Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
besucht.«
Ich nickte und lächelte und wusste nicht, worauf Orietta hinauswollte.
»Wir haben mit Leuten Ihrer Gesellschaftsschicht gespeist«, sagte sie ein bisschen selbstgefällig. »Haben sogar ein Wochenende in einem Herrenhaus verbracht, wie Sie ein Anwesen zu nennen pflegen.«
»Wie nett«, sagte ich. »Aber ich bin keine Engländerin, ich bin Amerikanerin.«
Sie runzelte die Stirn.
»Aber Sie sind eine Lady«, sagte sie, als würde ich mich irren. Dann nickte sie, als hätte sie meine Situation auch ohne Erklärung begriffen. »Sie haben den Titel von Ihrem Ehemann.«
Sie fasste meine linke Hand, aber als sie keinen Ehering sah, fügte sie hinzu: »Ihrem Exehemann? Ach, aber ich sollte nicht so gedankenlos sein, Sie könnten Witwe sein.«
Ich wollte Orietta verzweifelt entfliehen. Sie war offensichtlich eine Art von Aristokratengroupie.
»Ich befürchte, weder noch«, sagte ich mit Nachdruck. Aber ich merkte, dass sie nicht so schnell aufgab. Ich wollte unbedingt in die Lounge zurück und den Entenmann finden, aber vorher musste sie meinen Arm loslassen. Da ich in der Falle saß, erzählte ich eine Notlüge.
»Ich habe ein Anwesen in Schottland geerbt.«
Sie klatschte fröhlich in die Hände, wie ein Kind, das ein fehlendes Puzzleteil gefunden hatte.
»Wie wunderbar für Sie!«
Ich war erleichtert, dass sie zufrieden war, auch wenn ich mich mit der Notlüge nicht ganz wohl fühlte. Wer hätte gedacht, dass ein Geburtstagsgag so aus dem Ruder lief und man mich fälschlicherweise für eine echte Aristokratin hielt? Ich versuchte wegzugehen, aber meine neue beste Freundin Orietta schien darauf versessen zu sein, mich nicht aus ihren Klauen zu lassen.
»Mein Handgepäck ist in der Lounge«, erklärte ich. Lahme Entschuldigung, ich weiß, und sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl auch nicht. Obwohl ich einen Meter siebenundsiebzig groß war und große Schritte machte, blieb Orietta mit ihren ein Meter achtundfünfzig an meiner Seite.
»Sie müssen meinen Mann Anthony kennen lernen«, fuhr sie fort. »Und Sie müssen zum Abendessen in unser Haus nach Palm Beach kommen. Da gibt es unzählige Leute, die Sie treffen sollten.«
Das weckte meine Aufmerksamkeit. Ich konnte es mir nicht leisten, eine Einladung abzulehnen, besonders nicht in ein Haus in Palm Beach, und Orietta könnte reiche, alleinstehende Freunde haben.
»Das wäre wirklich nett«, sagte ich jetzt, tatsächlich begeistert. Während wir durch die Lounge gingen, Orietta mir direkt auf den Fersen, wurde mir bewusst, dass mir mein Titel tatsächlich helfen könnte. In Palm Beach kannte mich niemand, ich konnte mich als sonst wer ausgeben, und es war sicher ein guter Zeitpunkt, um mich neu zu erfinden. Lebe wohl, provisorische Beautyredakteurin, hallo, provisorische Lady Katherine.
Wir kamen bei meinem Handgepäck an. Ich setzte mich und hoffte, dass sie mich jetzt, da sie mich als Dinnergast gewonnen hatte, in Ruhe ließ. Aber Orietta war eine dieser sozialen Strippenzieherinnen, die dafür lebten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Gastgeberin zu spielen, selbst in einer Flughafenlounge.
»Da ist jemand, den ich Ihnen gern vorstellen möchte«, rief sie aufgeregt aus. »Ich habe ihn auf dem Flug von London kennen gelernt. Er ist Brite«, fügte sie unnötig hinzu. »Vielleicht kennen Sie ihn, als schottische Grundbesitzerin und so.«
Bevor ich auch nur ein Wort einwenden konnte, verschwand sie. Ich dachte darüber nach, die VIP-Lounge zu verlassen und zum Gate mit den ungemütlichen Stühlen zu gehen, als Orietta mit dem Engländer zurückkam.
»Lady Katherine, ich möchte Ihnen …«, begann Orietta. Sie grinste höflich, als wäre sie überzeugt, ein ersehntes Geschenk zu überreichen.
Aber wir mussten einander nicht vorgestellt werden, denn ich stand Clives altem Schulkumpel gegenüber.
»Griffith Saunderson.« Orietta verkündete seinen Namen, als wäre er ein Prinz. »Das ist Lady Katherine«, sagte sie vergnügt.
Meine Erinnerung raste zurück zu dieser feuchtfröhlichen Nacht, in der meine größte Sorge gewesen war, dass ich zu viel Pinot Grigio getrunken und Clive etwas wegen seines Freundes mit dem ungewöhnlichen Namen versprochen hatte. Was war es nur? Ich erinnerte mich, wie unglaublich unverschämt ich zu ihm gewesen war, und ich hatte mir geschworen, im unwahrscheinlichen Falle eines Wiedersehens höflich, nett und lieb zu ihm zu sein.
»Lady, so, so?«, sagte Griff verschmitzt und mit einem Grinsen, das
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