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Mozarts letzte Arie

Mozarts letzte Arie

Titel: Mozarts letzte Arie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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er. «Wolfgang sagte immer, sie habe eine perfekte Akustik.»
    Von der Musik war sein Gesicht frisch und belebt. Zu meiner Verwirrung war ich erneut eifersüchtig auf die preußische Prinzessin, die sich laut Pergen zum Baron hingezogen gefühlt hatte. Mich überkam ein Unwohlsein. Er verstand es wohl als Kritik an seiner Bemerkung oder vielleicht auch seinen musikalischen Fähigkeiten, denn er räusperte sich und fügte hinzu: «Wolfgang brauchte keine perfekte Akustik, um Perfektion zu erzielen. In meinem Fall rettet mich aber nicht einmal die Kuppel vor Mittelmäßigkeit.»
    Eine Haarlocke war aus dem schwarzen Band gerutscht, mit dem er die Haare im Nacken zusammenband. Sie musste sich gelöst haben, während er spielte. Schon hob ich die Hand, um sie ihm aus dem Gesicht zu streichen, beherrschte mich dann jedoch. Er bemerkte die Bewegung und ordnete die Strähne selbst, wobei er auf den Boden zwischen uns sah.
    Ich ließ meinen Blick über die hohen Bücherregale und die Büsten ehemaliger Kaiser wandern. «Baron, ich bin nicht um der Musik willen gekommen», sagte ich. «Ich brauche Ihren Rat.»
    Er führte mich hinter den Regalen in sein Büro, zog die Tür zu und schürte das verlöschende Feuer im Kamin.
    Draußen vor dem Fenster im Park hinter dem Palast ging ein Mann in einem gelben, mit Goldfäden bestickten Anzug gemessenen Schritts über einen Kalksteinschotterweg. Diener und Damen, Adelige, Jagd- und Schoßhunde folgten ihm wie ein Rudel und drängelten sich in seine Nähe. Er beachtete sie gar nicht.
    Der Kaiser, dachte ich. Allein mit seinen Befürchtungen und Vermutungen. Ich suchte unter den wieselnden Höflingen nach Pergen, konnte aber aus der Entfernung keine Gesichter erkennen.
    «Ich glaube, Wolfgang könnte in gefährliche Dinge verwickelt gewesen sein», sagte ich. «So gefährlich, dass sich Ihr Verdacht hinsichtlich seines Todes mehr und mehr erhärtet.»
    Der Baron hob seine Rockschöße an, um die Beine von hinten am Feuer zu wärmen. «Was ist passiert?»
    «Herr Gieseke und ich sind gestern Abend von Männern mit Messern angegriffen worden.»
    «Wo?»
    Ich registrierte, dass er der Erste war, der von Giesekes Beteiligung hörte, ohne zu vermuten, dass es sich lediglich um eine Schlägerei zwischen deklassierten Schauspielern gehandelt hatte. «Nicht weit von hier», sagte ich. Ich dachte an das Messer in der Nacht und hörte, wie schrill meine Stimme wurde. «Dann hat mich noch Graf Pergen während der Frühmesse aufgesucht …»
    «Pergen persönlich?»
    «Er hat dafür gesorgt, dass ich nun Wolfgangs beste Freunde verdächtige.»
    «Mich inklusive?»
    Ich biss mir auf die Lippe.
    «Das ist nur allzu verständlich, Madame de Mozart. Auch ich bin für Ihre düsteren Gedanken verantwortlich. Ich war es ja, der Ihnen gesagt hat, dass Wolfgang vergiftet worden ist.» Er lächelte. «Was hat Pergen über mich gesagt?»
    «Er hat von den Freimaurern gesprochen und von der Gefahr, die sie für unseren Kaiser darstellen.»
    Swieten schüttelte den Kopf.
    «Er hat gesagt, dass Sie Freimaurer sind», sagte ich.
    «Richtig», sagte er. «Ich dachte, dass Sie schon selbst darauf gekommen sind. Ist das so verwerflich?»
    Ich dachte an die preußische Prinzessin. Sie hatte in mir einen wunden Punkt berührt, aber ich sah keine Verbindung zu Wolfgangs Tod und wollte mein Gespräch mit Swieten nicht durch die Frage nach einer Romanze belasten. «Pergen sagte, Sie hätten eine besonders enge Bindung zum König von Preußen, dem Feind unseres Kaisers.»
    Der Baron ging durch das kleine Büro und winkte mich zu sich heran. Er zog einen Schlüssel aus der Westentasche und öffnete unter dem Bücherregal eine Schublade.
    In der Schublade lag eine türkisfarbene, rot gesäumte Schärpe, bestickt mit goldenen Blättern und Sonnenstrahlen, die von vier Symbolen ausgingen. Es waren Buchstaben eines Alphabets, die ich vor vielen Jahren an der Fassade einer Synagoge in den Niederlanden gesehen hatte. Ein Dreieck aus Almandinen umrahmte sie. Neben der Schärpe lag ein kleines, in Papier gebundenes Buch, auf dem die beiden Zeiger eines Kompasses abgebildet waren.
    «Das sollte ich Ihnen nicht verheimlichen, Madame», sagte Swieten. «Das Wappen auf dieser Schärpe weist mich alseinen Mitbruder der Freimaurer aus. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch den geheimen Handschlag zeigen, doch werden Sie feststellen, dass wir unseren Logen nicht wegen derlei Trivialitäten beitreten. Und auch Wolfgang hat sich unserer

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