Mozart - Sein Leben und Schaffen
welschen Theater bleiben – müssen gegen ihre eigenen Landsleute kämpfen! – – Die deutschen Sänger und Sängerinnen dermalen sind leicht zu zählen! – Und sollte es auch wirklich so gute als die benannten, ja auch noch bessere geben, daran ich doch sehr zweifle, so scheint mir die hiesige Theaterdirektion zu ökonomisch und zu wenig patriotisch zu denken, um mit schwerem Gelde Fremde kommen zu lassen, die sie hier am Orte besser – wenigstens gleich gut – und umsonst hat. – Denn die welsche Truppe braucht ihrer nicht – was die Anzahl betrifft; sie kann für sich alleine spielen. – Die Idee dermalen ist, sich bei der deutschen Oper mit Akteurs und Aktricen zu behelfen, die nur zur Not singen; – zum größten Unglück sind die Direkteurs des Theaters sowohl als des Orchesters beibehalten worden, welche sowohl durch ihre Allwissenheit und Untätigkeit das meiste dazu beigetragen haben, ihr eigenes Werk fallen zu machen. Wäre nur ein einziger Patriot mit am Brette – es sollte ein anderes Gesicht bekommen! – Doch da würde vielleicht das so schön aufkeimende Nationaltheater zur Blüte gedeihen, und das wäre ja ein ewiger Schandfleck für Deutschland, wenn wir Deutsche einmal mit Ernst anfingen, deutsch zu denken – deutsch zu handeln – deutsch zu reden und gar deutsch – zu singen!!!« Mozart hatte nur zu recht. Dittersdorfs niedliches Talent vermochte allein ein Theater nicht zu halten. Mozart aber, der einzig Berufene, wurde, trotzdem seine »Entführung« dauernd sehr erfolgreich im Spielplan dieser deutschen Oper sich behauptete, nicht mit der Komposition eines neuen Werkes betraut, sodaß sie denn auch im März 1788 an Entkräftung einging. Dabei scheint der Kaiser im Grunde sich klar darüber gewesen zu sein, daß für Mozart eine solche Aufgabe paßte. Denn als er bei einer Hoffestlichkeit in Schönbrunn eine dramatische Vorstellung veranstaltete, bei der das deutsche Schauspiel, die deutsche und die italienische Oper tätig sein sollten, wurde Mozart mit der Komposition des deutschen Werkes beauftragt. Freilich war dieses von Stephanie d. J. rasch hingeworfene Gelegenheitsstück » Der Schauspieldirektor « sehr schwächlich gegenüber dem witzigen italienischen Lustspiel Castis » Prima la musica e poi le parole «, zu dem Salieri die Musik schuf. Es war also auch hier, als ob die Deutschen selber sich bemühten, die deutsche Kunst gegenüber der fremden in Nachteil zu setzen. Die Handlung des
» Schauspieldirektors «
ist ganz roh gezimmert. Ein Schauspieler Frank hat die Erlaubnis erhalten, eine Bühne zu eröffnen und sieht sich vor der Notwendigkeit, schnell eine Gesellschaft zusammenzustellen. Allerlei Schauspieler, und danach auch Opernsänger, bieten ihm ihre Dienste an, indem sie in einzelnen Szenen ihr Können vorführen. Bei dieser ersten Aufführung wurde eine gewisse Teilnahme für den Inhalt durch Anspielungen auf die damaligen Wiener Theaterzustände gewonnen. Mozart hatte die Aufgabe, für die sich anbietenden Sängerinnen und Sänger die Arien zu schaffen. Da beide Sängerinnen sich für dasselbe Fach bewerben, mußten die ihnen übertragenen Arien auch ähnlich gestaltet sein. Ist es schon sehr hübsch, wie Mozart im gleichgespannten Rahmen in den Einzelheiten ganz verschieden ist und den Gegensatz der Stimmen und der Gesangsweise scharf herausarbeitet, so ergibt sich eine ganz prächtige Szene, als die beiden Sängerinnen aneinandergeraten, da der Direktor sich nicht entschließen kann. Wie sie beide einherstürmen mit ihrer Versicherung: »Ich bin die beste Sängerin«, und der Tenorist die Erregten zu begütigen sucht, wird zu einem sehr humorvollen und doch nirgendwo karikierenden Terzett. Eine Ouvertüre und ein Schluß-Vaudeville rahmten das Ganze ein. Hauptsächlich um des Terzettes willen hat man immer wiederden Versuch gemacht, dieses Gelegenheitsstück für unseren heutigen Bühnenspielplan zu retten. Dabei hat sich leider am meisten die 1845 entstandene Bearbeitung von L. Schneider eingeführt, die Mozart selber auf die Bühne bringt, in der Zeit, als er für Schikaneder die »Zauberflöte« schrieb. Nicht nur die läppische Art, mit der die Schaffensweise Mozarts hier vorgeführt wird, fordert Widerspruch heraus, sondern vor allen Dingen die üble menschliche Rolle, die dem Meister hier zugemutet wird. An sich soll uns jeder Versuch, Mozartische Musik auf die Bühne zu bringen, willkommen sein; und gerade der lose Rahmen im Schauspieldirektor gewährt
Weitere Kostenlose Bücher