Mr. Hunderttausend Volt!
Carol geöffnet hatte. Jetzt saßen sie alle vier um den Küchentisch herum und lauschten atemlos dem jungen Mann, dessen Stimme bei der Erinnerung an die heftige Szene, die sich zwischen seinem Vater und ihm abgespielt hatte, erneut heftig zitterte. Wieder durchlebte er die Gefühle von ohnmächtiger Wut und tiefster Demütigung, die Cillys telefonisches Geständnis in ihm ausgelöst hatte. Die Wut auf seinen Vater war so heftig, dass Daniel mit den Fäusten auf die Tischplatte trommelte, um sich abzureagieren. Babsy legte schließlich ihre Hände beruhigend über seine Finger.
„Es ist gut, Darling“, sagte sie sanft. „Es ist alles gut. Jetzt weißt du wenigstens, dass die miese Reaktion nicht an deinem Auftritt lag.“
Carol schüttelte den Kopf.
„Mann, ich hab‘ ja schon so einiges über deinen Vater gehört. Aber dass er so mies sein kann, das hätte ich echt nicht vermutet.“
Jessica schwieg. Sie konnte nichts sagen - noch nicht - denn in ihrem Kopf und in ihrem Herzen herrschte das totale Chaos, dass sich immer mehr verknuddelte und verwirrte. Was Jonas seinem Sohn angetan hatte, empörte und erschütterte sie bis ins Innerste. Zugleich machte sein Handeln sie maßlos wütend. Aber am schlimmsten für sie war die Erkenntnis, dass Jonas sich nicht einen Jota geändert hatte. Trotz der vielen Zeit, die sie inzwischen miteinander verbracht hatten, seiner „weichen“ Seite, die er ihr gezeigt und seiner Liebesbeteuerungen, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, war er immer noch derselbe starrsinnige, cholerische, machtbesessene J.J. Carpenter, der rücksichtslos alles niedertrampelte, was ihm nicht in den Kram passte.
Nur mit Mühe hielt sie die Tränen zurück, die ihr bei dieser Erkenntnis in die Augen traten. Sie zwang sich, ihre wirren Gefühle zu ignorieren und sich wieder auf die Gespräche am Tisch zu konzentrieren.
„Was sagt dein Vater denn dazu, dass du Babsy heiraten willst?“, erkundigte Carol sich gerade teilnahmsvoll.
Daniel stieß ein bitteres Lachen aus.
„Er ist natürlich absolut dagegen!“ Er griff nach dem Kaffeebecher, der vor ihm auf dem Tisch stand, und begann ihn hin und her zu drehen. „Und klar, er hat gleich wieder mit seinem Geld gedroht, von wegen, dass er den Hahn zudrehen würde und dass wir dann selber zusehen müssen, wovon wir leben.“
„Wir brauchen sein blödes Geld nicht!“ Jetzt war es Babsy, die mit der Faust auf den Tisch schlug. „Von mir aus kann er sich das hinstecken, wo er am meisten Platz hat. Wir kommen sehr gut ohne seine Dollars aus.“
Daniel seufzte. Betreten sah er in seinen Becher, in dem der Kaffee langsam erkaltete.
„Ich glaube, unsere Geschichte erinnert ihn an seine eigene Story mit meiner Mutter“, vermutete er, nachdem er eine Weile intensiv nachgedacht hatte. „Dad war damals so alt wie ich, als er meine Mom geheiratet hat. Es ging total schief und das kann er nicht vergessen.“
„Aber er muss jetzt endlich begreifen, dass du nicht mehr der kleine Junge bist, auf den er aufpassen muss und den er gängeln kann!“, rief Babsy dazwischen. „Dein Vater kann dich nicht loslassen, das ist es, was ihn quält. Und das ist es auch, was euch auseinander treibt. Es wird höchste Zeit, dass er sich um sich selbst kümmert oder besser noch, dass er sich eine Frau sucht.“
„Na, ja…“ Daniels Blick wanderte zu Jessica, flog dann aber eilig zu Babsy zurück. „Ich hatte schon angefangen zu hoffen, dass…aber…ach, ich weiß nicht.“
„Was weißt du nicht?“, hakte Babsy nach, worauf Daniel erneut zu Jessica sah. Diesmal wich sie seinem Blick nicht aus, sondern richtete sich auf ihrem Stuhl kerzengerade auf.
„Okay, okay, ich gebe es zu, ich habe mich in deinen Dad verliebt, Daniel“, eröffnete sie den Freundinnen mutig. Es fiel ihr zwar schwer, dieses Geständnis ausgerechnet vor Jonas‘ erwachsenem Sohn abzulegen, aber war der Meinung, dass er es wissen musste. „Und bis eben hatte ich auch noch ein ganz schlechtes Gewissen ihm gegenüber…“ Sie begann sich zu verhaspeln. „Na ja, wegen der Sache mit dem Ablenkungsmanöver…Daniels Auftritt…ach, Shit! Ich bin total enttäuscht und wütend und würde deinem Vater am liebsten so lange gegen das Schienbein treten, bis ich blaue Zehen habe!“
„Na, Gott sei Dank!“, entfuhr es Babsy erleichtert. „Ich will nämlich keine Schwiegermutter, die genauso alt ist wie ich!“
Daniel war jetzt völlig außer Fassung. „Du hättest tatsächlich…ich meine, hat
Weitere Kostenlose Bücher