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Mr. Benson

Mr. Benson

Titel: Mr. Benson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Preston
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besaufen bringt gar nichts.«
    »Rocco, halt die Klappe und gib mir ein Bier. Da ist das Geld.« Ich war so bestrebt, den Schmerz auszuschalten, dass mir Roccos Meinung nicht gleichgültiger sein konnte. Ich schnappte das neue Bier und goss es mir hinter die Binde, dann noch eins, und noch eins – drei weitere binnen einer halben Stunde. Dann endlich benebelte der Alkohol mir den Kopf und beruhigte die Nervenenden, die mich fast zum Wahnsinn trieben. Mich überkam eine gnädige Gelassenheit.
    So. War ich also ein Arschloch? Dann aber er auch. Was ist das nur für ein Idiot, dass er in einem Dutzend Tierhäuten umherstiefelt und sich fast wie der liebe Gott aufspielt? Der war keine Spur besser als ich. Der und sein Reklameprinz.
    In meinem Kopf stapelte sich ein Berg von Selbstrechtfertigungen.
    Meister! Dass ich nicht lache! Der trainiert ja nicht mal genug und hört sich klassische Musik an! Genauso ’ne überkandidelte Schwuchtel wie alle anderen!
    Ich wusste, dass ich nichts davon ernsthaft glaubte.

Ein Sklave besitzt keine Würde ohne Meister. Wenn ich das je beweisen müsste, dann bräuchte ich mich nur an jenen Abend zu erinnern, als Rocco mir erzählte, Mr. Benson habe sich einen neuen genommen und mich rausgeschmissen. Als Erstes trank ich etliche Bier zu viel. Das bescherte mir eine dem Alkohol entsprechende Sichtweise der Dinge. Ich versuchte Mr. Benson und seine Notwendigkeit für mich wegzuargumentieren – versuchte mir einzureden, dass er nur ein Abenteuer gewesen sei, nichts, worüber man sich grämen musste. Aber das konnte nicht lange gut gehen.
    Die Wirklichkeit setzte sich durch. Ich war ein herrenloser Sklave. Mein Meister hatte mich der Fähigkeit beraubt, selbst auf mich aufzupassen, und mich ohne Ruder oder Kompass ins Leben hinausgeschickt. Jetzt konnte ich mich nicht einmal entscheiden, wohin ich gehen sollte. In der Kneipe bleiben und Roccos mitleidsvolle Blicke ertragen, war unmöglich. Ich musste hier weg.
    Zu guter Letzt ging ich nach draußen. Aber wohin jetzt? Wenn ein Sklave sein Leben nicht mehr in der Hand hat, so besitzt er doch etwas anderes: eine hemmungslose Geilheit. Jedes noch so kleine Mittel, das die Gesellschaft gegen den Ausdruck der eigenen Sexualität aufbietet, ist einem Sklaven entrissen. Er bleibt allein mit dem Wunsch – nein, mit dem Bedürfnis – nach dem Schwanz seines Meisters. Und nun hatte ich nur das Bedürfnis, nicht aber den Meister.
    Alles, was ich war, hing davon ab, dass ein Mann mich beherrschte. Also musste ich mir einen Mann suchen. Ich machte mich auf den Weg ins ›Mineshaft‹. Dabei spürte ich, wie meine glatt rasierten Oberschenkel und Eier aneinanderrieben – spürte, wie die Haut um mein Arschloch sich zusammenzog. Erst wenn einem jemand das Schamhaar wegrasiert hat, weiß man überhaupt, wozu es gut ist. Klar, es schützt Arsch, Schwanz und Eier, aber wissen Sie auch, wovor? Vor dem eigenen sexuellen Bewusstsein. Das Abrasieren dieser Haare – sodass man seine Geschlechtsteile unmittelbar wahrnimmt – gehört mit zu den Methoden, durch die ein Meister einen zum Sklaven macht – zu einem Sklaven der Bedürfnisse, die nur er allein erfüllen kann. Ich dachte über diese Zusammenhänge nach, während ich Richtung Fluss ging. Ich dachte an die glatten Arschbacken, die aneinander rieben, und daran, wie sie mir meine Rosette bewusst machten – dachte an die Rosette, jenes Loch, das irgendein Mann mir dringend stopfen musste.
    Ich hatte Angst. Alleinsein ängstigte mich jetzt. Ich dachte an Mr. Bensons eigentlichen Sadismus: dass er diesen neuen Mann aus mir geschaffen und mich dann im Stich gelassen hatte. Alle meine Schutzmauern waren jetzt unten, all meine Verletzlichkeiten traten offen zutage.
    Noch nie hatte ich Sex so dringend gebraucht wie nach meiner Bekanntschaft mit Mr. Benson. Mein Arsch schrie danach, dass man ihn stopfte. Mein ganzer Körper brauchte das Gefühl einer Männerhand.
    Wenn man sich den Befehlen seines Meisters unterwirft, dann ist man jemand. Man lässt sich die eigene Bedeutung nehmen, um dafür etwas Besseres zu erhalten. Und genau das hatte Mr. Benson getan. Ich gab ihm alles, was ich besaß, und er hatte mir dafür ein Leben und eine Identität geschenkt, die noch besser waren. Das war doch schließlich der Sinn und Zweck des Ganzen: ihm zu gehören! Und nun hatte ich gar nichts mehr.
    Nichts als das Bedürfnis und die Angst.
    Ich stieg die Treppe zu der finsteren Kneipe hinauf und zahlte meinen Eintritt. Die

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