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Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Titel: Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Izzo
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vertrauen. Ich war verzweifelt. Ich musste mehr tun, als den Artikel zu schreiben. Ich musste ihn leben.

13
    Familiengeschichten

    Sie gaben sich dem Schmerz der Trauer gänzlich hin, Steigerung des Elends in jedem nur möglichen Gedanken daran anstrebend und entschlossen, jeden Trost in Zukunft abzuwehren.
    Sinn und Sinnlichkeit
    I ch habe mal gelesen, dass man sich verabschieden sollte, wenn man einen Ort verlässt, den man liebt. Nachdem wir unsere Habseligkeiten zusammengepackt und in ein Lagerhaus gebracht hatten, war das Schild zur Zwangsversteigerung aufgestellt worden. Ich ging durch mein Haus, um einen letzten Blick auf meine Vergangenheit zu werfen. Ich hielt in jeder Tür inne, öffnete jeden Wandschrank, die Leere ein Spiegelbild meiner selbst. Wie meine Habseligkeiten waren meine Gefühle in Kartons verpackt, ihr Inhalt wurde eines Tages an einem noch unbekannten Ort wieder ausgepackt. Am Ende meines Rundgangs kam ich ins Schlafzimmer. Die kahlen Wände in geräucherter Forelle waren verkratzt von den Möbelpackern. Ohne die cremefarbenen Gardinen wirkten die Fenster wie ein riesiges, aufgerissenes Maul, und auf dem Holzfußboden lagen Wollmäuse. Mein Zimmer sah einsam und verlassen aus. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dort saß, aber irgendwann kam Ann, um mich aus meinem Versteck zu scheuchen wie ein Jagdhund einen Fasan, bevor die Jäger zu schießen beginnen.
    »Ich weiß, dass du traurig bist«, bemerkte sie überflüssigerweise. »Mom ist auch traurig. Das sind wir alle.«
    Mein Blick blieb an dem offenen Fenster und den Bäumen davor hängen, ihre kahlen Äste bogen sich im kalten Novemberwind, demselben Wind, der jetzt meine Tränen trocknete.
    »Ich weiß nicht, wie ich das Iris jemals verzeihen soll«, sagte ich nach einer gefühlten Ewigkeit. Ich drehte mich um und sah meiner Schwester in die Augen. Ich sah den Schmerz, ihr Mitgefühl für mich, für Iris. »Wie kannst du nur so nett zu ihr sein, bei dem, was sie getan hat?«
    Ann war immer die nette Schwester, weicher als ich, selbst körperlich.
    »Wir haben immer noch uns. Häuser können ersetzt werden«, antwortete sie. »Wir machen alle Fehler und treffen falsche Entscheidungen. Sie hat einer Schwäche nachgegeben. Ich kann nicht lange Wut mit mir herumschleppen.«
    »Im Gegensatz zu mir, meinst du?«, fragte ich.
    »Es ist Zeit zu gehen«, sagte sie sanft.
    Ann ging nach unten. Wieder allein lehnte ich meinen Kopf gegen die Wand, schloss die Augen und weinte. Aber als ich schon wieder weinte, fiel mir auf, dass ich seit Wochen nichts anderes getan hatte. Ich hatte genug davon.
    Eine starke Windbö wehte durch das offene Fenster, aber die Kälte wurde durch die plötzlichen Sonnenstrahlen gemildert, die ins Zimmer fielen und mir für einen Sekundenbruchteil die Sicht nahmen, die Wärme war angenehm und erfüllte mich mit neuer Energie. Ich sah direkt ins Licht, und etwas machte klick. Ich trocknete meine Augen und holte tief Luft. Schon besser.
    Ich habe genug geweint.
    Ich wiederholte die Worte immer wieder, und als letzte Geste des Abschieds schlug ich mit der Hand auf die Wand und ging.
    Ann und ich fuhren zu Anns Apartment in Park Slope. Es war alles organisiert. Iris bekam das Gästezimmer. Ich das Sofa. Mein Laptop lag auf Anns Teaksofatisch, der jetzt auch mein Schreibtisch war. Privatsphäre gab’s nur im Badezimmer.
    »Mom geht morgen zu einem Treuhänder«, sagte Ann, ihren Blick auf den Highway gerichtet.
    »Was sie braucht, ist eine Therapie«, sagte ich und beobachtete, wie das grüne Viertel, das ich mein ganzes Leben lang Zuhause genannt hatte, ohne Fanfare an uns vorbeizog. »Sie ist süchtig.«
    »Da hast du Recht«, stimmte sie zu. »Aber zuerst müssen wir ihr dabei helfen, die Schulden in den Griff zu kriegen. Vielleicht verkauft sich das Haus nicht.«
    »Man kann immer hoffen«, sagte ich. Was Ann wohl von meinem Eheartikel hielt? Sie dachte immer so praktisch.
    »Ich habe eine Idee«, kam sie mir zuvor. »Warum wirst du nicht meine Partnerin bei dem Geschäft mit den Soßen? Fifty- fifty. Du wohnst doch sowieso bei mir und hast jetzt Zeit. Wir könnten die Produktion verdoppeln, weil du kochen kannst, während ich auf der Arbeit bin.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, antwortete ich. Die Küche würde ich auf keinen Fall betreten. Anns Soßengeschäft war seit Jahren Thema, und Ann hatte nicht annähernd einen Erfolg zu verzeichnen. Verglichen mit den Soßen war meine Idee des reichen

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