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Mr. Benson

Mr. Benson

Titel: Mr. Benson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Preston
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geschehen war – dass ich es persönlich als mannhaft betrachtet hatte, einen solchen Mann zufriedenzustellen!
    Und dann gingen mir die anderen durch den Kopf. Larry mit seinen abgefuckten Wertvorstellungen lag vielleicht gar nicht so verkehrt, oder? Es gab unter den Schwulen keine Männer, die einen anderen mit Anstand behandelten. Nicht einmal dieser sonderbare Gangster schien mir jetzt gar so anders als Mr. Benson. Und wer, der selbst wochenlang nur auf dem Erdboden gesessen und die Toilette seines angebeteten Meisters sauber geschleckt hatte, konnte jemand anderen als sonderbar bezeichnen!
    Gott, diese Hirnlosigkeit!
    Die Schluchzer kamen so heftig, dass mir schon die Brustmuskeln wehtaten. Ich heulte Rotz und Wasser – Rotz, Wasser und Geifer. Ich war vollkommen verstört. Schon bald musste Rocco mich stützen. »O Rocco, Rocco … wie hast du das nur zulassen können … dass jemand mich so verarscht?«
    Ich sank zu Boden, und er versuchte mich zu beschwichtigen. Schließlich – ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat – hörte ich auf. Ich hatte keine Tränen mehr. Mich befiel eine jähe Nüchternheit.
    Meine Arbeit! Urplötzlich musste ich ja wieder in die reale Welt zurück. Der Traum, jemand anderer würde für mich sorgen, war zerplatzt. Und meine Wohnung! Ich war ja obdachlos. Wo sollte ich jetzt leben?
    So ging es dummen kleinen Tunten, die an die Liebe glaubten! Ich versank in tiefe Niedergeschlagenheit. Es bestand nicht der geringste Unterschied zwischen zwei Floristen, die zusammen einen Laden aufmachten, und dem, was ich aus freien Stücken über mich hatte ergehen lassen. Wahrscheinlich besaßen diese Floristen wenigstens einen rechtsgültigen Vertrag!
    Ich fühlte nach dem Bündel Geldscheine in meiner Gesäßtasche. Plötzlich begriff ich, warum er mir so viel gegeben hatte. Als Abstandszahlung. Schenk dem Kleinen eine Ledermontur und ’ne Stange Geld, dann bist du ihn endgültig vom Hals.
    Am liebsten hätte ich die Scheine zerrissen und in den Rinnstein geworfen. Nur die enge Hose und meine unpraktische Position hielten mich davon ab, sodass ich nach einem flauen Versuch kapitulierte. Warum auch so dumm sein? Ich wusste ja, dass ich das Geld noch brauchen würde. Ich konnte nicht wieder mit meinem alten Kumpel zusammenziehen und ihm zeigen, wie tief ich gesunken war.
    Und es gab noch eine Demütigung: Mr. Benson hatte mir fünftausend Dollar gegeben; das hielt ich zuerst für großzügig. Jetzt kannte ich den Preis, den er mir aufgeklebt hatte.
    Ich hörte kaum, wie Rocco mir zuzureden versuchte. »Jamie, er hat dich bestimmt nicht rausgeschmissen. Das weiß ich. Er würde das einfach nicht tun. Es muss sonst etwas dahinterstecken.«
    Ich schüttelte traurig den Kopf. »Nein, Rocco. Es ist, wie es ist. Du hast diesen Typen doch gesehen.« Ich blickte zu ihm auf. Mein verheultes Gesicht war mir inzwischen egal. »Dann weißt du auch, wie wahnsinnig gut er aussieht.« Er nickte. »Und jetzt schau mich dagegen an. Ich bin bloß so ein kleiner Schwuler, der glaubte, in seinem Leben Anspruch auf was Besseres zu haben. Das war meine Dummheit, Rocco. Weißt du, dass ich bei unserem flotten Dreier nur an eins denken konnte: Was für ein Glück ich hätte, der Sklave von Mr. Benson zu sein und überhaupt die Chance zu bekommen, es mit so jemandem wie diesem Model zu treiben? Stattdessen lande ich nun auf der Straße. Jede Einzelheit, die mir einfällt, Rocco, macht meine Blamage nur noch größer.«
    »Was hast du jetzt vor, Jamie?«
    »Was soll ein ausgedienter Sklave denn schon tun, Rocco? Ich werd putzen gehen und mir jemanden suchen, der sich von mir den Schwanz lutschen lässt.« Wieder brach ich in Schluchzen aus. Rocco versuchte mich zu trösten, doch an der Art, wie er dauernd auf die Uhr sah, merkte ich, dass er sich Sorgen wegen seines Jobs machte. Ich konnte ihn kaum verstehen, wegen des Selbstmitleids und der Scham, die mich umnebelten, aber ich hörte, dass er mich zum Mitkommen aufforderte. Irgendwie rappelte ich mich hoch und folgte ihm um die Ecke, zurück in die dunkle Kneipe.
    Ich trank aus einer schön eisgekühlten Bierflasche, noch ehe ich es recht merkte. Die plötzliche Kälte weckte meine Kehle und mein Inneres aus deren Betäubung. Ich nahm noch einen Zug und ging dann an die Bar, um mir eine dritte Flasche zu holen. Das waren drei mehr, als ich vertrug.
    »Hey, Jamie, lass doch den Blödsinn!«, sagte Rocco und verlor nie diesen besorgten Gesichtsausdruck. »Sich

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