehe nicht gefunden.
    Auch der Besuch des Vaters in Wien vom 10. Februar bis 25. April 1785 vermochte das menschliche Verhältnis nicht mehr so innig zu gestalten, wie es früher war, so sehr sich Leopold in den Erfolgen seines Sohnes sonnte. Die größte Freude war ihm da sicherlich, als ihm Haydn , den Mozart gleich zwei Tage nach des Vaters Ankunft zum Quartettspiel eingeladen hatte, versicherte: »Ich sage Ihnen vor Gott als ein ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der größte Komponist, den ich von Person und dem Namen nach kenne;er hat Geschmack und überdas die größte Kompositionswissenschaft.« Doppelt auffallend ist es unter diesen Umständen, daß es Wolfgang gelang, seinen Vater während dieses Aufenthaltes in Wien zum Eintritt in die Freimaurerloge zu bewegen, der er selber seit 1783 angehörte. Ob der Vater von diesem Schritte dieselbe Befriedigung empfunden hat wie der Sohn, entzieht sich unserer Kenntnis, da wir den Briefwechsel aus der folgenden Zeit nur in wenigen Bruchstücken erhalten haben, vermutlich, weil ihn der Vater gerade wegen der darin enthaltenen Stellen über Freimaurerei vernichtet hat. Diese schöne Wiener Zeit war das letzte Beisammensein, das Vater und Sohn beschieden war. Der letztere mochte fühlen, daß der Vater mehr verlor und schwerer darunter litt, wenn er den alten Ton nicht mehr fand, als er selbst. Es ist bezeichnend, daß er, der dem Sohne gegenüber nicht mehr leicht herzliche Worte fand, in den Briefen an seine Tochter mit großer Freude jeden Erfolg Wolfgangs bespricht. Noch hat er die glänzenden Erfolge in Prag erlebt, über die ihn auch drei

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