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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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andere häuft. – Wissen Sie aber, wie ich es mir denke? – Der Mensch muß wieder ruiniert werden ! Jeder außerordentliche Mensch hat eine gewisse Sendung, die er zu vollführen berufen ist. Hat er sie vollbracht, so ist er auf Erden in dieser Gestalt nicht weiter vonnöten, und die Vorsehung verwendet ihn wieder zu etwas anderem. Da aber hienieden alles auf natürlichem Wege geschieht, so stellen ihm die Dämonen ein Bein nach dem anderen, bis er zuletzt unterliegt. So ging es Napoleon und vielen anderen; Mozart starb in seinem sechsunddreißigsten Jahre, Raffael im gleichen Alter, Byron nur um weniges älter. Alle aber hatten ihre Mission auf das vollkommenste erfüllt, und es war wohl Zeit, daß sie gingen, damit auch anderen Leuten in dieser auf eine lange Dauer berechneten Welt noch etwas zu tun übrigbliebe.« Man könnte Goethes Worten vielleicht noch hinzufügen, daß diese großen Menschen auch ohne die äußere Veranlassung vieler Krankheit ein Gefühl in sich tragen, daß ihrem Leben ein frühes Ziel gesetzt sei. Wir sehen sie eifriger als sonst bemüht, das äußere Leben zu bezwingen; die Sorglosigkeit, der sie früher wohl gar manchen Erfolg verdankten, schwindet; vor allen Dingen aber drängt es sie zu verdoppelter Arbeit, als gelte es dem Leben noch möglichst viel abzuringen.
    Im übrigen könnte man wohl denken, daß Goethe durch Mozarts Lebensschicksal zu seiner Auffassung gebracht worden ist. Wir haben bei der Betrachtung seines Lebensganges gesehen, wie ihm mit wachsender Meisterschaft das äußere Leben immer schwerer wurde, nachdem seine Kindheit sich unter so günstigen Verhältnissen entwickelt hatte. Leicht begriffen wir es dann, daß er sich immer wieder sagte: schlimmer könne es nun nicht mehr kommen, es müsse wieder die Wendung zum Guten eintreten. In der Tat stand sie vor der Tür, als ihm die Dämonen ein Bein setzten und ihn zu jenem Fall brachten, von dem es kein Aufstehen mehr gibt. Zuvor aber verdüsterten sich noch seine äußeren Lebensumstände.
    Josephs Nachfolger, Kaiser Leopold II., war kein Freund der Musik. Da es nicht anging, die ihr bestimmten Einrichtungen aufzuheben, so wollte er sie wenigstens ganz zur Hofveranstaltung umwandeln. Bezeichnend ist, daß er an die Neueinrichtung der Opera seria dachte, und in dem neuen Hoftheater, dessen Bau er plante, die Logen zum Kartenspiel einrichten lassen wollte. Seine Gegensätzlichkeit zu seinem Vorgänger mußten vor allem jene erfahren, die Josephs Gunst genossen hatten. Der Intendant Rosenberg, Kapellmeister Salieri, der Hofdichter da Ponte und einige begünstigte Opernmitglieder wurden in Ungnaden entlassen, wenn sie es nicht vorzogen, schon vorher ihren Abschied einzureichen. Es wirkt als tragikomische Ironie, daß auch Mozart von Leopold unter die Günstlinge Josephs II. gerechnet wurde und deshalb von vornherein seiner Ungnade verfiel. So wurde sein Gesuch um die zweite Kapellmeisterstelle und den Klavierunterricht der Prinzen trotz der Befürwortung van Swietens einfach zu den Akten gelegt. Mit offenbarer Geringschätzung wurde er beim Besuch des Königspaares von Neapel behandelt, das der Vermählung zweier Töchter mit österreichischen Erzherzögen beiwohnte. Er war eigentlich der einzige hervorragende Musiker Wiens, der nicht zu den Festlichkeiten zugezogen war. Mozart litt um so schwerer unter diesen erneuten Zurücksetzungen, als seine Frau seit dem Frühjahr 1790 dauernd kränkelte und möglichst früh Baden besuchte, wo auch er selber der Billigkeit wegen Wohnung nahm. Die stetenSorgen, denen auch Freund Puchberg nicht nachdrücklich abhelfen konnte, lähmten seine ganze Natur, so daß er im August selbst erkrankte und überhaupt in diesem Jahre weniger geschaffen hat, als in irgend einem anderen. Er wollte aber nichts unversucht lassen, seine Lage zu bessern, und so entschloß er sich zu einer neuen
    Kunstreise nach Frankfurt,
    wo am 9. Oktober 1790 Leopolds Kaiserkrönung erfolgte. Mozart mochte hoffen, bei dem großen Zusammenstrom von Menschen eine günstige Gelegenheit zu Konzerten zu haben. Auch bei dieser Gelegenheit erfuhr er noch die Ungnade des Kaisers, der ihm nicht gestattete, sich seinem Gefolge anzuschließen, so daß Mozart auf eigene Kosten die Reise unternehmen mußte. Das Silberzeug wurde verpfändet, und in Gesellschaft seines Schwagers, des Violinspielers Hofer, den er aus Mitleid mitnahm, weil er auch für ihn eine gute Gelegenheit zum Heraustreten erwartete, machte er sich am 28.

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