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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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ferner lag! Mit zwei langen Sätzen war er bei Carol und im Haus.
    „Zieh bloß das nasse Zeug aus“, befahl sie, ohne ihn dabei anzusehen. „Da, um die Ecke ist das Badezimmer. Nimm eine heiße Dusche, aber richtig heiß, damit du nicht krank wirst. Sachen zum Anziehen habe ich schon für dich hingelegt. Und wenn du fertig bist, komm in die Küche. Ich mache dir inzwischen einen Grog.“
    „Da-da-danke“, schnattert Nigel, dem die Kälte in sämtliche Knochen gekrochen war. „D-d-du bi-bist echt ne-nett“
    „Hau schon ab“, knurrte Carol und ging davon, aber es klang schon längst nicht mehr so ruppig wie ihre sonstigen Abfuhren, die Nigel sich seit seiner Belagerung hatte abholen dürfen.
    Als er eine gute halbe Stunde später aufgewärmt und trocken in die Küche kam, hatte Carol bereits das Wasser aufgesetzt, das in einem Kessel auf dem Herd vor sich hinsummte. Bei Nigels Eintritt erhob sie sich, nahm einen großen Becher aus dem Küchenschrank, goss großzügig Rum hinein und goss heißes Wasser darüber. Mit der dampfenden Tasse in Händen kehrte sie an den Tisch zurück.
    „Setz dich hin!“, motzte sie Nigel an, der noch unter der Tür stand.
    Hastig gehorchte er und nahm auf einem der altmodischen Stühle Platz, Irgendwie kam er sich dabei reichlich albern vor in dem pinkfarbenen Bademantel, den Carol ihm an den Badezimmerschrank gehängt hatte, und den dicken Wollsocken, die ihn an seine Kinderzeit erinnerten.
    Nigel war in den Bergen groß geworden. Er stammte aus einer nicht gerade wohlhabenden Familie. Seine Großmutter hatte genau solche Dinger gestrickt, immer mindestens zwei Nummern zu groß, unförmig, ständig rutschend und aus furchtbar kratziger Wolle. Das Kratzige muss sein, hatte Grandma Campbell gesagt, wenn Klein-Nigel sich über die Wollqualität beschwert hatte. „Das regt den Blutkreislauf an und macht warm“.
    Blutkreislauf hin, Wärme her, Nigel hatte Grandmas Stricksocken gehasst, aber da seine Eltern sich keine Kleidungsstücke aus dem Store oder Katalog leisten konnten, musste er Omas Socken jedes Jahr aufs neue anziehen. Und jedes Jahr strickte Granny Campbell wieder X Paare, die dann noch größer und noch unförmiger ausfielen.
    Jetzt hatten die Wollsocken ihn wieder eingeholt. Nigel grinste liebevoll, in Gedanken an seine Oma versunken, doch der würzige Duft des Grogs holte ihn rasch wieder in die Gegenwart zurück und weckte seine Lebensgeister. Carol beobachtete verstohlen, wie die Farbe allmählich in Nigels Gesicht zurückkehrte.
    Er hatte immer noch den denselben verheerenden Einfluss auf ihr Seelenleben wie zu Beginn ihrer Beziehung. Carol spürte, wie sich ihre Brustspitzen unter Nigels forschenden Blicken aufrichteten. Kleine Wellen des Verlangens jagten durch ihren Körper. Es machte sie so nervös, dass sie kam ihre Kaffeetasse halten konnte.
    „Du bist immer noch böse auf mich, nicht wahr?“ Nigels fragender Dackelblick scheuchte eine Flotte von Schmetterlingen auf, die wie irre in ihrem Bauch herumflatterten. Hastig stellte Carol ihre Tasse ab und wandte ihm ihr Gesicht zu, drehte sich aber schnell wieder weg, als sie Nigels flehenden Blick gewahrte.
    „Ja“, presste sie mühsam zwischen den Zähnen hervor. „Ich werde dir das nie verzeihen. Außerdem kann ich verlogene und feige Männer nicht ausstehen.“
    „Okay.“ Nigel nahm rasch einen Schluck von seinem Grog, der so stark war, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb. Oder hatte das andere Gründe?
    „Was ist da drin?“, keuchte er, als er wieder halbwegs zu Atem kam. „Achtzigprozentiger Rum? Ich verstehe, du willst mich umbringen.“
    „Unsinn!“, widersprach Carol. Es sollte ärgerlich klingen, aber das unterdrückte Lächeln nahm ihren Worten die Schärfe. Nigel sah aber auch zu komisch aus in Babsys altem Bademantel und den ausgeleierten Wollsocken! „Ich will nur nicht, dass du krank wirst.“
    „Danke.“ Nigel stand auf, goss einen Teil des Gebräus in den Abfluss und gab reichlich heißes Wasser in die Tasse. „Du möchtest bestimmt, dass ich wieder in mein Haus zurückkehre, nicht wahr? Aber ich bleibe so lange, bis du mir die Chance gibst, dir die ganze verfahrene Situation zu erklären.“
    Trotz seines merkwürdigen Outfits wirkte er plötzlich überhaupt nicht mehr komisch. Carol spürte, dass er es sehr ernst meinte und sich nicht länger abweisen lassen wollte.
    Das, was bisher zwischen ihnen geschehen war, war mehr ein Geplänkel gewesen. Nigel hatte Carol die

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