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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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katholischer Vater die Zugehörigkeit mit ihrem kirchlichen Glauben vereinbar hielten. Tatsache, daß Mozart bis ans Lebensende ein eifriges Mitglied der Loge geblieben ist, wie auch die Trauerrede, die in der Loge auf ihn gehalten wurde, bezeugt, wo es heißt: »So sehr es die Billigkeit erfordert, seine Fähigkeiten für die Kunst in unser Gedächtnis zurückzurufen, ebensowenig müssen wir vergessen, ein gerechtes Opfer seinem vortrefflichen Herzen zu bringen. Er war ein eifriger Anhänger unseres Ordens; Liebe für seine Brüder, Verträglichkeit, Einstimmung zur guten Sache, Wohltätigkeit, wahres inniges Gefühl des Vergnügens, wenn er einem seiner Brüder durch seine Talente Nutzen bringen konnte, waren Hauptzüge seines Charakters – er war Gatte, Vater, Freund seiner Freunde, Bruder seiner Brüder – nur Schätze fehlten ihm, um nach seinem Herzen Hunderte glücklich zu machen.«

13. Zwischen den Opern
    »Sie wissen«, schrieb Mozart am 31. Juli 1778 von Paris aus an den Vater, »daß ich sozusagen in der Musik stecke, daß ich den ganzen Tag damit umgehe, daß ich gern spekuliere, studiere, überlege.« Das hätte Mozart zeitlebens von sich sagen können; es gilt auch für die ersten Jahre seiner Ehe, die man sonst häufig als die unfruchtbarsten seines Lebens bezeichnen hört. Diese Auffassung ist scheinbar durch die Tatsache gerechtfertigt, daß in der Tat aus den Jahren 1782-86 verhältnismäßig wenige bedeutende Werke vorliegen. Zahlreiche Pläne für Opern, weitgehende Skizzen für zwei nachher nicht ausgeführte komische Opern, eine lange Reihe kleinerer Sachen, daneben doch auch etliche umfangreichere Kammermusikwerke, die in diese Jahre fallen, bezeugen, daß auch von den Verkündern dieser Meinung das Urteil nur nach dem Maßstab des sonst so unvergleichlich reichen Schaffens Mozarts gefällt wurde. Aber auch in dieser Einschränkung dürfen wir diese Meinung nicht einfach übernehmen. Mozarts Frau urteilte da viel richtiger, wenn sie sagte: »Die große Arbeitsamkeit in den letzten Jahren seines Lebens bestand darin, daß er mehr niederschrieb, eigentlich arbeitete er von jeher im Kopf immer gleich. Sein Geist war immer in Bewegung, er komponierte sozusagen immer.« (Nissen, S. 694.)
    Ich habe in der Einführung zu diesem Buch die merkwürdige Schaffensweise Mozarts ausführlich gekennzeichnet. Bei keinem anderen Künstler kann man so deutlich Goethes Auffassung genialer Schöpfertätigkeit bestätigt finden: die Zweiteilung des künstlerischen Produzierens in das eigentliche, sich innen vollziehende Schaffen und in die Mitteilung an die Welt. Ich möchte jenen Darlegungen hier zunächst hinzufügen, daß das oft berufene wunderbar schnelle Hervorbringen von bedeutsamen Werken, wie etwa der Ouvertüre zu »Don Juan«, das in der Lebensgeschichte Mozarts so ausführlich erwähnt wird, seine Erklärung dadurch erhält, daß es sich in solchen Fällen nur um ein Niederschreiben eines innerlich bereits vollständig fertigen Werkes handelte; hinzufügen auch, daß sich aus dieser Erkenntnis jeneBeurteilung Mozarts als einen säumigen, lässigen Arbeiters, die auch sein Vater teilte, von selber verbessert, insofern diese Leute eben nur das äußerlich fruchtbar werdende Arbeiten ansahen, nicht die ungeheure Arbeitsleistung, in der sich dieser Mensch innerlich vollkommen verzehrte. Gewiß sieht trotzdem die Schnelligkeit der Arbeitsweise Mozarts einzig da, sie wurde nur durch ein fabelhaftes Gedächtnis, das ihm alles einmal innerlich Geschaffene stets zur beliebigen Verwendung in jedem Augenblicke bereithielt, ermöglicht; endlich war er auch imstande, der Muse zu befehlen und ohne alle Vorbereitung Kompositionen wohl künstlicher Form, aber einfacheren Gehalts gewissermaßen aus dem Ärmel zu schütteln. Auf der anderen Seite steht dann der sorgfältige Arbeiter Mozart, der es an eindringlichen Skizzen nicht fehlen ließ, von dem wir für viele der großen Werke kleine Blätter besitzen, auf denen er vor allem feinere polyphone Stimmführungen sich erst gewissermaßen ins unreine schrieb, bevor er sie in die Partitur einstellte, so daß er nicht ohne Grund von sich sagen durfte: »Überhaupt irrt man, wenn man denkt, daß mir meine Kunst leicht geworden ist. Ich versichere Sie, niemand hat so viel Mühe auf das Studium der Komposition verwendet als ich.«
    Aber die Eigenart des künstlerischen Schaffens Mozarts hat über die mehr äußeren Begleiterscheinungen hinaus die für uns sehr schmerzliche

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