Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
still und erlaubte mir, an Scott zu denken. Er war der Grund, warum ich dieses Flugzeug bestiegen hatte, ich sollte mich auf ihn konzentrieren und keine Zeit mit Vlad verschwenden. Ich überlegte, ob ich einen Migräneanfall vortäuschen sollte, als er plötzlich wie ein völlig normaler Mensch lächelte.
»Mache ich Ihnen Angst?«, fragte er und zwinkerte mir wie ein frecher Schuljunge zu.
»Überhaupt nicht«, log ich.
»Woran denken Sie?«, sagte er in einem Tonfall, der mich daran zweifeln ließ, dass er es wirklich wissen wollte, und ich behielt meine Träume von Scott für mich.
»Ich dachte an Pantomime«, sagte ich kühl. »Da ich zu viel rede und die Gebärdensprache nicht beherrsche, fällt mir keine andere Art der Kommunikation ein. Und obwohl ich Pantomime verabscheue, muss sie wohl unser nettes Geplänkel ersetzen.«
Er starrte mich so intensiv an, dass ich auf meinem Stuhl hin und her rutschte, dann brach er plötzlich ohne Vorwarnung in Lachen aus. Ich war verblüfft, aber es war so: Er lachte laut über meinen Pantomimenscherz. Vielleicht war Pantomime doch lustig.
»Ich würde gern sehen, wie Sie Pantomime aufführen.« Er grinste. »Nackt.«
Nackt Pantomime aufzuführen hatte noch nie auf meinem Programm gestanden. Heute Abend war da keine Ausnahme. Vielleicht hätte ich es sexy gefunden, hätte Scott es gesagt, aber da es aus Vlads Mund kam, schrumpfte sein gutes Aussehen auf die Größe von Binkys Attraktivität zusammen. Ihm ging es offensichtlich nur um Sex, und mir offensichtlich nicht. Wir waren in einer Sackgasse gelandet. Reich zu heiraten war viel schwerer als gedacht. Selbst ein gut aussehender reicher Mann konnte mir mit wenigen Worten die Stimmung verderben. Nach dem Debakel mit Binky hatte ich akzeptiert, dass ich nur mit einem Mann zusammen sein konnte, den ich attraktiv fand. Jetzt schien auch ein guter Charakter unabdingbar. Ich war verloren. Fawns Angst, dass ich eine Schlampe mittleren Alters war, war völlig grundlos.
Und doch, es war noch früh, und ich musste etwas essen. Ich war entschlossen, Vlad noch eine Chance zu geben. Schließlich gab es die Sprachbarriere. Vielleicht meinte er es nicht so.
»Haben Sie Kinder?«, fragte er.
»Nein«, sagte ich. »Ich wollte nie welche.«
Er zuckte zusammen.
»Frauen sollten Babys bekommen«, knurrte er.
Ich schrak zurück.
»Warum?«, fragte ich trotzig.
»Babys zu kriegen ist Gottes Art zu sagen, dass Frauen würdevoll altern sollen«, sagte er selbstgefällig. »Wenn Frauen altern und ihr gutes Aussehen verlieren, geben Babys ihnen einen neuen Grund, um zu leben, anstatt Männer anzubaggern. Sexy zu sein ist weniger wichtig, wenn man Kinder hat, die einen voll in Anspruch nehmen.«
Ich starrte ihn an, ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Aber er war noch nicht fertig.
»Frauen, die keine Kinder haben, wenn sie fünfundvierzig sind, verlieren ihre Rolle im Leben, sie sind nicht mehr die hübschen jungen Dinger, die die Männer wollen, und sie sind nicht die fürsorglichen Wesen, die die Kinder brauchen. Sie sind nichts. Unsichtbar.« Er trank einen Schluck Cabernet. »Aber natürlich ist das Ihre Wahl. Mögen Sie Whirlpools?«
Wie sollte ich darauf reagieren? Während der restlichen Zeit schwiegen wir, von gelegentlichen sexuellen Andeutungen seinerseits abgesehen. Als das Abendessen beendet war, versuchte ich, mich in der Lobby zu verabschieden, aber Vlad bestand darauf, dass wir noch im Kings Club vorbeischauten, einer die ganze Nacht geöffneten Disco im Badrutt’s Palace.
In der Disco besorgte Vlad uns zwei Barhocker mit Blick auf die Tanzfläche, hieß mich, Platz zu nehmen, und holte Drinks.
Zu behaupten, dass der Kings Club nicht mein Ding war, wäre eine Untertreibung. Die Tanzfläche bebte, eine wogende Menge junger Leute wedelte und hüpfte zu Remixen von Popsongs der Achtziger. Die hübschen jungen Frauen waren vom The Grill hierhergekommen und stießen und rieben sich aneinander oder an den Männern. Ich hatte Discos immer gemieden, sie waren zu laut, zu verraucht, und zu viele knapp bekleidete Betrunkene torkelten durch die Gegend. Mit einem Wort: billig. Ich hasste billig. Der Kings Club stellte, trotz seiner noblen Lage, keine Ausnahme dar, der Ausdruck »Eurotrash« erreichte dort einen neuen Höhepunkt.
»Genießen Sie die Aussicht?« Es war eine Stimme, die ich seit über einem Monat in meinen Fantasien hörte, bloß ohne den langen Technomix von Like a Virgin im Hintergrund.
Ich drehte
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