Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr. Benson

Mr. Benson

Titel: Mr. Benson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Preston
Vom Netzwerk:
ersten Begegnung mit Mr. Benson. Ich hatte ein Glücksspiel gewagt. Und hatte verloren.
    Das alles kam mir in den Sinn, während ich der nicht enden wollenden Parade zusah. Es gab schätzungsweise noch zehn andere von meiner Sorte, aber deren Not trat noch krasser zutage – in dem, was sie anhatten beziehungsweise nicht anhatten. Der Typ mit der arschfreien Jeans, auf dessen Gürtelschnalle der Markenname Crisco prangte; er überließ gar nichts mehr der Phantasie. Und auch nicht dieser andere, der nur noch einen Jockstrap, ein Paar klobige schwarze Stiefel und ein rotes Halstuch trug. Die übrigen befanden sich in den unterschiedlichsten Stadien der Entkleidung. Sie streiften um den Sling und versuchten dabei, sich nicht allzu deutlich anmerken zu lassen, was sie von den dunklen Lederkerlen erhofften, die sich an der Wand herumdrückten und sie beobachteten wie Raubvögel. Freiwild, das waren wir anderen; alles Freiwild, das auf den Angriff wartete.
    Nur ich zierte mich zu sehr. Einer der nicht mehr ganz Jungen dagegen warf jetzt das Handtuch. Ich stand da, an meinen Pfosten gelehnt, während er sich schließlich einen Ruck gab: Er legte sich ganz alleine in den Sling, hakte seine Beine in die Ketten, an denen die Matte aufgehängt war, ergriff dann einen Pappbecher voll Crisco, wie man sie in diesem Lokal bekommt, und schmierte sich vor den Augen der Allgemeinheit den Arsch ein. Die Gaffer kamen herein – die Neugierigen von Jersey und Long Island, die dieses Spiel nicht beherrschen, das sie doch so fasziniert. Sie scharten sich um ihn herum, und ein paar begannen ihn anzufassen, ihn abzutasten. Falls sie gut aussahen und ihre Grenzen kannten, ließ er sie gewähren; aber die meisten stieß er weg. Wenn man dieses Spiel spielt, dann weiß man, wer zur gegnerischen Mannschaft gehört und wer in den Rängen bleiben sollte.
    Dass dieser Typ seine Karten auf den Tisch legte, hat was, dachte ich. Zumindest brachte er das Ganze auf eine andere Ebene. Aber seine Beine für Gott und die Welt breit zu machen, war nicht dasselbe, als täte man es für Mr. Benson. Die Würde lag darin, sie für den breit zu machen, dem sie gehörten.
    Der Typ zog einen fetten Schwanz aus seiner Shorts und begann zu wichsen, damit einer der Beutejäger von der dunklen Wand herangelockt würde. Wir waren uns ja alle bewusst, dass sie dort lauerten. Aber größere Beachtung erhielt er bloß vom »Tunnel-und-Brücken-Volk«, den Männern, die in begrünten Vorstädten wohnen und nur nachts durch Tunnel und über Brücken fahren, um von dem Leben zu nippen, in dem wir Übrigen uns ganz bewusst ertränkten. Die Eroberer rührten sich nicht. Es gab keinen guten Grund, hier im Sling zu liegen und sich von jemandem einen blasen zu lassen, der sechs Tage die Woche Polyester trug. Der Typ hatte die Nase voll. Er stieß die Touristen weg, die seinen muskelgestählten Körper betasteten, und stand gedemütigt wieder auf, um sich unter die Männer zu reihen, die den Sling umkreisten.
    Wenigstens hatte er’s probiert. Ich hingegen lehnte immer noch da. Meine Montur gab ihnen allen Rätsel auf – das schwarze Lederzeug, das meine Reize nicht sehen ließ. Ich war nicht im Bereich der Jäger, wo Leder vorherrschte. Aber ich bot mich auch nicht an. Ich gab mich nicht preis.
    Eigentlich konnte ich mir diese Passivität nicht leisten. Also trat ich in das Schummerlicht rings um den Sling. Der Kreislauf kam ins Stocken. Sie wussten: Da wartete jemand auf den Vorhang für seine Show; und sie warteten, dass ich mich in meine Rolle begeben würde. Das Tunnel-und-Brücken-Volk machte Stielaugen; die sahen nur das Leder. Ein Lederkerl, dachten sie wohl alle und rückten mir auf den Leib. Aber ich stieß sie weg. Die übrigen Tänzer in diesem düsteren Reigen wussten, dass ich noch niemandem meine Rolle offenbart hatte. Sie warteten alle.
    Ich zog meine Lederjacke aus und legte sie über das Treppengeländer. Für Vorsicht hatte ich keinen Sinn. Ich war gierig. Ich strengte mich an, aus meinen Stiefeln zu kommen, ohne mich dabei bücken zu müssen. Ich wollte vor all diesen Leuten nicht knien. Es klappte: Ich zog erst den einen Stiefel aus, dann den ändern. Als Nächstes öffnete ich, so langsam ich mich traute und so rasch ich in meinem betrunkenen Zustand konnte, meinen Gürtel und schälte mir die Lederjeans herunter.
    Man konnte spüren, wie der Atem ringsum schneller wurde. Ich war jung, gut gebaut und geil; das konnte mir keiner nehmen, nicht einmal Mr.

Weitere Kostenlose Bücher