Mr. Joenes wundersame Reise
diesem Grund sind die Menschen immer wieder bereit, die größere Gefahr auf sich zu nehmen, um Macht auszuüben, gegen die Bestie zu kämpfen und sich größerer Freiheiten zu erfreuen.«
»Man erkennt deutlich, wie alles miteinander verzahnt ist«, sagte Blake. »Sowohl Herrschender wie Medizinmann können sich nur halten, wenn sie von den Menschen gestützt werden. Ein unbeliebter Herrscher aber hätte niemandem, der ihm im Kampf gegen die Bestie zur Seite stünde, und er würde wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit ge-tötet werden. Ein unpopulärer Medizinmann bekä-
me gar nicht die Substanzen, welche er zum Kampf gegen die Bestie braucht. Diese müssen ja von den Leuten gesammelt werden. Auf diese Weise bleibt 181
dem Herrschenden und dem Medizinmann die Macht nur auf Grund allgemeiner Zustimmung erhalten, und man kann sagen, daß die Bestie auf ihre Art eine funktionsfähige Demokratie erhält.«
»Die ganze Angelegenheit ist auch noch in anderer Hinsicht interessant«, sagte Hanley von der Anthropologie. »Ich glaube, dies ist das erste Mal in der Geschichte, daß der volle Katalog magischer Artefakte notwendig ist, um die Existenz zu ge-währleisten. Und es ist wahrscheinlich auch das erste Mal, daß eine Kreatur auf der Erde in derart enger Verbindung zum Übernatürlichen steht.«
»In Anbetracht der vielfältigen Gefahren frage ich mich«, meinte Joenes, »warum jemand freiwillig bereit sein soll, sich nach Chorowait zu bege-ben.«
»Sie bleiben, weil die Gemeinschaft in sich gut und sinnvoll ist«, entgegnete Blake, »und weil sie gegen einen greifbaren Feind kämpfen können und nicht gegen einen unsichtbaren Wahnsinnigen, der sich perverser Methoden bedient und aus Langeweile mordet.«
»Einige wenige von unseren Freiwilligen hatten schon ihre Zweifel«, gab Dalton zu. »Sie wuß-
ten nicht, ob Sie durchhalten würden, obwohl wir sie davon überzeugten, daß sie genau das Richtige taten. Für diese kleine Gruppe der Unentschie-denen konnte Doktor Broign von der Psychologie eine harmlose und einfache Operationsmetho-182
de entwickeln, mit welcher kleinere Eingriffe ins Gehirn möglich wurden. Diese Operation hatte so gut wie keine Folgen und ist in keiner Weise mit den schrecklichen Lobotomien der Vergangenheit zu vergleichen, bei denen Intelligenz und Persönlichkeit gleich mit herausgeschnitten wurden. Unsere Operation löscht lediglich die Erinnerung an die Welt außerhalb Chorowaits. Danach weiß man nicht mehr, wohin man sich sonst wenden soll.«
»Ist das ethisch vertretbar?« wollte Joenes wissen.
»Schließlich hat jeder der Chorowaiter sich freiwillig gemeldet«, sagte Hanley. »Und dann nahmen wir ihnen ja nichts anderes als eine winzige Portion nutzlosen Wissens.«
»Gern machten wir das nicht«, gab Blake zu.
»Doch das Anfangsstadium einer jeden Gesellschaft wird oft von ungewöhnlichen Problemen gekenn-zeichnet. Zum Glück haben wir unser Anfangsstadium schon in Kürze hinter uns.«
»Die Entwicklung läuft im gleichen Maß fort, wie die Bestie gedeiht und sich vermehrt.«
Die Professoren legten einige Minuten Schweigen ein, um sich zu sammeln.
»Sehen Sie«, ergriff nun Ptolemy das Wort, »wir nahmen große Mühen auf uns, um die Bestie mit einem parthenogenetischen Reproduktionsapparat auszustatten. So wird sie sich, da sie sich selbst be-fruchtet, vermehren und auf benachbarte Gemein-183
schaften verteilen. Jeder Nachkomme wird nicht darauf programmiert sein, sich ausschließlich in Chorowait aufzuhalten, wie es bei der ursprünglichen Bestie der Fall ist. Statt dessen wird jeder Nachkomme sich seine eigene Gemeinde suchen, die er terrorisieren kann.«
»Doch andere Menschen werden den Ungeheuern hilflos gegenüberstehen«, wandte Joenes ein.
»Nicht allzu lange. Sie werden sich in Chorowait erkundigen und werden dann erfahren, wie sie sich gegen ihre Bestie zur Wehr setzen können.
Auf diese Art und Weise entstehen weitere Gemein-den nach dem Vorbild Chorowaits, und schon bald wird sich die Gesellschaft der Zukunft über den ganzen Erdball verteilt haben.«
»Wir wollen es natürlich nicht allein dabei belassen«, verkündete Dalton eifrig. »Die Bestie ist ja ganz in Ordnung, doch weder sie noch ihre Nachkommen sind vollkommen sicher vor der destruktiven Intelligenz des Menschen. Deshalb haben wir uns weitere finanzielle Unterstützung bei der Regierung gesichert und bauen irgendwann andere Kreaturen.«
»Wir werden die Himmel mit mechanischen Vam-piren
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