Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
schön«, sagte ich und nahm mein Handgepäck.
»Vielen Dank, dass Sie unsere Fluglinie gewählt haben, Lady Katherine«, rief sie mir nach.
Ich blieb abrupt stehen. Ich hatte Brandons und Mariannes kleinen Scherz völlig vergessen. Na, wenn der mir einen Sitz am Gang verschaffte, war ich glücklich. Niemand musste davon wissen.
Ich fand einen freien Platz am Fenster und schaute mich um. Das Design der First-Class-Lounge musste dringend generalüberholt werden. Auf jedem der schwarz lackierten Tische mit den Glasplatten stand eine Chromlampe, die Sofas und Sessel waren aus schwarzem Leder. Alles in allem sah es sehr nach achtziger Jahre aus, aber ohne einen Touch von Ironie. Außerdem war die Lounge fast leer. Von der Handvoll Leute waren weniger als die Hälfte Männer, die wiederum alle mit ihrer Frau unterwegs zu sein schienen.
Kein produktiver Start meiner Mission. Ich seufzte und begann, die Zeitung zu lesen, als ich Fußgetrappel vernahm. Ich spähte über meine Zeitung wie eine Spionin in einem alten Film, als ein Dutzend Neuankömmlinge die Lounge betraten, und zu meiner Freude waren die meisten Männer. Das war schon besser! Ein rascher Blick sagte mir, dass mindestens drei von ihnen allein reisten. Es war Zeit, an die Arbeit zu gehen.
Geschäftsmann Nummer eins, in den Fünfzigern, hatte rote Haare mit grauen Strähnen und eine Brille mit goldfarbenem Rand. Er trug einen dunkelblauen Anzug, keine Krawatte, seine Jacke war offen, so dass sein dicker Bauch zu sehen war.
Geschäftsmann Nummer zwei, in den Vierzigern, war groß, die Haare wurden dünner. Er trug ebenfalls eine Brille, aber mit einem Horngestell, und las den New Yorker , immer ein gutes Zeichen. Er hatte einen anthrazitfarbenen Anzug an mit einem rosa Hemd und einer lila Krawatte, sehr chic. Aber, tiefer Seufzer, er trug einen Ehering.
Blieb noch Geschäftsmann Nummer drei, der klein und stämmig war, er hatte hellbraunes Haar, das über seine Stirn hing. Solch eine Frisur würde nicht einmal in einem Orkan verrutschen. Seine rote Knubbelnase glänzte. Meine Großmutter würde sagen, dass er zu den Männern gehörte, die an der sogenannten »Entenkrankheit« litten. Bei ihnen hing der Hintern Richtung Boden, sie hatten kurze Beine und einen runden Bauch, wodurch sie beim Gehen watschelten. Sogar seine vorstehenden Lippen erinnerten mich an eine Ente. Sein Gesicht war blass, aber feucht, und er wischte sich ständig mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Auf solch einen Mann würde ich normalerweise keinen zweiten Blick werfen. Aber das war Vergangenheit.
Mein neues Ich, das auf der Suche nach einem reichen Ehemann war, würde herausfinden, was er für einen Job hatte, wo er wohnte und wohin er flog. Ich stand auf, richtete meine Haare und wollte gerade losmarschieren, als ich hörte, wie ich ausgerufen wurde. Bloß dass eigentlich nicht ich damit gemeint war.
»Lady Katherine Billington Shaw«, sagte die Frau vom Bodenpersonal über die Lautsprecher. »Lady Katherine Billington Shaw, bitte kommen Sie an den Schalter.«
Blicke schossen in alle Richtungen, während jeder in der Lounge wissen wollte, wer diesen tollen Titel trug. Meine Füße waren wie am Boden festgeklebt.
»Lady Katherine Billington Shaw«, jetzt schrie sie.
Es ging nicht anders, ich musste meine Bordkarte abholen. Ich warf meinen Kopf in den Nacken, zupfte meine Haare zurecht und marschierte mit all dem Selbstvertrauen, das ich aufbringen konnte, zum Schalter. Die Frau vom Bodenpersonal lächelte und reichte mir meine neue Bordkarte.
»Danke schön«, flüsterte ich fast und hoffte, keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
»Danke Ihnen, Lady Katherine.«
Ich nickte, wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen, aber als ich mich umdrehte, fiel ich fast über eine weißhaarige Frau, deren künstliche Sonnenbräune nicht zu übersehen war.
»Entschuldigen Sie!«, stotterte ich und wollte gerade zur Seite treten, als sie ihre Hand auf meinen Arm legte.
»Oh, aber ich möchte Sie kennen lernen«, säuselte sie. »Mein Name ist Orietta del Bianco.«
»Haben wir uns schon einmal getroffen?«, fragte ich. Mein Gedächtnis war nicht gut, und ich hatte schon häufiger Leute beleidigt, weil ich mich nicht mehr an sie erinnerte. Vielleicht arbeitete diese Frau für ein Kosmetikunternehmen und kannte mich aus meinem früheren Leben.
»O nein«, flötete sie. »Ich bin auf dem Weg nach Hause, nach Palm Beach. Mein Mann und ich haben seine Schwester in England
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