Mr. Hunderttausend Volt!
gefallen. Sie war sowieso viel zu jung für ihn. Aber Jonas begann zu verstehen, dass er im Begriff stand, seinen Sohn zu verlieren wenn er sein Temperament nicht allmählich zu beherrschen lernte.
Er bestellte sich einen Kaffee und ein Doughnut mit Schokoguss, das er dann doch nicht anrührte, weil sein Hals wie zugeschnürt war. Die Gedanken an Jessica vertrieben ihm den Appetit und das schon seit Wochen. Er musste oft an sie denken, an ihre dunklen Moorhexenaugen, das leuchtendrote Haar, ihre Brüste in dem engen Mieder, den erregenden Kuss, mit dem sie sein gesamtes Innenleben auf links gedreht hatte.
Spätestens wenn seine Gedanken bei Jessies Brüsten angekommen waren, begannen seine Hände zu zittern und selbst das saftigste Steak schmeckte auf einmal wie Stroh.
Aber ich bin nicht verliebt, redete Jonas sich immer wieder ein. Auch jetzt wiederholte er im Stillen den Satz wie ein Mantra, während er nervös den Doughnut auf dem Pappteller zerkrümelte. Ich bin nicht verliebt und ich werde mich auch nicht verlieben...
Da, da kam sie! Jonas spürte, wie sein Herz einen kleinen unvernünftigen Hüpfer vollführte, als er Jessica über die Straße gehen sah. Ihr Haar leuchtete in der Mittagssonne wie blankpoliertes Kupfer. Sie hatte es zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der bei jedem Schritt hin und her schwang. Das knallgelbe Sonnentop und der für Jonas' Empfinden viel zu kurze Minirock ließen viel von der sanft getönten Haut sehen, die einen reizvollen Kontrast zu den rötlichen Haaren bildete.
Jessica hatte inzwischen das Café erreicht. Durch die riesige Fensterscheibe sah sie Jonas am Tisch sitzen, winkte ihm kurz zu und trat dann in die geöffnete Tür. Gleich darauf stand sie vor Jonas.
Er konnte plötzlich nicht mehr atmen. Mit klopfendem Herzen starrte er zu Jessica hoch, die ihn lächelnd ansah.
Sei freundlich, ermahnte sie sich. Was immer dieser Mann von dir will, es kann nichts schaden, ihn anzulachen. Wie sagen die Chinesen: Lächeln ist die beste Art, deinem Feind die Zähne zu zeigen.
"Wollen wir ein Stück spazieren gehen?", schlug sie vor.
"Spa...wohin?" Jonas war komplett verwirrt von ihrer Nähe.
"In den Park." Jessie ließ sich auf dem freien Stuhl neben ihm nieder. "Sie wollten sich doch in aller Ruhe mit mir unterhalten."
"Oh, ja!" Jonas war sich bewusst, dass er gerade im Begriff stand, sich unsterblich zu blamieren. Hastig raffte er alles zusammen, was ihm an Würde noch geblieben war und gab sich den Anschein ruhiger Überlegung. "Deswegen bin ich hier. Aber wir müssen das nicht überstürzen. Ich meine..." Ja, was meinte er denn? Verzweifelt kramte Jonas in seinem Gehirn nach einem möglichst sinnvollen Satz. Aber die schwarzen Moorhexenaugen brachten in völlig aus dem Konzept.
"Einen Kaffee!", rief er plötzlich erleichtert. "Sie haben sicher Durst nach der anstrengenden Arbeit in der Mensa. Darf ich Ihnen einen Kaffee oder sonst eine Erfrischung bestellen?"
Einen Moment strichen Jessies Blicke über die attraktive Erscheinung ihres Gegenübers, dann lächelte sie erneut und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
"Was wollen Sie, Mr. Carpenter?" Sie hatte keine Lust, ewig um den heißen Brei herumzuschleichen. Carpenter sollte endlich aufhören, ihre Zeit zu vergeuden und sagen, was er auf dem Herzen hatte. "Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Sie nach Denver gekommen sind, nur um mit mir Kaffee zu trinken und ein wenig Konversation zu betreiben."
Recht hatte sie! Jonas versuchte, dem Blick der Moorhexenaugen auszuweichen, aber sie ließen ihn einfach nicht los.
Nein, er war hierher gekommen, um...um...um – verdammt noch mal, weil er mit Jessica ins Bett wollte! Wozu sich weiter selbst belügen? Diese rothaarige Person mit den Hexenaugen hatte ihn am Schwanz gepackt und sich in seinen Blutkreislauf gezaubert. Sie begann, ihn zu beherrschen und würde bald sein Innerstes nach außen kehren, wenn er nicht aufpasste. Aber er würde aufpassen!
"Also, eigentlich bin ich gekommen, um mit Ihnen über Daniel zu reden", brachte Jonas endlich heraus.
Die Mooraugen verdunkelten sich, aber Jessica sagte kein Wort, sondern wandte nur den Kopf und sah starr auf den gläsernen Tresen, hinter dem die Bedienung gummikauend in einer Illustrierten blätterte.
"Ich...ich mache mir langsam Sorgen wegen seines Studiums", plapperte Jonas drauflos, bevor das Schweigen zwischen ihnen peinlich werden konnte. "Daniel tut so gar nichts für sein Fortkommen. Nur seine Musik hat
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