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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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seit ich zum letzten Mal an einem See spazieren gegangen bin", sagte Jonas, während er neben Jessica dem schmalen Uferweg folgte, der sich rund um den künstlichen Teich herum zog. "Das letzte Mal, als ich mir eine Auszeit gönnte, das war...warte mal." Er legte den Finger an die Nasenspitze und grübelte angestrengt. "Vor zwei Jahren war das!", fiel ihm endlich ein. "Ich hatte einen Termin bei einer staatlichen Gesundheitsbehörde und war viel zu früh in die Stadt gekommen. Da habe ich mir mal einen Spaziergang durch Lower-Town gegönnt. Ansonsten habe ich entweder keine Zeit dazu oder ich bin zu faul."
    "Spannen Sie denn nie aus?", fragte Jessica erstaunt.
    "Ach, doch!" Jonas nickte. Doch dann wurde er nachdenklich. "Na ja, eigentlich nicht so richtig. Ich muss immer irgendetwas erledigen. Richtig Pause machen oder gar Urlaub, dafür habe ich einfach viel zu viel zu tun. Meist sitze ich auch am Wochenende noch am Computer oder bin geschäftlich unterwegs."
    "Wieso wundert es Sie denn, dass Daniel seine eigenen Wege geht?" Jessica sprach sanft, ganz behutsam.
    Jonas blieb stehen und wandte sich ihr zu.
    "Du siehst hinter die Dinge, nicht wahr? Du lässt dich nicht so rasch täuschen und auf eine falsche Fährte bringen. Weißt du, dass du mir gefällst?"
    "Nein-ein", würgte Jessica hervor. Es fiel ihr plötzlich schwer zu sprechen. Da waren Jonas' Nähe, der Duft seines Parfüms, das er immer benutzte und seine dunklen Augen, deren Blick sie irgendwie ganz konfus machte. Am liebsten wäre Jessica vor den Gefühlen weggelaufen, die plötzlich auf sie einstürmten. Aber Jonas' Augen bannten sie und machten es ihr unmöglich, auch nur den kleinen Finger zu rühren.
    Jessica wehrte sich nicht, als er sich zu ihr herüberbeugte. Jonas' Lippen fühlten sich fest und doch zart und weich an. Jessie schloss die Augen und ließ sich, völlig willenlos geworden, in diesen Kuss fallen, der sie mit einem gewaltigen Gefühlssturm einfach davonriss.
    Sie erwiderte den Kuss mit einer Leidenschaft, die Jonas vor Verlangen ganz schwindelig werden ließ. Seine Hände klammerten sich um ihre Schultern, zogen sie noch dichter an sich, bis Jessica jeden Muskel seines kraftvollen Körpers spüren konnte.
    In diesen herrlichen Momenten hätte Jonas laut jubeln können vor Glück. Jessica in den Armen zu halten, erschien ihm wie ein Geschenk und er wollte es behalten, solange es nur ging.
    Die Realität lässt sich leider nicht schachmatt setzen.
    Plötzlich spürte Jonas zwei energische Hände, die an seinem Hosenbein zerrten. Eine helle, aber recht energisch klingende Stimme rief: "Hey, du, Mann! Hör auf die Frau zu beißen!"
    Erschreckt fuhr das Paar auseinander. Für einen Moment rangen sie beide mit ihren aufgewühlten Gefühlen, dann senkte Jonas den Kopf und sah auf das Kind hinunter, das mit großen Augen zu ihm aufblickte.
    Der Kleine hielt noch immer Jonas' Hosenbein fest. Anscheinend hatte der Knabe aber Vertrauen zu ihm, denn als Jonas sich ihm zuwandte, schenkte er dem Erwachsenen ein breites Lachen, das eine prächtige Zahnlücke entblößte.
    "Ist die Frau deine?", fragte der Junge mit der Kindern eigenen Direktheit. Dann wanderte der Blick der blauen Augen zu Jessica, musterte sie kurz und kehrte wieder zu Jonas zurück.
    "Nee", grinste der Knirps, bevor Jonas etwas sagen konnte. "Das ist deine Tochter, stimmt's? Warum wolltest du ihr denn was abbeißen?"
    "Ich...äh...", ernüchtert und verwirrt zugleich suchte Jonas nach Worten. "Ich...Das ist doch meine Frau!", platzte er dann heraus. "Das ist meine Frau und ich habe sie nicht gebissen, sondern geküsst. So etwas tun erwachsene Menschen manchmal."
    Der Knabe legte den Kopf schief und sah Jessica nachdenklich an.
    "Sag mal ehrlich, tut das nicht weh?", fragte er, nachdem er gründlich über Jonas' Antwort nachgedacht hatte.
    Jessica konnte ihre Belustigung kaum noch unterdrücken. Aber sie nahm sich zusammen und ging vor dem Kleinen in die Hocke.
    "Nein", sagte sie ernst. "Nein, es tut nicht weh. Im Gegenteil, es ist schön. Ungefähr so schön wie Karussell fahren, lange Ferien am Meer mit Mama und Papa oder so schön wie zu einem Eis eingeladen zu werden. So eines, das man sich selbst aussuchen darf und das mit einem hübschen Papierpapagei verziert ist."
    "Mhmm", machte der Kleine nachdenklich. "Wenn das so ist, dann probiere ich das auch mal aus."
    "Tu das", erwiderte Jessie ernsthaft. "Aber probiere es erst aus, wenn dir Karussellfahren keinen Spaß mehr macht.

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