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Mozarts letzte Arie

Mozarts letzte Arie

Titel: Mozarts letzte Arie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Queues auf den Boden und berührte ihren Arm.
    Sie zuckte vor meiner tröstenden Geste zurück und blickte auf den Hof hinunter. Sie sprach, als flüsterte sie den dunkelsten Stallecken da unten etwas zu, als redete sie zu Gestalten, die man kaum erkennen konnte. «Auf dem Weg nach Berlin hat er längere Zeit in Prag und Leipzig Station gemacht. Aufgehalten hat ihn eine – eine Dame, glaube ich.»
    «Das kann ich nicht glauben.»
    Sie winkte meinen Widerspruch weg. «Enttäuschungen haben sein Gemüt immer verfinstert. Er sagte, man habe ihm eine Position in Berlin versprochen. Aber er hat dort keine Anstellung gefunden. Dennoch war er nicht betrübt. Er kehrte nach Wien so fröhlich zurück, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.»
    Ich wollte Constanzes Verdacht zerstreuen, ohne ihr zu verraten, was ich über Wolfgangs Auftrag wusste. «Wenn erfroh war, muss er etwas anderes erreicht haben. Etwas, das ihn zufrieden oder hoffnungsvoll gestimmt hat.»
    Constanze fluchte leise. «Dein Stoß, Schwester.»
    Der Queue rutschte mir über den Finger und trieb die Kugel weit vom Ziel weg. Es war ein nervöser Stoß, zittrig durch das Geheimnis, das ich zu verbergen suchte. Ich blickte zu ihr hinüber, aber sie hatte nichts bemerkt. Sie untersuchte den Kalk auf ihrer Queuespitze.
    «Wenn er auf Reisen war, hat er mich mit Briefen immer auf dem Laufenden gehalten. Aber von dieser Reise hat er mir fast gar nichts geschrieben», sagte sie. Ihre Kugel touchierte die anderen, und sie beobachtete, wie sie von der Bande zurückprallte. «Etwa stimmte da nicht, das weiß ich.»
    Ich nahm das als Bestätigung für das, was Lichnowsky mir erzählt hatte. Wolfgang war nicht nach Berlin gefahren, um am Hof nach einer Anstellung nachzusuchen. Zurückgekehrt war er aber mit erledigtem Auftrag, worin der auch immer bestanden haben mochte, und das hatte ihn glücklich gemacht.
    Das musste aber nicht heißen, dass Constanze wegen einer anderen Frau nicht doch recht hatte. Ich dachte an die Narben auf Magdalena Hofdemels Gesicht, die ihr der eifersüchtige Ehemann zugefügt hatte. Ich hielt es für möglich, dass Wolfgang sich bei mehr als nur einer Gelegenheit versündigt hatte. Doch zog ich es vor zu glauben, dass er eine weniger üble Wahrheit vor seiner Frau verheimlicht hatte, eine, die mit seiner Freimaurerei im Zusammenhang stand und nicht mit einer heimlichen Geliebten. Er mochte sich gegen seinen Kaiser gestellt haben, aber ich hoffte immer noch, dass er sich nicht gegen seinen Gott empört hatte. Meine Überlegung, welches Vergehen in Wien gefährlicher wäre, kam zu keinem Ergebnis.
    Als Wolfgang jung gewesen war, war er derart naiv, dass er häufig nicht fähig war, die Eifersucht und die Intrigen anderer zu durchschauen. Ich fragte mich, ob er in der Reichshauptstadt gelernt hatte, sich zu verstellen, wenn er in adligen Salons katzbuckelte und schmeichelte. War seine Berliner Mission so wichtig gewesen, dass er es vorgezogen hatte, von seiner Frau des Ehebruchs verdächtigt zu werden, statt ihr die Wahrheit zu sagen?
    «Glaub mir, Constanze, ich weiß, dass das nicht wahr sein kann. Ehebruch hat ihn garantiert nicht in Berlin festgehalten.»
    Meine Schwägerin legte den Queue auf den Tisch. Ich spürte, dass sie die Unsicherheit in meiner Stimme für Missbilligung hielt.
    «Wenn er untreu gewesen wäre, würdest du mich dafür verantwortlich machen, nicht wahr?» sagte sie barsch. «Es wäre meine Schuld, weil ich eine schlechte Ehefrau war.»
    Ihr Zorn war so heftig, dass ich einen Schritt zurücktrat.
    «Du hast mich nie leiden können. Du und dein Vater.» Sie stemmte die geballten Fäuste in die Hüften. «Du hast mich geschnitten, als wir nach der Hochzeit Salzburg besuchten, und du hast deinen einzigen Bruder während der letzten, schweren Jahre seines Lebens ignoriert.»
    «Ich habe dir Unrecht getan, ich weiß, aber …»
    Sie zog die Börse aus dem Ärmel und warf sie auf den Billardtisch. «Ich habe gesehen, wie du mich angeschaut hast, als Jacobi mir das Geld gab. Wenn der König von Preußen kaufen will, dann verkaufe ich. Das ist das Erbteil, das mir dein Bruder hinterlassen hat. Du denkst, dass ich zu sehr hinter dem Geld her bin? Darf ich dich daran erinnern, dass du dich geweigert hast, den Nachlass deines Vaters mit Wolfgang zu teilen?»
    «Es war Papas Wille …»
    «Und wer war denn mehr hinter dem Geld her als dieser miese alte Geizkragen?»
    Ich wollte etwas sagen, wollte ihr erklären, dass mein Vater mich

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