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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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ich sie mal holen."
    Daniel konnte nur stumm nicken. Sein Hals war wie zugeschnürt. Vorsichtig sah er sich um, um sich zu vergewissern, dass noch alles genauso aussah wie zuvor.
    Dort am Fenster saß Carol, die lebhaft auf den armen George einredete, und auf dem Bett, mit hochgezogenen Knien, die Gesichter einander zugewandt, hockten Jessica und Joanna, die ihre neuesten Erfahrungen über ihr Leben in den Staaten austauschten.
    Nein, es war alles wie zuvor, also bevor Daniel in die blauen Augen geblickt hatte. Und trotzdem war alles auf einmal ganz, ganz anders.
    Er schob seinen Teller mit der angebissenen Tortilla von sich und wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass Babsy zurückkehrte. Als sie ins Zimmer trat, begann sein Herz sofort ein paar Takte zuzulegen.
    "Hier." Babsy legte ihm die alte Westerngitarre einfach auf die Oberschenkel. "Ich habe sie von meinem Dad bekommen als ich vierzehn war. Aber leider habe ich es nie gelernt, wirklich gut darauf zu spielen. Ich denke, du wirst ihr gut tun."
    "Oh, Daniel spielt uns was vor!" Carols Ausruf ließ die anderen aufblicken. "Seid still, seid still. Daniel gibt uns ein Privatkonzert."
    Konnte diese Frau nicht einmal, ein einziges Mal den Mund halten? Daniel warf ihr einen zornigen Blick zu, den Carol jedoch nicht bemerkte, und begann, die Gitarre zu stimmen.
    Das Instrument war lange nicht gespielt worden. So dauerte es eine ganze Weile, ehe die ersten angenehmen Töne durch das gemütlich-chaotische Wohnzimmer hüpften.
    Kaum hatte Daniel jedoch die ersten Akkorde seines neuesten Songs angeschlagen, da vergaß er Carols geschwätziges Wesen, seinen Vater, mit dem er sich gerade heute Morgen wieder lautstark gezofft hatte und das verhasste Studium, zu dem er gezwungen wurde.
    Es gab nur noch die Musik und ein paar babyblaue Augen, in denen Daniel den Himmel mit all seinen Seligkeiten erblickte. Zugleich stürzten sie ihn in heillose Verwirrung. Die einzige Geliebte, die Daniel jemals gestreichelt hatte, war seine Gitarre gewesen. Seine sexuellen Interessen hatten bisher, bis auf wenige Ausnahmen, immer zum eigenen Geschlecht tendiert. Frauen waren ihm suspekt, er fand sie zwar attraktiv, doch in den meisten Fällen hatte er sich von ihnen sexuell nicht angezogen gefühlt. Bei Babsy war das anders. Sie löste in ihm Gefühle aus, wie er sie bisher nur für Alan empfunden hatte und das machte ihm Angst und verunsicherte ihn total.
    Die Freundschaft mit Jessica hatte nichts mit Erotik, Sex oder Liebe zu tun. Es handelte sich um eine rein platonische Beziehung, auch wenn Jonas Carpenter mehr hinein interpretierte. Aber Jonas glaubte sowieso nur das, was er glauben wollte!
    Es war Daniel im Grunde völlig egal gewesen, was sein Vater von dieser Freundschaft gehalten hatte. Vielmehr hatte Daniel die Frage beschäftigt, wie sein Vater auf sein Verhältnis mit Alan reagieren würde. Doch dieser Abend machte jetzt alles noch viel komplizierter. Irgendwann zu erfahren, dass sein Sohn schwul war, würde für Jonas Carpenter schon eine Katastrophe bedeuten. Wie mochte es dann erst für ihn sein, wenn er erfuhr, dass sein Sohn bisexuell war?!
    Babsy saß immer noch neben Daniel. Er konnte den Duft ihres blonden Haares aufnehmen, ein Geruch nach Pfirsichen und reifen Äpfeln vermischt mit etwas Limone, der ihn an einen heißen Sommertag denken ließ.
    Was sollte er zu ihr sagen, wie ein Gespräch beginnen? Schließlich könnte er nicht den ganzen Abend Gitarre spielen.
    Er war inzwischen zu bekannten Folk- und Westernsongs übergangen, bei denen die Freunde mitsingen konnten. Gerade verklangen die letzten Töne von "The Boxer", da wandte Babsy sich Daniel zu und sah ihn mit ihren wunderschönen Augen an.
    "Kannst du auch 'Travelin Soldier' von den Dixie Chicks spielen? Das höre ich so gerne."
    Daniel nickte. Er hatte den Song schon häufiger mit Jessica gesungen und ihre klare Stimme fiel sofort ein, nachdem er die ersten Akkorde gespielt hatte.
    "The days past eighteen, he was waiting for the bus..."
    Den Refrain sangen die anderen mit.
    "I cried, never gonna hold the hand of another guy..."
    "Schön", seufzte Babsy nachdem die letzten Töne verklungen waren. "Ich liebe diesen Song."
    "Hey, es ist zwei Uhr!" Georges dunkle Stimme zerriss die leichte Melancholie, die sich nach dem Lied auszubreiten drohte. "Wir müssen los, Joany. Morgen früh finden wir sonst wieder nicht aus dem Bett."
    Sein Ausruf war die Fanfare zum allgemeinen Aufbruch. Daniel gab Babsy die Gitarre

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