Mr Arrogant! Turbulenter, witziger Liebesroman - Liebe, Sex und Leidenschaft...
war. „Mein Name ist Annalena Solbach. Nach meinem Journalistik Studium habe ich ein Jahr beim London-Telegraph gearbeitet.“
Sie verstummte, um den Zuhörern Gelegenheit zu geben, die Informationen zu verarbeiten.
„Nach meiner Rückkehr und nach einigen Praktika durch verschiedene Medienredaktionen habe ich mich entschlossen, noch ein paar Semester Verlagswesen, beziehungsweise BWL für Verlagswesen zu studieren und als freie Journalistin für verschiedene Agenturen und TV-Anstalten zu arbeiten.“ Harald Hunold verzog bei dieser Aussage spöttisch die Mundwinkel. Offensichtlich hielt er nichts von Annalenas Lerneifer. „Inzwischen glaube ich von mir behaupten zu dürfen, dass ich über ausreichend Berufserfahrung verfüge und ich es mir durchaus zutrauen kann, einen Verlag zu leiten.“
Das war eine glatte Lüge. Annalena traute sich alles andere mehr zu, als diesen maroden Laden wieder auf die Beine zu bringen. Hier fehlte es an den elementarsten Dingen! Aber sie wollte den Leuten und wohl auch sich selbst nicht gleich allen Mut nehmen.
„Ich möchte nicht verhehlen, dass ich noch keine endgültige Entscheidungen getroffen habe“, fuhr Annalena unbeirrt fort, wobei sie tapfer Hunolds inzwischen offen zur Schau gestellte spöttische Herablassung ignorierte. „Sie wissen sicher alle selbst, wie es um den Verlag steht. Ob er weitergeführt werden kann, hängt von diversen Kriterien ab. Eine der wichtigsten ist dabei die Motivation der Mitarbeiter. Aber darüber reden wir später.“
Annalena wandte sich an ihren Nachbarn zur Linken.
„Herr Traval. Darf ich Sie bitten, die allgemeine Vorstellungsrunde zu eröffnen?“
Peter Traval sprang elastisch aus seinem Sessel und schmetterte los. Wie Annalena vermutet hatte, war er ein absoluter Gesundheitsfan, der kein Fleisch aß und in seiner Freizeit leidenschaftlich Sport trieb. In seiner ersten Jugend, wie er es ausdrückte, war er Opernsänger gewesen, aber bereits vor dreißig Jahren in den Verlag eingetreten und hatte sich dort langsam, über ein zweites Studium, zum Lektor hochgearbeitet. Seinen tiefsitzenden Kummer, nie Cheflektor geworden zu sein, ließ er nur durchblicken. Aber Annalena hatte gute Ohren und machte sich gleich die entsprechenden Notizen.
Harald Hunold war in den vergangenen Jahren zu sehr mit seinem kranken Magen beschäftigt gewesen, als dass er sich um solche Dinge wie Neuerungen und Karriere hätte kümmern können. Seine Rede drückte eigentlich nur eines aus: Er wollte in Ruhe gelassen werden. An Umorientierungen jeglicher Art hatte er absolut kein Interesse mehr.
Bei Sigbert Paulus hatte Annalena die gleiche Einstellung erwartet, aber der Fünfundsechzigjährige ließ durchscheinen, dass er gar nicht so sehr an seinem Ruhestand klebte. Vorausgesetzt, das betonte er gleich mehrmals, „dass hier wirklich etwas passierte“.
Gitti Brandt war schon mit der Aufgabe überfordert, sich selbst zu charakterisieren. Deutlich lustlos nuschelte sie etwas von „nach dem Schulabschluss keine Lehrstelle gefunden und dann eben ein paar Computer- und Büro-Organisationskurse gemacht. Und dann bin ich eben hier als Schreibkraft gelandet.“
Ihre Kollegin Florence Nachstetter hatte da mehr aufzuweisen. Sie war gelernte Bürokauffrau, die jedoch nach der Schließung ihres vorigen Betriebes keine passende Stelle gefunden hatte.
„Ich habe über fünfhundert Bewerbungen geschrieben, aber entweder war ich nicht ausreichend qualifiziert oder dann wieder überqualifiziert. Ich war sogar bereit, für weniger Geld und als einfach Bürokraft zu arbeiten.“
Onkel Gustaf hatte schließlich Mitleid mit ihr gehabt und sie eingestellt. Florence arbeitete inzwischen seit eineinhalb Jahren für den Verlag und hatte sich hier immer wohlgefühlt.
Anette Liedermann konnte sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen, ohne den Verlag zu leben. Sie war als blutjunge Frau hierhergekommen. Mit erinnerungsverträumter Miene berichtete sie von den glanzvollen Jahren des Verlages, als hier über hundert Leute gearbeitet hatten. Von den vielen freien Mitarbeitern, Journalisten, Schriftstellern und Zeichnern, von denen einige Bestsellerstatus erreicht hatten und den vielen, vielen Zeitungsausträgern, die morgens um vier Uhr vor dem Verlagsgebäude auf ihre Fuhren gewartet hatten.
Dann war das erste große Zeitungssterben gekommen, Gustaf Solbach hatte sich entschlossen, einige seiner Blätter einzustellen. Das hatte zu einer Verschlankung geführt. Mit dem Einzug
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