Mozart - Sein Leben und Schaffen
Widerwillen empfinden mußte, der lediglich mit den Mitteln des Kunstverstandes arbeitete, also auch naturgemäß nur Werke der Scheinkunst zutage förderte. Bei Mozarts Charakter ist es wahrscheinlich, daß er mit seinen Urteilen über Vogler nicht zurückgehalten hat, und so ist es wohl möglich, daß dieser ihm in seinen Bemühungen, eine Stellung zu erlangen, hinderlich gewesen ist. Man kann darauf schließen, weil Peter von Winter, der einzige Freund, den Vogler unter den Mannheimer Musikern hatte, Mozart später mit seinem Hasse verfolgte.
Wenn man solche Gegeneinflüsse nicht annimmt, so ist es eigentlich schwer zu begreifen, weshalb der Kurfürst gegen seine Gewohnheit sich gerade in diesem Falle durch eine immerhin kleine Ausgabe, wie sie die Besoldung Mozarts bedeutete, hätte zurückhalten lassen, wenn er von der künstlerischen Bedeutung eines Mannes überzeugt war. Und das war er bei Mozart. Ja er kam ihm zunächst mit unverkennbarem Wohlwollen entgegen, führte ihn bei seinen natürlichen Kindern ein, ließ wiederholt durchblicken, daß er sein Verbleiben in Mannheim voraussetze und zog ihn auch zum Vorspielen vor einer Hofgesellschaft hinzu, wo er ihm versicherte, daß sein Klavierspiel unvergleichlich sei. Nachher aber konnte er sich doch nicht »resolvieren«,und am 10. Dezember erhielt Wolfgang den Bescheid, daß »dermalen nichts mit dem Kurfürsten sei«. So war eigentlich der ganze Gewinn eine goldene Uhr, die man auf zwanzig Karolin schätzte, während ihm die Hälfte in bar lieber gewesen wäre. »Nun habe ich mit Dero Erlaubnis 5 Uhren; ich habe auch kräftig im Sinne, mir an jeder Hose noch ein Uhrtäschl machen zu lassen und, wenn ich zu einem großen Herrn komme, zwei Uhren zu tragen (wie es ohnehin jetzt Mode ist), damit nur keinem mehr einfällt, mir eine Uhr zu verehren.«
So hatte der Vater wieder einmal recht behalten, wenn er in die Hoffnungen nicht so begeistert eingestimmt und immer wieder gemahnt hatte, nicht in Mannheim die ganze Zeit zu vertrödeln. Andererseits konnte auch er nicht bestreiten, daß in den nahegelegenen deutschen Städten nicht viel zu machen sei, gab auch die Hoffnung auf Mannheim noch nicht ganz verloren, wie daraus hervorgeht, daß er vom Padre Martini ein Zeugnis für seinen Sohn erbat. So konnte er nicht viel dagegen einwenden, als Wolfgang fürs erste noch in Mannheim bleiben wollte, zumal die Mannheimer Freunde, die durch den abschlägigen Bescheid selber überrascht und entrüstet waren, sich alle Mühe gaben, die finanzielle Unterlage für den Aufenthalt zu verschaffen. Außerdem winkte, wie man dem Vater am 3. Dezember mitgeteilt hatte, die Aussicht auf einen ziemlich sicheren Geldverdienst in Paris, wohin Mozart »in den Fasten en compagnie mit Herrn Wendling, Ramm, Oboist, welcher sehr schön bläst, Herrn Ballettmeister Lauchery« gehen sollte. »Herr Wendling versichert mich, daß es mich nicht gereuen wird, er war zweimal in Paris, er ist erst zurückgekommen. Er sagt: ›Das ist noch der einzige Ort, wo man Geld und sich recht Ehre machen kann. Sie sind ja ein Mann, der alles imstande ist, ich will Ihnen schon den rechten Weg zeigen. Sie müssen opera seria, comique, oratoire und alles machen. Wer ein paar Opern in Paris gemacht hat, bekommt etwas Gewisses das Jahr. Hernach ist das Concert spirituel, Academie des amateurs , wo man für eine Sinfonie fünf Louisdors bekommt. Wenn man eine Lektion gibt, so ist der Brauch für zwölf Lektionen drei Louisdors. Man läßt hernach Sonaten, Trios, Quatuors stechenper souscription . Der Cannabich, Toeschi, die schicken viel von ihrer Musik nach Paris.‹ – Der Wendling ist ein Mann, der das Reisen versteht. Schreiben Sie mir Ihre Meinung darüber, ich bitte Sie. Nützlich und klug scheint es mir. Ich reise mit einem Mann, der Paris (wie es jetzt ist) in- und auswendig kennt, denn es hat sich viel verändert. Ich gebe noch so wenig aus, ja ich glaube, daß ich nicht halb so viel depensiere, weil ich nur für mich zu bezahlen habe, indem meine Mama hier bleiben würde und glaublicher Weise bei Wendling im Hause ... Die Ersten und Besten von der Musik hier haben mich sehr lieb und eine wahre Achtung. Man nennt mich nie anders als Herr Kapellmeister.«
Der Vater hatte gegen den Plan nichts einzuwenden, weil ja auch in der Abwesenheit von guten Freunden für seinen Sohn in Mannheim gesorgt werden konnte. So war also nur für die Zeit bis zur Abreise zu sorgen. Die ganze Künstlergesellschaft bemühte sich
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