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Mozarts letzte Arie

Mozarts letzte Arie

Titel: Mozarts letzte Arie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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einemSilbertablett herein. Jacobi stieß einen Freudenschrei aus, griff zu und nahm das Glas an sich. Während er trank, ließ Constanze ihren Finger kreisen, um dem Mädchen zu signalisieren, noch ein Glas zu bringen.
    «Ausgezeichnet», sagte Jacobi. «Ungarisch?»
    «Gekauft bei Herrn Hammer im Roten Igel», pflichtete Constanze bei.
    «Der Beste, der Allerbeste.»Jacobi leerte das Glas.
    Constanze schlug die Augen nieder. Vermutlich fand sie es beschämend, einen teuren Wein anzubieten, während sie die Rechte am Werk meines Bruders verschacherte.
    «In den Wintermonaten hat Wolfgang gern ein wenig von diesem Wein zu sich genommen», sagte sie, wobei sie ihrer Stimme einen lebhaften Ausdruck verlieh, der gar nicht zu ihren Augen passte. Immerhin war sie eine Schauspielerin, die von Freude singen konnte, während sie Schmerz empfand. «Der Wein hielt seinen Blutkreislauf in Gang, wenn er bis spät in die Nacht arbeitete. Er hat oft bis zwei Uhr morgens komponiert.»
    «Zweifellos immer dann, wenn ihn die Inspiration überkam», sagte der Preuße.
    «Und sogar dann, wenn es nicht der Fall war. Auch ein Genie wie mein Wolfgang musste hart an seinem Handwerk arbeiten.»
    Ich trat ans Pult und fischte die oberen Notenblätter vom Stapel. Sein Handwerk, ja, und seine schöne, komplizierte Seele lagen in jedem leichten Federstrich auf den Notenlinien vor mir ausgebreitet.
    Das Mädchen brachte noch einen Glühwein, den Jacobi sich ebenfalls mit einem Freudenschrei griff.
    Neben den Partituren lag eine mit Gartenszenen bestickte Schreibmappe. Ich öffnete den Seidendeckel. Die Mappe enthielt Briefe in Wolfgangs Handschrift. Der erste war dieAbschrift einer an Lichnowsky adressierten Notiz, in der Wolfgang um Geld bat. Der Mappenrücken war zwischen die aufgestapelten Partituren geschoben, als hätte der Preuße auch die Korrespondenz meines Bruders durchsucht, während er sich über Wolfgangs Musik gebeugt hatte.
    Ich spürte, dass Jacobi mir über die Schulter sah und klappte die Mappe zu.
    Er hob die Partitur an, die er in der Hand hielt, und warf sie auf den Stapel auf dem Pult. Auf seinen dicken Fingern wuchsen rötliche Haare. Er spreizte die Finger begehrlich über dem Manuskript wie der Betrunkene, den ich beobachtet hatte, als er auf meinem Weg nach Wien in einem Rasthaus eine Kellnerin betatscht hatte.
    «Ihr Auftritt heute Nachmittag in Swietens Salon war ausgezeichnet, Madame», sagte er.
    «Mir ist sehr daran gelegen, das Werk meines Bruders lebendig zu halten.» Ich merkte, dass Constanze den Raum verlassen hatte. Ich hörte, wie sie mit dem Mädchen sprach und nach ihrem älteren Sohn rief.
    Jacobi wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und blickte zu den Partituren auf dem Pult. «Was das betrifft, haben Sie in meinem Herrn, dem König von Preußen, einen Freund.»
    «Wünscht Ihr König Wolfgangs Partituren aus freundschaftlichen Erwägungen zu kaufen?»
    Jacobi schob einen Finger unter seine Perücke und kratzte sich am Kopf. «Er ist natürlich auch darum bemüht, die Familienehre des Maestros zu schützen.»
    «Dann ist dieser Ankauf also eher eine mildtätige Gabe?»
    Der Gesandte grinste mit mühsam unterdrücktem Stolz wie einer meiner missratenen Stiefsöhne, wenn ich ihn bei etwas erwischte, für das er sich eigentlich hätte schämen müssen.
    Ich sah ihn streng an. «Oder sollten wir es eher als Lohn für eine erfolgreiche Mission bezeichnen?»
    Er rückte die Perücke zurecht und schnalzte.
    «Ich weiß, dass Wolfgang nicht wegen einer Stelle am Hof nach Berlin gereist ist. Er war auf einer Mission zu Ihrem König.»
    «Wer hat Ihnen das gesagt?»
    Ich reckte mein Kinn vor.
    Jacobi streckte die geöffneten Hände aus. «Eine Mission? Zu welchem Zweck denn?»
    Das wusste ich noch nicht. «Es ging um seine Loge. Sie sind doch auch Freimaurer. Warum sagen Sie es mir nicht?»
    «Unter denen, die von Macht und Rang ausgeschlossen sind, ist es ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass ein Mann, der Mitglied einer Geheimgesellschaft ist, in sämtliche Geheimnisse der Welt eingeweiht sein müsse», sagte er. «Ich weiß nicht, wovon Sie reden.»
    Constanze kam mit einem weiteren Glas Glühwein zurück. Sie reichte es mir. «Hier, Schwester, damit dir so warm wird wie unserem Freund, dem Gesandten.» Sie lächelte über ihren Scherz – ein Anflug der Verspieltheit, die Wolfgang so an ihr geliebt hatte.
    «Zum Wohl», sagte ich.
    «Zum Wohl.» Jacobi ergriff Constanze am Ellbogen und

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