Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
Wie seltsam, dass sowohl Scott als auch Mihailow sich so sehr dafür interessierten, welche Tiere ich auf meinem angeblichen Anwesen hielt. Das muss ein Männerding sein, genau wie ihre bizarre Faszination für Baumärkte. Ich fand es am besten, wenn meine Lügen eine gewisse innere Logik hatten, und das bedeutete, keine Schafe.
»Ich habe eine wunderbare Herde von Highlandrindern in Schottland«, prahlte ich, ein bisschen nervös, weil das Lügen so einfach, ja fast zu einer Gewohnheit geworden war.
»Mein Cousin hält Rinder in Wales«, sagte er.
»Was für ein Zufall. Welche Rasse?«, fragte ich und hoffte, dass es nicht auch Highlandrinder wären. Zum Glück zuckte Mihailow mit den Schultern.
»Es sind einfach Kühe.«
Ich war erleichtert. Es wäre kompliziert geworden, wenn er sich mit Rindern ausgekannt hätte.
»Was tun Sie zum Vergnügen?«, fragte ich, sehr viel entspannter. »Fahren Sie Ski?«
»Ich lade hübsche Frauen zu Pinot Grigio ein und führe sie dann zum Abendessen aus«, sagte er, immer noch ohne zu lächeln.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also nahm ich Zuflucht in meiner idiotensicheren Haltung für genau solche Situationen, ich trank mehr Wein.
Er starrte mich wieder an. Dieses Mal starrte ich nicht zurück. Ich wandte mich zum Fenster und versuchte, mich mit dem See und den Bergen abzulenken.
»Es ist wunderschön hier«, sagte ich, und das stimmte wirklich.
»Sie sind wunderschön«, sagte er. Sein Kompliment bedeutete, dass ich ihn ansehen musste. Mann, sah er gut aus.
»Danke schön.«
»Würden Sie mir erlauben, Sie heute Abend zum Essen einzuladen?«, fragte er mit einem schwachen Lächeln.
»Ja«, sagte ich und lächelte breit. Wenn Scott mit Tatiana zusammen sein konnte, warum sollte ich mich dann nicht mit jemand anderem verabreden? Und Fawn hatte Recht, ich musste mir Optionen offenlassen, für den Fall, dass ich bei Scott nicht landen konnte. Der erste Tag war vorbei, und ich hatte eine Verabredung mit einem russischen Oligarchen. Ich liebte diesen Satz so sehr, dass ich ihn im Aufzug auf dem Weg nach oben in mein Zimmer, um mich umzuziehen, immer wieder wiederholte. Zum Glück war ich allein im Aufzug.
»Was auch immer du tust, schlaf nicht mit ihm«, wies mich Fawn an, die gemütlich auf dem Bett lag. Ich zog mich gerade für mein Date an, ich hatte mein Chanelkleid und meine Perlenkette dafür ausgewählt. Ich verdrehte die Augen.
»Das sagst du nur wegen Bernardo«, antwortete ich beleidigt.
»Überhaupt nicht«, entgegnete sie. »Bernardo hatte keinen roten Heller, genau das macht man mit solchen Männern, man genießt den Sex mit ihnen. Reiche Männer, die auch noch attraktiv sind, sind viel gefährlicher, weil die Frauen beim ersten Treffen mit ihnen schlafen, sie nehmen fälschlicherweise an, dass der Mann sich verliebt und nicht bloß seine Lust stillt. Diese Frauen begreifen nicht, dass ein reicher Mann das die ganze Zeit über tut. Wenn man einen Millionär heiraten will, verschiebt man den Sex auf später.«
»Das klingt sehr altmodisch«, sagte ich zögernd, ich wollte Fawn nicht verärgern.
»Sie heißen altmodische Regeln, weil sie die Zeit überdauert haben. Und das aus gutem Grund«, fuhr sie fort, »sie funktionieren. Unnahbar und unerreichbar zu wirken macht sie verrückt, und dann wollen sie mehr.«
»Ich habe jedenfalls nicht vor, mit Mihailow zu schlafen«, beharrte ich und schlüpfte in meine schwarzen Samtpumps. »Außerdem macht er mir Angst.«
»Genau deswegen könntest du es doch tun«, sagte sie in einem Tonfall, der andeutete, dass sie mir nicht glaubte. »Wohin führt er dich aus?«
»Es heißt Chesa Veglia.«
» Seeeehr schön.«
»Warum, was ist das?«
»Es ist bloß der eleganteste Ort, wo man in St. Moritz essen gehen und gesehen werden kann. Es gibt dort drei Restaurants, ich hoffe, er lädt dich in The Grill ein, wenn er dich in die Pizzeria führt, dann meint er es nicht ernst. Ach, und es gibt zwei Bars, eine heißt Polo Bar und ist nur im Winter geöffnet. Dort könnte dir Scott über den Weg laufen.«
Ich wischte den Einwand beiseite.
»Sieh dich nur mal an! Dir ist Scott egal.«
»Ich bin ihm egal«, widersprach ich. »Außerdem ist er immer noch mit Tatiana zusammen. Und Mihailow ist mindestens fünfzehn Jahre jünger, sollte ich je seinen nackten Körper sehen, dann wird der wenigstens in guter Form sein.«
Ich bereute die Worte, kaum dass sie mir über die Lippen gekommen waren, und ich sah, wie Fawn bei
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