Mr. Hunderttausend Volt!
dafür bezahlt, damit sie mir nicht zuhören?“
„Nicht alle“, korrigierte Cilly rasch. „Nur uns Youngster und von denen haben auch nur die mitgemacht, die keine reichen Eltern haben, die ihnen das Studium plus Lebensunterhalt finanzieren. Aber das sind halt eine ganze Menge.“
„Ja, und vor allem sind sie Riesenarschlöcher!“, explodierte Daniel. „Aber okay, dann weiß ich jetzt wenigstens, was ich von den meisten meiner Kommilitonen halten muss und wem ich vertrauen kann. Du gehörst mit Sicherheit nicht dazu.“
„Es tut mir leid!“, rief Cilly beschwörend, aber das hörte Daniel kaum noch. Er hatte das Handy vom Ohr gerissen und anschließend zornbebend quer durchs Zimmer gepfeffert. Jetzt lag es auf dem Fußboden, sein Innenleben anklagend auf dem Teppich verstreut.
Fluchend begann Daniel die Teile einzusammeln.
Kapitel 13
Er stand, in jeder Hand einen Koffer, in der Halle. Sein Vater tat ihm nur noch Leid. Jonas würde nie einsehen, dass er mit seinem sturen Eigensinn und seinem Jähzorn alle Menschen vertrieb, die ihm nahestanden. Und von nun an würde Jonas‘ Leben noch ein bisschen einsamer werden als zuvor.
Er lehnte am Türrahmen zum Salon, seine Augen musterten den jungen Mann voll unversöhnlicher Strenge.
„Wenn du jetzt dieses Haus verlässt, dann brauchst du dich hier nie wieder sehen zu lassen.“
Daniel ging zu dem riesigen Einbauschrank und schob eine der Lamellentüren auf.
„Ich weiß, Daddy.“ Er drehte sich nicht einmal um.
„Und du wirst auch nicht einen Cent von mir bekommen!“
Ungerührt schlüpfte Daniel in seine Lederjacke.
„Babsy und ich, wir kommen schon zurecht.“
Jonas holte zitternd Luft. Sah der Junge denn nicht, dass er in sein Unglück lief? Daniel war neunzehn, in wenigen Monaten zwanzig. In diesem Alter hatte Jonas seine Mutter kennen gelernt und geheiratet. Die Ehe war ein einziges Chaos gewesen und das nur, weil sie beide damals einfach noch viel zu jung gewesen waren, um eine solche Verantwortung tragen zu können. Und nun wollte Daniel genau den gleichen Fehler begehen!
„Offen gesagt, kann ich mir das nicht vorstellen“, erwiderte Jonas, bemüht, sich seine wahren Gefühle nicht anmerken zu lassen. „Ohne mein Geld wirst du dich nicht mal selber ernähren können, geschweige denn eine Frau.“
Jetzt fuhr Daniel herum. So unerwartet, dass Jonas erschreckt einen Schritt zurückwich.
„Du und dein verdammtes Geld!“ Daniels Augen, nein, sein ganzer Körper schien plötzlich vor Wut Funken zu schlagen. „Damit meinst du, alles regeln und organisieren zu können. Ja, du kannst damit sogar Claqueure einkaufen, die Beifall klatschen oder Buh rufen, ganz wie du es ihnen befiehlst. Aber eines, das kannst du mit deinem Gott verdammten Mammon nicht: Dir Liebe kaufen.“
Er nahm die Koffer auf, stellte einen aber wieder ab.
„Wenn ich durch diese Tür gehe“, seine Hand deutete zur Haustür, „dann bist du nicht mehr als ein einsamer, böser, alter Mann, der sich Zärtlichkeiten erkaufen muss, weil niemand und ich betone es laut, NIEMAND freiwillig nett zu dir sein möchte.“
Die Worte waren wie Keulenschläge, die gegen Jonas‘ Stirn prasselten. So heftig, dass ihm kurzfristig schwindlig wurde und er sich am Türrahmen festhalten musste. Daniels Stimme klang wie aus weiter Ferne an sein Ohr.
„Goodbye, Dad.“
„Warte!“, wollte Jonas rufen. „Lass uns reden! Es war ein Fehler, ja!“ Aber er brachte keine Silbe heraus. Das Zufallen der Haustür hallte unangenehm in seinem Kopf. Jonas drehte sich herum und blieb, mit dem Rücken an die Türfüllung gelehnt stehen, weil er fürchtete, sonst einfach umzufallen.
Verdammt! Wie hatte er nur so dämlich sein können, irgendwelche Leute einzukaufen, damit sie Daniels Auftritt zerschossen? Das war wirklich das Dümmste, das Allerdümmste, was ihm jemals eingefallen war! Doch Jammern und Selbstvorwürfe nutzten jetzt gar nichts. Es war zu spät dafür. Draußen heulte gerade der Motor von Daniels Auto auf, das Brummen bewies, dass der Junge tatsächlich davonfuhr.
Jonas wusste, dass er seinen Sohn nicht so bald wiedersehen würde.
Nach dem heftigen Streit mit seinem Vater zog es Daniel verständlicherweise erst einmal in das kleine Häuschen in der Aspeneer Ave, um sich bei den Freundinnen auszusprechen und sich bei ihnen moralische Unterstützung zu holen.
Die drei hatten bereits geschlafen, Daniel hatte kräftig an die Tür hämmern müssen, ehe ihm eine völlig zerknitterte
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