Mr. Joenes wundersame Reise
Besuchszimmer gerufen. Dort machte Lum ihn mit Dekan Garner J. Fols bekannt, der gemeinsam mit einigen Kollegen den Lehrkörper der Universität von St. Stephan‘s Wood bildete.
Dekan Fols war ein großer, sehniger Mann mit milden akademischen Augen, einem humorvollen Mund und einem Herzen, in dem die ganze Welt Platz hatte. Er sorgte dafür, daß Joenes sich entspannte, indem er eine lustige Bemerkung über das Wetter machte und ein Zitat von Aristophanes in den Raum warf. Dann kam er auf den Grund seiner Bitte um diese Unterredung zu sprechen.
»Zu Ihrer Information, mein Lieber Mr. Joenes, wenn ich Sie so anreden darf, auf dem Gebiet der
– sollen, wir es nicht Erziehung nennen? – sind wir stets auf der Suche nach begabten Kräften. Tatsächlich werden wir gerne, sicher nicht in unfreundlicher Absicht, mit gewissen Personen im Baseball-Gewerbe verglichen, welche dort eine ganz ähnliche Funktion wahrnehmen. So ist es auch wirklich.«
»Ich verstehe«, sagte Joenes.
»Ich sollte außerdem hinzufügen«, meinte Dekan Fols weiter, »daß wir nicht so sehr den Träger der 116
entsprechenden akademischen Würden, wie ich und meine Kollegen sie vorweisen können, bevor-zugen, sondern uns vielmehr mit Leuten umgeben, die über eine tiefes Verständnis für ihre Tätigkeit und ihr Arbeitsgebiet verfügen und diese Thematik einem jeden nahebringen können, der beschließt, sich von jenen Kräften unterweisen zu lassen. Zu oft fühlen wir Akademiker uns abgeschnitten von, darf ich es die Hauptströmung der amerikanischen Lebensart nennen? Und so oft haben wir bisher auch jene ignoriert, welche, ohne entsprechende pädagogische Basis, ihre Arbeit mit größtmöglicher Hingabe wahrgenommen haben. Doch ich bin sicher, daß mein Freund Lum Ihnen das alles in viel besseren und treffenderen Worten erklärt hat, als ich es je vermocht hätte.«
Joenes bedachte Lum mit einem flüchtigen Blick.
Lum sagte nun: »Sicher weißt du, daß ich selbst zwei Semester an der USSW lehrte, und zwar hatte ich als Thema ›Die inneren Beziehungen zwischen Jazz und Dichtung.‹ Hier war ‘ne ganze Menge los, Mann, mit den Bongos und was weiß ich noch alles.«
Dekan Fols meinte:
»Mr. Lums Vorlesungsreihe war ein großer Erfolg, und wir würden diesen sehr gerne wiederholen, wenn Mr. Lum sich ...«
»Nein, Mann«, schnitt Lum ihm das Wort ab. »Ich meine, ich will Sie ja nicht enttäuschen, doch Sie 117
wissen genau, daß ich damit nichts mehr zu tun haben will.«
»Natürlich«, versichert Dekan Fols hastig. »Wenn es da noch etwas anderes geben sollte, was sie unbedingt lehren wollen ...«
»Vielleicht gebe ich ein Wiederholungsseminar in Zen«, dachte Lum laut nach. »Schließlich ist Zen wieder in. Aber ich muß intensiv darüber nachdenken.«
»Aber sicher«, meinte Dekan Fols. Er wandte sich zu Joenes um. »Wie Sie sich sicherlich denken können, hat Lum mich vergangene Nacht angerufen und mir Ihre Herkunft und Ihren Werdegang ge-schildert.«
»Das war sehr nett von Mr. Lum«, sagte Joenes wachsam.
»Ihre Herkunft, eben Ihr gesamter Background ist hervorragend«, mußte Fols zugeben, »und ich glaube, daß der Kurs, den Sie anbieten, ein voller Erfolg wird.«
Mittlerweile begann Joenes zu begreifen, daß man ihm einen Posten an der Universität offerierte.
Unglücklicherweise wußte er nicht, was er lehren sollte und was er überhaupt lehren konnte! Lum, der mittlerweile einer Zen-Meditation nachging, saß mit niedergeschlagenen Augen da und gab ihm nicht den geringsten Hinweis.
Joenes sagte: »Es ist mir eine große Freude, an eine so saubere Universität zu kommen wie die 118
Ihre. Was den Kurs angehe, über den ich mich äu-
ßern will ...«
»Bitte mißverstehen Sie mich nicht«, unterbrach Dekan Fols hastig. »Wir haben volles Verständnis für Ihr ganz ausgefallenes Thema und für die Schwierigkeiten, welche eine solche Stunde meistens mit sich bringt. Wir machen Ihnen das Angebot, mit einem vollen Professorengehalt zu beginnen, das sind etwa eintausendsechshundertundzehn Dollar im Jahr. Ich sehe sehr wohl, daß das nicht viel Geld ist, und traurig denke ich manchmal über die Verrücktheit der Welt nach, in der es tatsächlich möglich ist, daß ein Klempner nicht weniger als acht-zehntausend Dollar pro Jahr verdient. Trotzdem hat das Universitätsleben immer noch seine Vorzüge, wenn ich so sagen darf.«
»Ich kann mich sofort auf den Weg machen«, bot Joenes an, da er Angst hatte, der Dekan könne seine
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