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Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Titel: Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Izzo
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noch merkwürdiger geworden. Ich hatte es auf die anstrengende Zeit geschoben, in der sie die sterbende Mutter pflegen musste. Aber es steckte offensichtlich mehr dahinter, und jetzt mussten Ann und ich mit den hohen Schulden fertigwerden.
    »Die Bank wird das Haus zwangsversteigern lassen«, fuhr Nelly nüchtern fort.
    »Wir wollen nicht verkaufen«, blaffte ich.
    »Dann hoffe ich, dass Sie über Vermögen verfügen? Wenn Sie etwas Bargeld überweisen könnten, sagen wir ungefähr fünfundzwanzigtausend Dollar, dann würde das die Bank beruhigen.«
    Natürlich, meine Ersparnisse! Die Investmentfonds mussten etwas wert sein, trotz dieser verdammten Rezession. Ich vergaß meine Fonds immer, weil sie eigentlich nicht angerührt werden sollten, bis ich in Pension war. Dank der Rezession war ich im Ruhestand.
    »Ich habe ungefähr dreißigtausend. Ich muss Ann fragen, wie viel sie hat.«
    »Dreißig würden schon viel nützen«, Nelly lächelte aufmunternd.
    Ich fuhr benommen nach Hause, ging jedes Wort von Nellys Erklärung noch einmal durch. Sie hatte mir Kopien der Bankbriefe gegeben, die unheilvollen Papiere, die Iris versteckt hatte. Ich musste mindestens ein Viertel des Geldes auftreiben.
    Unter meinem Bett stand eine Schachtel mit meinen Bankunterlagen. Ich riss den Deckel ab und kippte sie aus. Da waren Auszüge von März 2008. Ich riss den Umschlag auf: 30.000 Dollar. Laut Nelly brauchte ich nur fünfundzwanzigtausend, um die Zwangsversteigerung noch einen Monat aufzuhalten, in der Zeit könnte ich vielleicht eine Stelle finden. Aber März war lange vorbei. Ich fand weitere Auszüge und öffnete sie. Juni: 27.000 Dollar; Juli: 24.000 Dollar … Ich wurde unruhig. Ich öffnete den Auszug von September: 19.800 Dollar. Schließlich fand ich November und faltete den Auszug auf und starrte darauf: 14.890,34. Ich hatte innerhalb nicht einmal eines Jahres die Hälfte meiner Ersparnisse verloren. Ich griff nach meinem BlackBerry. Ann antwortete, und ich erzählte ihr alles. Sie war genauso ahnungslos wie ich. Und schlimmer noch, sie hatte noch weniger Geld als ich, weil sie ihre Ersparnisse für Abendkurse, Zutaten, eine Webseite und einen Logodesigner für ihre Soßenidee ausgegeben hatte. Ich stopfte meine Auszüge wieder in die Schachtel.
    Dann hörte ich meine Mutter kommen und erstarrte.
    »Kate?«, rief Iris. Ihr fröhlicher Tonfall ärgerte mich. Ich antwortete nicht. Ich wollte nur weg und überlegen, was ich tun konnte. Ich schnappte mir meinen Geldbeutel und ging nach unten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie mit einem unschuldigen Lächeln.
    Ich drehte mich zu ihr um. Die Tränen kamen wieder. Gott, warum konnte ich nicht aufhören zu weinen? Ich hatte meine Großmutter verloren, und dank meiner Mutter würde ich jetzt mein Zuhause verlieren.
    »Nein, Iris«, sagte ich bebend. »Nichts ist in Ordnung. Ich komme gerade von Nelly Lemmon.«
    Die Unterlippe meiner Mutter begann zu zittern.
    »Ich weiß von der Hypothek«, sagte ich barsch. »Und den Zahlungsrückständen. Wie konntest du nur?«
    Mir wurde bewusst, dass ich schrie. Iris murmelte etwas. Wahrscheinlich, dass es ihr leidtäte. Aber weil ich schrie, konnte ich sie nicht hören.
    »Ich werde nie verstehen, wie du Nana austricksen konntest! Aber wir werden das Haus verlieren. Unser Zuhause!«
    »Ich habe Nana gesagt, dass ich es dir sagen sollte, aber sie hat mich nicht gelassen«, stotterte Iris. »Wir dachten, wir würden im Lotto gewinnen und alles zurückbezahlen.«
    »Versuch ja nicht, Nana die Schuld zuzuschieben!«, brüllte ich.
    Ich musste mich beruhigen. Ich schnappte nach Luft, drehte mich um und ging zur Tür hinaus.
    Ich kurvte über eine Stunde in der Gegend herum, und irgendwie führten alle Straßen zu diesem einen Anwesen, wo ich mit meiner Großmutter am Wochenende, bevor sie erfuhr, dass sie sterben würde, gewesen war. Ich schaltete den Motor aus und beobachtete das Haus, als wäre ich ein Herumtreiber, der ein Ziel ausspioniert. Dann wusste ich, was ich zu tun hatte. Es gab nur eine Option. Der Artikel war nicht mehr nur ein Auftrag, der fünftausend Dollar wert war. Er war auch keine Flucht vor meinen Problemen oder eine Hilfe für andere Frauen; er war meine einzige Hoffnung, so etwas wie ein normales Leben zurückzubekommen. Arbeitslos, Single und obdachlos, ich war eine moderne Austenfigur, bloß dass ich keine Mutter hatte, die darauf erpicht war, mich den richtigen Männern vorzustellen, ich musste auf meine eigene Cleverness

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